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Er zeigte mir direkt sein strahlendes Lächeln und ließ sich neben mir auf das Gras fallen, als ob ich darum gebettelt hättet. "Du kommst mir bekannt vor." meinte er und ich nickte nur. Viel zu überwältigt war ich von seinem Erscheinen. Er sah so gut aus. Und es fiel mir jetzt auf, dass er Englisch redete. "Was hast du da gerade gespielt?" fragte er und strahlte mich an. "Ach, nur so eine Melodie, die mir schon lange im Kopf herum geht. Wie heißt du überhaupt?" Wenige Sekunden lang guckte er mich stutzig an, doch fing sich dann wieder und antwortete mir.  "Shawn, mein Name ist Shawn. Und deiner?" "Ich bin Lisa. Ungewöhnlicher Name, Shawn." "Ich komm aus Kanada. Da ist der Name normal." "Oh ok. Was machst du hier?" "Arbeiten und du?" Man sah sofort, dass er sich innerlich als dämlich bezeichnete, wegen dieser Frage. "Leben." lachte ich "Eigentlich nenn ich es nur einen Zwischenstopp, ich fliege in zwei Wochen nach Amerika. Ist aber eine etwas längere Geschichte." "Hast du Lust mir die Geschichte morgen zu erzählen? Ich muss jetzt los." So schnell wie er sich hingesetzt hatten, so schnell war er schon wie von einer Tarantel gestochen aufgesprungen. "Äh, klar." Ich war ein wenig überrumpelt. "Cool, ok. Morgen, gleiche Uhrzeit, gleicher Ort?" "Ja, klar." "Ok, bis morgen. Ich freu mich dich wieder zu sehen." grinste er und rannte weg, als ob er verfolgt werden würde. Diese Begegnung kam mir wie ein Traum vor.

Lange saß ich nicht mehr an diesem Platz und dachte über unsere Begnung nach. Die Spannung zwischen uns war genau die gewesen, die ich schon am Flughafen gespürt hatte und ich musste sie wieder spüren. Es war wie eine Droge. Doch das Geld musste dafür eingeholt werden, ihn in Amerika wieder zu finden, also schnappte ich mir meine Gitarre und meine Jacke und stellte mich in die Stadt.

Vereinzelt blieben ein paar Menschen stehen, während ich sang, doch schon bald sah ich das Ordungsamt anrück. Ich hatte die Genehmingung vergessen und das konnte nicht gut enden. Als ich dann in der Wohnung das Geld zählte, überraschte mich der Betrag selber. Knappe 40€ und das schon nach so kurzer Zeit. Ich gab mir einen stolzen Schulterklopfer und kümmerte mich dann um das wohlverdiente Abendsessen.

In der Nacht lag ich noch Stunden lang wach. Egal was ich tat, ich konnte einfach nicht einschlafen. Ich wälzte mich auf dem Boden von einer Seite zu anderen und überlegte öfters. ob ich mich nicht einfach auf die versifte Matratze legen sollte, doch schon beim Gestank dieser wurde mir schlecht, also wurde sie kurzerhand mitten in Nacht aus dem Fenster geschmissen. Meine Laune erreichte den Tiefepunkt, als die Sonne aufging und ich kein Stündchen geschlafen hatte. Irgendwas musste ich tun, also entschloss ich mich einer der ersten beim Einkaufen zu sein. Ich brauchte nur ein paar Kleinigkeiten, essen tat ich sowieso nicht und wenn holte ich mir etwas, während ich Straßenmusik machte. Doch ich wusste, dass sich das auf längere Zeit hinaus auf meinen Geldbeutel auwirken würde und ich das Geld unbedingt brauchen würde. In Amerika wollte ich nicht unter freien Himmel schlafen. Meine Planung war dass ich mit meinem Rucksack ein wenig durch Amerika reisen würde, mir hier und da ein wenig Geld verdienen würde und versuchen würde in den günstigsten Unterkünften zu schlafen, die ich finden konnte. In den letzten zwei Jahren hatte ich einfach gelernt, was es hieß, minimalistisch und spartanisch zu leben, nur da hatten alles meine Eltern geregelt und nun stand ich auf meinen eigenen Beine und wusste, die Welt hatte noch sehr viel zu bieten.

Pünktlich um die gleiche Uhrzeit stand ich genau an dem Punkt, an dem ich gestern neben ihm gesessen habe, doch er war nicht da. Mittlerweile regnete es aus Eimern, obwohl ich heute bei Sonnenschein aufgestanden war. Wenn es noch möglich war, sank meine Laune noch tiefer. Nach einer halben Stunde stehen hatte ich keinen Bock mehr zu warten. Er dachte wohl, er war was . Egal was oder wer er war, man ließ niemanden im Regen stehen. Gerade als ich mich umdrehen wollte und gehen wollte, hörte ich ein "Warte." Er stand leicht außer Atem auf dem rasen, nicht weit von mir entfernt und hatte seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. "Warte, bitte. Es tut mir leid, dass ich zu spät bin. Ich hatte auch wenig Zeit. Ich wollte dich nur nochmal sehen, bevor ich abreise." meinte er und kam näher. "Du reist ab?" Für die Frage hätte ich mir augenbicklich eine rein hauen können. Das hatte er doch gerade gesagt. Sofort zeigte er sein wunderschönes Lächeln, es sah ein bisschen so aus, als ob er mich auslachte. "Du hast gesagt, du bist bald in Amerika?" "Ja, ich flieg in 3 Woche.  "Gut, ok. Möchtest du dich vielleicht dann mal mit mir treffen?" "Äh, ja, klar." Ich war ein wenig überrumpelt von seiner Frage. "Gut, dann ruf mich an." meinte er, drückte mir einen kleinen Zettel in die Hand und verschwand, so schnell wie er gekommen war. Meine Hand kribbelte an der Stelle, die er beim ablegen des Zettel gestrichen hatte und mein Blick haftete fest an seinem Rücken. Ich wollte ihm noch hinterher rufen, dass ich kein Hany mehr besaß. Doch mein Mund blieb still. Ich wollte ihm noch hinterher rennen, um ihm noch ein einziges Mal in die Augen zu sehen. Doch meine Füße blieben fest mit dem Boden verankert. Ich wollte, doch mein Körper reagierte nicht. Mein Herz schrie, doch mein Gehirn gab sein Kommando nicht.

Only For You | Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt