Teil 20

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"Tja, wo soll ich anfangen. Ich musste gestern schnell los, weil ich meine kleine Schwester von einer anderen Party abholen sollte. Ich habe mich bereit erklärt, weil meine Mutter sie einfach nicht mehr im Griff hat. Sie geht nur noch feiern, kommt kaum nach Hause, geht nicht in die Schule und meine Mutter weiß überhaupt nicht, wo sie sich jeden Tag aufhält. Ich habe gedacht, wenn ich sie abhole, geht sie vielleicht freiwillig mit. Mum will, dass sie endlich wieder Zuhause schläft. Als ich aber dort ankam, wo ich sie abholen sollte, war sie einfach nicht da. Natürlich habe ich mich umgehört, wo sie sein könnte. Irgendein Typ mit Dreads hat mir dann gesagt, dass sie vielleicht im Heart ist, also bin ich dort hin gefahren. Da hab' ich sie dann auch gefunden. Allerdings war sie völlig neben der Rolle, hing auf Toilette über der Kloschüssel, hat sich die ganze Zeit übergeben und ich konnte nichts von dem verstehen, was sie mir entgegen gemurmelt hat. Natürlich habe ich sie samt Jacke und Handtasche ins Auto getragen und nach Hause gebracht. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sie ausgesehen hat. Ihre Schminke war über ihr ganzes Gesicht verteilt. Lippenstift, Wimperntusche. Sie sah aus wie der Joker. Sie hat nur noch Unsinn geredet, als ich sie ins Haus getragen habe und sie hat gestunken. Nach Alkohol, Rauch und Schweiß. Ich habe sie ins Bett gelegt, zugedeckt und bin leise wieder verschwunden.
Ich versteh nicht, was mit ihr los ist."

"Scheiße und das sagst du mir jetzt erst? Seit wann ist das denn so?"

"Ich weiß nicht. Vor einem Monat habe ich noch mit ihr geskypt und da schien alles in Ordnung zu sein."

"Und jetzt bist du nach Hause gekommen und hast das gleich erfahren?"

"Ja ich bin am Mittwoch wieder gekommen. Ich wollte dir nichts davon erzählen und dich überraschen. Ich dachte wir können meine Rückkehr ordentlich feiern. Aber dann habe ich von meinen Eltern erfahren, wie sich meine Schwester zur Zeit verhält. Ich habe überlegt dir davon zu erzählen. Aber dann wäre die ganze Überraschung dahin gewesen. Also habe ich beschlossen dich zu überraschen und dann meine Schwester zu holen."

"Warum hast du denn gestern nichts davon gesagt?"

"Na ich wollte euch die Party nicht versauen. Ich wäre auch wieder gekommen, nachdem ich sie nach Hause gebracht hätte. Ich wusste ja nicht, dass es so extrem ist."

"Hast du schon mit deiner Schwester geredet?"

"Nein. Sie war ja nie Zuhause. Ich habe nur über WhatsApp gefragt, wo sie Samstagabend ist und ob ich sie abholen kann. Darauf hat sie mir ganz normal geantwortet. Obwohl es mich schon gewundert hat, dass sie gar nichts dazu sagt, dass ich wieder da bin."

"Ich versteh das alles nicht. Wo ist das kleine liebe Mädchen von früher, dass immer zu uns rüber kam, um sich ein Buch auszuleihen oder ein bisschen Mehl zum backen? Es war so schön, als wir noch im selben Haus gewohnt haben."

"Ich kann es dir wirklich nicht......."

In dem Moment kommt eine Schwester zum Zimmer herein und gibt uns den Entlassungsbrief. Sie sagt mir noch, dass ich keine anderen Medikamente mehr einnehmen soll und erstmal auf Alkohol verzichten. Außerdem gibt sie mir einen kleinen Zettel, auf dem die Telefonnummern einiger Psychologen stehen.
Jonas nimmt mich in den Arm und wir verlassen zusammen das Krankenhaus.

Little LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt