Kapitel 7

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Ich schrak auf. Mein Pulsschlag war aus seinem normalen Rhythmus gekommen und hemmerte stattdessen so schnell, dass man schon Angst haben müsste, das Herz würde gleich stehen bleiben. Ich wollte tief durchatmen, doch es ging nicht richtig. Ich wollte meinen Körper bewegen, aber das ging auch nicht. Meine Augen vergrößerten sich von der einen auf die andere Sekunde so, dass es nicht mehr weiter ging. Mein Puls wurde noch schneller und ich fing an zu strampeln. Ich versuchte mich mit aller Mühe loszumachen. Meine Panik wurde noch größer, als die in meiner Vision, weil ich wusste, dass es wirklich geschah. Es war real. Alles hier war real! Ich sah in die linke Ecke. Elea saß gefesselt auf dem kalten Boden und starrte mich wieder mit dem "was hast du getan?!" Blick an. Vor Verzweiflung schloss ich meine Augen und zählte bis drei, in der Hoffnung, wenn ich meine Augen wieder öffnete, mich nicht mehr hier zu befinden, sondern am Esstisch.
Aber leider saß ich immer noch auf der gleichen Stelle, wie zuvor. Ich rieb meinen zugeklebten Mund an meiner Schulter, damit sich das Klebeband von meiner Haut löste. Es dauerte zwar einbisschen, aber es funktionierte wirklich! Ich atmete einmal tief durch und lehnte meinen Kopf am Regal an. »Was ist passiert?« fragte ich und war schon auf das schlimmste vorbereitet. »Das fragst du auch noch?! Die ach so schlaue Leonie dachte sich, ach wie wärs wenn ich einfach das gleiche mache wie im Traum? Und tada nun sitzen wir hier! Haste echt gut nachgestellt!« sagte Elea ironisch. »Sorry, ich kann mich wirklich nicht dran erinnern, dass ich das hier gemacht habe...ich frag mich nur wie ich mich selbst gefesselt habe...« »Tja das habe ich mich auch gefragt nachdem ich von dir niedergeschlagen worden bin und danach hier drinnen wieder aufgewacht bin...« antwortete sie mir genervt. »Ich habe was?!« »Jap...du hast geweint, mir eine runtergehauen und ja das ist dann daraus geworden.« ich war irgendwie geschockt darüber, was ich alles während meinen Visionen machte. »Sie kontrolliert mich! Das bin in diesem Moment nicht ich, sondern sie!« »Wer?« »Anastacia!« ich hatte so einen Hass auf dieses Mädchen, das glaubt ihr gar nicht! Ich hatte sie zwar erst einmal in einer Vision, ich wiederhole: in einer Vision, gesehen, aber ich konnte sie jetzt schon nicht mehr leiden. Wie denn auch?! Sie machte uns das Leben zur Hölle und sie kriegte es nicht mal hin sich uns etwas früher vorzustellen! Die Vorstellung war etwas komisch: »Hey Leute, ich bin Anastacia Gasier und ich werde euch ab jetzt das Leben schwer machen, dass ihr euch keinen Schritt mehr traut. Aber damit alles lustiger ist, mache ich es in der Form eines Spieles. Das wird sicher lustig!«
Ich schüttelte schnell die dummen Gedanken aus meinem Kopf und konzentrierte mich wieder auf das wesentliche. Und das war gerade das Ziel hier rauszukommen. Dieses Mal wusste ich schon welche Möglichkeit es gab uns zu befreien. Das Glas! »Elea siehst du das Glas da oben?« ich deutete auf die obere Ecke des Regals neben ihr. »Ja...« »Okay, trete mit deinem Fuß gegen das Regal, damit das Ding runterfällt.« sie befolgte meine Anweisungen und das Glas fiel zu Boden. Mit meinen gefesselten Füßen versuchte ich an eine Scherbe zu kommen. Elea schaffte es an eine ranzukommen und ich ebenfalls. Zuerst begann ich die Kabelbinder um mein Handgelenk, was hinter meinem Rücken war, zu durchtrennen. Zugegeben, es war gar nicht so leicht wie ich dachte. Zu dem, dass meine Hände hinter meinem Rücken waren, kam noch, dass man nicht sehr viel da hinten sehen konnte und man somit ziemlich oft abrutschte und sich kleine Schnitte in die wunde Haut verpasste. Doch irgendwann schafften wir es und starteten, unsere Füße zu befreien. Das ging eindeutig besser mit beiden Händen! Als wir von allen Fesseln befreit waren, rieb ich an meinen Handgelenken. Sie taten echt weh. Und ich konnte immer noch nicht glauben, dass ich ernsthaft so dumm war und mich selbst in diesem komischen Auto, das anscheinend wirklich exestierte, gefesselt hatte! Als ich aufstand, knickte ich wieder etwas ein, da mein Schienbein höllisch schmerzte. Mir fiel ein, dass mir in der Vision eine Leiter, die wirklich an der selben Stelle stand, auf genau dieses Schienbein gefallen war. Ich humpelte zu Elea und half ihr auf die Füße und nahm sie daraufhin in den Arm. »Es tut mir leid! Aber das war ich nicht! Sie kontrolliert mich während den Visionen.« »Schon gut! Ich glaub dir!« sie erwiderte meine Umarmung. »Okay ich muss jetzt so schnell wie möglich hier raus!« ich sah mich nach einer Tür um. Aber ich fand auf die schnelle keine. Elea ging zu der Seite, wo auch die Leiter stand und betrachtete diese Wand genauer. »Ich glaube das sind zwei Türen. Warte...« sie ging ein paar Schritte weiter nach hinten, nahm Anlauf und lief mit voller Wucht gegen die Türen. Doch leider tat sich nichts. »Warte ich helfe dir!« dieses Mal nahmen wir beide Anlauf und krachten gegen die Türen. Und tatsächlich, die Türen gingen auf. Wir hatten so viel Schwung, dass wir, als die Türen schon offen standen, aus dem Auto fielen und auf der Straße, nicht gerade sanft, aufkamen. Ich versuchte aufzustehen, aber ich sackte sofort wieder ein. »Was ist mit deinem Bein los?« fragte mich Elea verwundert, während sie sich aufrappelte. »Ich weiß es nicht...« ich hatte zwar eine Vermutung, aber ich konnte es mir nicht ganz erklären. Elea kam auf mich zu und stützte mich, damit wir so schnell wie möglich voran kamen und wieder zurück ins Haus gehen konnten. Ich und Elea sahen uns um und es fiel uns beiden auf, dass wir diesen Parkplatz schon kannten. Denn es war direkt vor dem Haus. »Wow sehr einfallsreich!« sagte ich ironisch. Naja ich sah es positiv, dann müssten wir nicht lange laufen.

5 Tage später
Elea
Ich kam zu Leonie auf die Couch mit ner Schüssel Chips in der Hand. »Und?....welchen Film wollen wir uns anschauen?« ich griff in die Schüssel und stopfte mir eine Handvoll Chips in den Mund. Leonie schaltete zwischen den verschiedensten Kanälen hin und her, doch es sah nicht gerade so aus, als ob sie fündig wurde. »Es läuft nur Schrott!« klagte sie genervt. »Warte vielleicht sind ja dort unten Filme!« ich zeigte auf ein kleines Regal unter dem Fernseher. Leonie nickte und schaltete immer noch weiter, um sicher zu gehen, dass kein guter Film im Fernseher lief. Ich ging währenddessen zu dem Schrank und kniete mich auf den Boden. »Hast du schon etwas gefunden?« fragte sie mich. »Ne da sind keine...vielleicht sind da ja welche drin.« ich machte eine schranktür auf und tatsächlich! Dort lag genau eine DVD. Aber ohne Hüllen und es wies sonst auch nichts darauf hin, um welchen Film es sich handelte. Schulter zuckend nahm ich sie und schob diese in den DVD-Player. Danach schmiss ich mich auf die Couch neben Leonie und bot ihr Chips an, aber sie lehnte ab. Dann hatte ich wenigstens mehr für mich. Grinsend griff ich in die Schüssel.
Tja wie sollte es anders sein....es war ein Horrorfilm. Was für eine Überraschung! Wäre ja auch zu harmlos, wenn es sich nur um eine lustige Komödie oder so gehandelt hätte. Da würden wir ja lachen! OMG wir würden ja sowas von gegen die Regeln verstoßen! Wahrscheinlich hätte sie uns danach das Leben noch mehr zur Hölle gemacht! Also konnten wir nur von Glück reden, dass uns dieser Horrorfilm zur Verfügung gestellt worden war. Und ich musste zugeben....dieser Film war ganz schön gruselig. Die meiste Zeit umklammerte ich meine Schüssel oder verkroch ich mich unter meiner Decke, die ich mir vorhin geschnappt hatte. »OMG mach nicht die Tür auf! Geh nicht zu dieser Tür!!!!!! Nein nein nein nein nein nein!!!!!!!!!« schrie ich den Typen auf dem Bildschirm an. Das war so Klischee, aber trotzdem Mega geuselig. »Ohhh goootttt!!!! Wieso haben sie sich aufgeteilt?! Wo ist Kate? Oder Mike?« rief Leonie. Es war aber auch echt bescheuert! Wieso mussten die in Horrorfilmen immer so doof sein und die in den krankensten Umgebungen oder Wäldern oder verlassenen, kaputten Häusern trennen?! Das ist die dümmste Logik, die ich je in meinem Leben gehört hatte.

Bei der Hälfte des Films stand Leonie auf. Ich warf ihr einen fragenden Blick zu. »Ich geh jetzt schlafen. Ich bin echt müde!« sie rieb sich die Augen. »Okay, ich schau den Film noch fertig. Gute Nacht.« ich lächelte sie an und konzetrierte mich danach weiter auf den Film. Gespannt starrte ich auf den Bildschirm und wartete was als nächstes in dem Film geschehen wird.
Auf einmal nahm ich ein undefinierbares Geräusch wahr. Ich sah mich um, doch da war nichts. Ich vermutete, dass es aus dem Film stammte, also schaute ich entspannt weiter.
Nach einer Zeit kam es wieder. Okay jetzt war ich mir sicher, dass hier jemand war! »Leonie?!« ich wartete ab, aber es kam keine Antwort. »Leonie wenn das ein Scherz sein soll, dann ist das ein verdammt doofer Scherz! Ich meine es ernst hör auf!« allmählich bekam ich es mit der Angst zu tun. Es kam immer wieder. Aber immer verschiedenen Geräusche. Das eine war angsteinflößender als das andere. Ich ging durch das dunkle Wohnzimmer. Ich war mir sicher, dass es aus dem Keller kam! Schluckend schnappte ich mir ein Messer und begab mich auf den Weg in den Keller. Schritt für Schritt ging ich weiter. So leise wie möglich machte ich die erste Tür auf. Das Messer immer bereit, schaltete ich das Licht an. Aber dort war nichts. Das Geräusch ertönte erneut und dieses Mal wusste ich aus welchem Raum es kam. Ich ging auf die Tür zu. Es war die Tür zum Heizungsraum. Mein Herz raste und ich zitterte, wie eine Verrückte. Langsam drückte ich die Türklinke hinunter und stieß ängstlich die Tür auf. Ich trat in den Raum und auf einmal fiel die Tür hinter mir zu. Ich zuckte zusammen und rüttelte an der Tür. Sie war verschlossen. Panisch versuchte ich den Lichtschalter zu finden, um das Licht an zu machen. Aber es ging nicht an.
Das Geräusch erklang ein weiteres Mal, aber energischer und kreischender. Das letzte an was ich mich erinnerte, war mein panischer Schrei.

Tears of destinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt