Kapitel 8

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ELEA
Mein Herz schlug unkontrolliert schnell und ich sah durch meine weit aufgerissenen Augen wieder alles klar und deutlich. Ich blutete. Aber ich fühlte keinerlei Schmerzen. Mein Mund war starr. Ich konnte ihn nicht aus der leicht geöffneten Schockstarre rausholen. Genauso wie alles andere an meinem Körper. Ich wollte nach Leonie rufen, doch es kam kein Ton aus mir heraus. Mein Gehirn lief auf Hochtouren und es meldete nur eine Sache, wie Alarmanlagen: ABHAUEN!
Ich wollte ja, aber es ging einfach nicht. Mein Verstand konnte sich nicht erklären, was geschehen war. Aber ich wusste ganz genau was und wer mir das angetan hatte. Ich wollte es nicht wahrhaben, dass jemand so ein Hass auf andere haben konnte. Immer noch unbewegt, saß ich in einer Ecke zusammen gekauert und hoffte auf Rettung.

LEONIE
Ich schrak auf.
Elea!
Ich stürmte aus meinem Bett, lief die Treppe hinunter und griff nach einem Messer. Man konnte nie sicher genug sein. Ich folgte den Hilferufen und landete schließlich im Keller. Es war dunkel und kalt. Trotz dass ich den Keller eigentlich fast immer gemieden hatte, wusste ich genau was sich hinter welcher Tür befand. Es war auch nicht sonderlich schwer, sich das zu merken, da es nur vier Räume gab. Ein erneuter Hilferuf ertönte und gab mir zu erkennen, woher er kam. Ich steuerte auf die dritte Tür zu und drückte nervös die Türklinke vorsichtig nach unten. Mein Körper war angespannt und ich hatte Angst. Ich war auf das schlimmste vorbereitet, was sich vielleicht hinter dieser Tür verbarg.
Vorsichtig stieß ich sie auf und tastete nach dem Lichtschalter. Das Licht ging an und ich erschrak. In der Ecke saß Elea und zitterte. Spätestens bei diesem Anblick wurde mir klar, dass wir uns endlich mal wehren mussten. Wir waren ihre Puppen. Ja ich sagte ihre. Von Tag zu Tag war ich mir immer sicherer, dass es das Mädchen aus der Vision wirklich gab und sie uns das alles antat. Wie ich darauf kam? Sie hatte uns schon so oft Tipps gegeben, die aber ein durchschnittlich intelligenter nun mal nicht sofort wahrnahm. Und ich bin jetzt nicht eingebildet und behaupte, dass ich total schlau war, denn das wusste ich selbst, dass es nicht so war. Aber ich, als normal kluger Mensch wie die meisten, habe mehr nachgeforscht.
1. konnte man einfach den Namen im Internet suchen, da sie uns, bzw. mir, ihren Namen verraten hatte. Wie nett von ihr....
2. ihre Worte: Schön euch mal so nah sehen zu dürfen, Leonie und Elea.
3. in meinen Visionen hatte ich öfters ganz ganz weit weg von mir ein kleineres Mädchen in einem weißen Nachthemd/Kleid gesehen. Meistens im Wald oder anderen komischen Orten, wo man eben nicht gerade solche Gestalten, die einen wie hypnotisiert und teilweise auch rachesüchtig anstarrten, sehen will.
Und 4. immer wenn etwas geschah, hört ich Geflüster, ein undefinierbares Genuschel. Nun wurde mir klar was sie sagten: »ihr müsst büßen! Nun seid ihr das Opfer und nicht ich. Anastacia Gasier...Anastacia Gasier...Anastacia Gasier...« dies wiederholte sich immer und immer wieder. Was diese Sätze bedeuten sollten, musste ich noch rausbekommen aber es hörte sich auf jeden Mann nicht gerade positiv an! Trotzdem war jetzt einfach die Grenze überschritten und jetzt werden wir ihr Spiel mitspielen und Anastacia fertig machen!

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass die Gelegenheit viel schneller kam als gedacht. Doch dies hatte riiieeeßßige Folgen!
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Mittlerweile war es Samstag also drei Tage nach dem Vorfall im Keller. Elea wollte mir einfach nicht sagen was mit ihr dort unten geschehen ist, aber nach ihren Verletzungen zu urteilen, wurde sie nicht gerade sanft behandelt. Gemeinsam haben wir ihr einen Verband um den rechten Oberarm und mehrere Pflaster verpasst. Ich muss zugeben, wir sahen echt beschissen aus. Ich musste, nachdem die unerklärliche Verletzung an meinem linken Bein von der wahrgewordenen Vision nicht besser geworden war, mit dämlichen Krücken, die wir gefunden hatten, rumlaufen. Elea hatte sämtliche Verbände von dem selben Tag und von dem Geschehnis in dem Heizungsraum.

Elea saß auf der Couch und schaute mal wieder irgendeinen Schrott. Tja aber ich war nicht besser. Nachdem ich nicht wusste was ich tun sollte, setzte ich mich zu ihr. Sonst hätte ich jetzt in meinem Buch rumgestöbert und gehofft, irgendwas über ein verrückt gewordenes Mädchen in einem weißen Kleid, zu finden. Es fehlten nur noch Blutspritzer auf ihren Klamotten und vielleicht an ihren Händen. Und tada ein perfektes Horrormädchen. Ach das wird bestimmt auch noch kommen!, dachte ich mir. Aber diese miese Show, die sie mit uns abzieht kann sie sich sonst noch wo hinstecken! Ab jetzt werden ich und Elea alles dafür machen, um sie zu besiegen. Nur wie war noch die Frage....
In Gedanken versunken blickte ich auf den Bildschirm.

Tears of destinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt