Es war ein kalter und gefährlicher Winter in der Stadt Mareen. Einwohner dieser Kleinstadt verließen ihre Häuser jetzt nur selten. Wenn sie ihre Häuser verließen, dann nur für wichtige Arztbesuche oder wenn sie dringend Lebensmittel benötigten. Auf den Straßen war kaum etwas zu sehen, der Schneesturm vernebelte einem die komplette Sicht. Die Straßen waren völlig vereist und jeder wusste, dass dies der schlimmste Winter seit langem war.
„Mom, es ist wunderschön. Ich würde so gerne rausgehen.", sagte die kleine Davina zu ihrer Mutter, während sie mit strahlenden Augen aus dem Fenster in die bizarre Eislandschaft schaute.
„Davina. Es sieht vielleicht wunderschön aus, doch es ist viel zu gefährlich. Der Schein trügt nun mal, das solltest du lernen."
Doch sie hörte die Worte ihrer Mutter kaum. Der Schnee verzauberte sie. Davina war wie in Trance, sie war in einem Zustand gefangen, in dem sie sich selbst nicht befreien konnte. Somit hörte sie nur dumpfe Worte, die rasch verblassten und nicht bis zu ihrem Geiste drangen. Sie wollte den Schnee und die eisige Kälte auf ihrer Haut spüren. Sie wollte wissen, wie es sich anfühlte, völlig mit diesem Zauber ummantelt zu sein. Also begab sie sich zuversichtlich nach draußen, schloss hinter sich die Haustür und rannte direkt in das Chaos aus weißen Kristallen hinein. Ihre Sicht war betrübt, doch sie hatte keine Angst davor, weil sie die Gefahren nicht kannte.
„Davina!", schrie eine bekannte Stimme hinter ihr. „Du kommst sofort zurück!".
Als sie die Stimme wahrnahm, lief sie so schnell sie konnte. Sie wollte nicht, dass es jetzt schon endete. Also begann sie zu rennen. Die eisigen Schneeflocken prallten gegen ihr Gesicht, doch es gefiel ihr. Der Boden war glatt, das spürte sie, doch durch diese Unsicherheit ließ sich Davina nicht aufhalten. Sie rannte immer weiter in das wallende Flockenchaos, in den Zauber hinein, der sie einfach völlig einnahm. Ihre Mutter war ihr wahrscheinlich hinterher gerannt, doch sie würde sie nicht finden können, dachte sie sich.
Als Davina nach etlichen Schritten stoppte, spürte sie allmählich die Kälte, gegen die sie doch nicht ankämpfen konnte. Warum war sie überhaupt nach draußen gelaufen? Warum musste sie immer so dermaßen dumme Sachen anstellen? Sie drehte sich im Kreis und versuchte irgendetwas zu erkennen. Doch da war nichts. Der Schnee nahm ihr jegliche Sicht weg.
Ich bin eine Kämpferin...
Tapfer sprach sie sich die Worte zu.
...und ich vermisse dich.
Worte, die sie daran erinnerten, weshalb sie überhaupt hier draußen war. Sie erkannte allmählich den Grund ihres waghalsigen Ausfluges. Der Winter, die Schneeflocken und die eisige Kälte, lösten eine Gänsehaut in ihr aus, die sie nur aus einem bestimmten Grund bekam. Als sie vorhin durch das Fenster nach draußen schaute, empfand sie es als wunderschön. In diesem Augenblick wurde ihr bewusst, weshalb sie den Schnee und die Kälte so bewunderte. Also schloss sie einfach ihre Augen und erinnerte sich zurück. Zurück an schöne Momente...
Daddy...
Sie sah sich und ihren Vater, wie sie gemeinsam einen Schneemann bauten. Sie alberten herum, bewarfen sich gegenseitig mit Schneebällen und genossen jeden Augenblick miteinander. Ihr Vater war damals immer schon eine starke Schulter für sie gewesen. Er war es, der ihr Gutenachtgeschichten erzählte und gemeinsam mit ihr einschlief, weil sie sich vor bösen Kreaturen unter ihrem Bett fürchtete. Er war es, der ihr das Fahrradfahren beibrachte. Es waren Dinge, die für jedes Kind etwas selbstverständliches sein sollten. Doch für Davina waren es Momente, an denen sie sich gerne zurückerinnerte und besonders waren. Denn ihr Vater war nicht mehr da. Daddy war bereits gestorben. Eine Tatsache, die sie nur schwer verkraften konnte.
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Impossible
FantasyDer Tod ist etwas Schreckliches. Etwas, das wir nicht rückgängig machen können, so sehr wir es uns auch wünschen. Davina ist eine Hexe und hat die Liebe ihres Lebens verloren. Sie befindet sich in einer Situationen, in der nur noch die Hoffnung sie...