Hakim:Hör zu,du bleibst hier und wartest bis ich mit ihm fertig bin. Komm nicht zu uns,verhalt dich einfach..unauffällig.
Unauffällig war bisher nicht so meine Stärke gewesen,aber ich muss mich jetzt zusammenreißen, wenn ich nicht auch noch den Super-Gau auslösen wollen würde. Es war ohnehin schon schwer genug bis hierhin gewesen. Ich durfte mich gestern schön rausreden,eher rauslügen,wo ich denn gewesen bin,während ich eigentlich bei meiner Oma hätte gewesen sein müssen. Dann musste ich irgendwie an Amiras Handy kommen, um Hichams Nummer zu bekommen. Nicht nur,dass es mega unhöflich ist,einfach so das Handy anderer zu durchsuchen,es herrschte immer noch Eiszeit zwischen uns beiden.Die Tatsache,dass ich ohne zu fragen an ihr Handy ging,hätte bestimmt nicht zu einer Versöhnung beigetragen. Aber gut, sie hat nichts davon mitbekommen. Und nur so konnte Hakim Hicham heute in dieses Café bestellen. Ob es eine gute Idee von mir war,mitzukommen? Ich weiß es nicht, in Anbetracht dessen,dass ich wieder ungefragt das Haus verlassen musste,wohl eher nicht. Hakim nahm mich auch nur widerwillig mit,ich musste versprechen das Geschehen nur von weitem zu beobachten. Besser als nichts. Unvorstellbar für mich,jetzt zuhause zu sitzen und abzuwarten. Und nachzudenken. Den Teufel an die Wand malen. Ich wusste eigentlich gar nicht genau,was Hakim vor hatte zu sagen oder was Karim ihm befohlen hat, aber ich musste jetzt einfach auf die beiden vertrauen. Verbesserungsvorschläge hätte ich zu dem Plan sowieso nicht beitragen können,da ich keinen hatte.
Salma:Da kommt er..Oh man bitte pass auf.
Hakim:Haha,machst du Witze?Er ist ein Kopf kleiner als ich. Mach dir lieber Sorgen um ihn.
Salma:Ich dachte du willst mir helfen?Es war nie die Rede davon,dass du ihn jetzt vermöbelst!
Hakim:Vertrau mir. Und jetzt hau hier ab bevor er dich sieht. Lass dein Handy an,ich ruf dich an,wenn ich mit ihm fertig..wenn wir fertig sind.
Mir war plötzlich speiübel. Nichts für ungut,mir gefiel der Gedanke eigentlich,dass Hicham mal so richtig auf die Fresse bekommt nach all dem,was er sich erlaubt hat. Aber das würde nur noch mehr Aufsehen erregen und noch mehr Ärger einbringen. So oder so konnte ich keinen Einfluss mehr auf Hakim nehmen,denn er lief in großen Schritten in Richtung Café,wo Hicham Ausschau haltend, mit verschränkten Armen stand und wartete. Mein 13 Jähriges Ich würde der Anblick wahrscheinlich gefallen. So cool und unnahbar stand er da, aber ich würde ihn nie wieder so sehen können. Es ist schon merkwürdig,wie sich die Dinge manchmal so ändern,dass man jemanden für immer und unveränderlich mit anderen Augen sehen wird. Als hätte man eine ganz andere Person vor sich. Der Gedanke daran und die Bilder in meinem Kopf,wie oft ich schon alleine mit ihm gewesen bin, ließen mir keinen Platz zum atmen.Alles,was ich an ihm mochte,hat sich mit einem Mal ins negative Extrem gewandelt. Sein Ich-schau-dir-tief-in-die-Seele Blick wurde zu einem hässlichen,durchbohrenden Blick. Das charmante Lächeln zu einem selbstgefälligen Grinsen. Für Außenstehende mag das komisch erscheinen. Man könnte sich fragen, wie dumm und dämlich und blind ich gewesen sein muss. Wie schwach, dass ich mir alles gefallen ließ. Wie naiv,dass ich seine Spielchen all die Jahre mitspielte. Ich kann keine der Fragen beantworten, da ich es mir selbst nicht erklären kann.
Ich saß auf einer Bank und hatte mir einen Orangensaft geholt. Entgegengesetzt dem,was wir ausgemacht hatten,hat Hakim sich ganz hinten im Café mit ihm verschanzt. Ich konnte als so gut wie nichts erkennen und das anfänglich gespannte Beobachten wurde zu einem nervenaufreibendem Warten. Die Minuten vergingen im Schneckentempo und ich konnte nichts machen,als da sitzen und der Menge zu schauen. Unter ganz vielen unbekannten Gesichtern sticht ein Gesicht plötzlich heraus. Ein Mann genau gegenüber von mir,er saß an den Steinen am Wasser,telefonierte und schaute jedem weiblichen Wesen hinterher,das an ihm vorbei ging. Er widerte mich allein deshalb schon an,aber irgendetwas zwang mich,weiterhin zu sehen. Die Sonne fiel mir aber ständig ins Gesicht,er kam mir bekannt vor,aber ich wusste immer noch nicht woher. Ich warf einen letzten Blick zum Café,weder Hakim noch Hicham waren zu sehen. Ich entschied mich ein Stück zu laufen, vielleicht würde ich den Mann aus der Nähe erkennen.Und als ich ihn erkannte,wünschte ich mir,ich wäre einfach auf dieser verdammten Bank sitzen geblieben.Wieso begegnet man Menschen,die man nie wieder sehen will,dann doch immer wieder? Wieso? Ich wollte mich einfach wieder umdrehen und zurück an meinen Platz gehen. Oder weiter weg,weiter weg wäre besser. Aber er hatte mich jetzt auch entdeckt.
Typ:Hey, ey warte mal.
Ganz ruhig,vielleicht meint er nicht dich. Einfach weitergehen. Bis er mich an der Schulter packte und mich zu sich umdrehte.
Typ:Dich kenn ich doch. Du bist doch die Kleine von Hicham..Haha was machst du hier alleine?
Salma:Mounir,lass mich los oder ich schreie..
Mounir: Das hast du dich damals doch auch nicht getraut. Vielleicht weil es dir gefallen hat,dass ich dich anfassen? Haha süß, immer noch so zickig und bissig wie damals. Wie lang hat Hicham es denn noch mit dir ausgehalten?Bestimmt nicht lange,da bin ich mir sicher..
Er hatte genau dieses ekelerregende Grinsen auf,was ich eben noch meinte. Dieses Grinsen,das vor Selbstverliebtheit nur so strotzte. Er hielt sich für unwiderstehlich.
Mounir:Erzähl mal, wo ist dein Hicham jetzt?
Ich wusste,dass ich ihn durch Schweigen nicht loswerden würde.
Salma:Nicht hier.
Mounir:Das dachte ich mir,Hicham ist ein Loser. Du solltest mir eigentlich danken,dass du ihn los bist. Er wird dich nie bekommen oder sonst irgendeine abbekommen.
Salma:Was meinst du?
Er antwortete nicht,lachte nur gehässig und drehte sich um,um zu gehen.Aber Moment mal,das wollte ich jetzt verstehen.
Salma:Warte!Was meinst du damit?Er wird nie eine abbekommen?
Mounir:Ach Salma,kleine Salma. Halt dich da lieber raus,das ist eine gefährliche Sache.
Ich lief ihm hinterher,aber er würdigte mich keines Blickes mehr. Er sprach in Rätseln. Was war eine gefährliche Sache?
Salma:Hat Hicham irgendwelche Probleme?Weißt du was?Sag doch bitte,dann lass ich dich in Ruhe.
Mounir:Probleme?Das will ich doch hoffen,dass er diese jetzt hat. Er war ein Idiot und alles,was ich ihm angetan hab,geschieht ihm Recht. Du warst damals nur der Tropfen,der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.
Salma:Was hast du gemacht??
Er lief einfach weiter,schwieg,grinste vor sich hin. Er war mir irgendwie unheimlich. Wären nicht Menschenmengen um uns herum,wäre ich ihm nie nachgelaufen.
Mounir:Stell ich dich nicht so an.Du weißt was ich gemacht hab haha.Du hast es doch gesehen.
Ich hatte ein großen Fragezeichen im Gesicht.
Mounir:Bei unserer letzten Begegnung? Ihr seid an unserer Metzgerei vorbei gelaufen und ich..Du kleine Hexe,jetzt bringst du mich doch dazu,es auszusprechen. Geh jetzt,lass mich in Ruhe. Du weißt,was ich meine.
Er stieg vor mir in ein Taxi und zog die Tür mit voller Wucht zu. Ich blieb zurück,verwirrter als ich eh schon war. Ich versuchte mich zu erinnern. Was war denn unsere letzte Begegnung und was soll er da gemacht haben? Hicham und ich sind doch einfach schnell vorbei gelaufen. Sie hatten sich nicht gestritten...Mir blieb keine Zeit mehr,nachzudenken,denn Hakim rief an. Er bestellte mich an den Platz,wo wir uns getrennt hatten. Ich sollte aber noch einen Moment warten,bis Hicham weg war und erst dann kommen.
Hakim:Es ist alles geklärt,Salma. Bis gleich.
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Sommer à la Hicham
Romance>>Oh Gott,ich kann nicht mehr!Der Geruch seines Rasierwassers stieg mir in die Nase.Dann das strahlend weiße Zahnpastalächeln.35 Sekunden.35 Sekunden Hicham,mehr hast du nicht gebraucht,um meine Gefühle wieder Achterbahn fahren zu lassen.Dafür sollt...