Kapitel 7

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"Pass auf dich auf Schatz, schrieb wenn ich dich abholen soll." Ich drückte wie immer mein Vater als Abschied ein Kuss auf die Wange. Als das Auto weg fuhr, bekam ich ein mulmiges Gefühl. Das große Anwesen das sich vor mir erstreckt scheint mir größer vor zu kommen als früher. Ich packte mein ganzen Mut und lief in den Hof hinein. Das erste was mir hier auffiel waren die paar Autos die hier parkten. Einer teurer als der andere.

Vor der Haustür, die man mit einer Schloßstür vergleichen konnte, bleib ich stehen. Mein Unterbewusstsein wollte nicht klingeln, doch mein Gehirn befahl mein Arm sie aus zu strecken um zu klingen. Einige Minuten verharte ich in meiner starren Position, bis mir die Tür wie von Geisterhand geöffnet wurde. Zu erst dachte ich mir 'geh lieber nicht rein' doch dann schaltete sich wieder mein Gehirn ein und lief einfach ohne Vorwarnung hinein. Die Tür schloß sich wieder, was mir ein großen Schrecken einjagde. Ich lief den mir noch bekannten Weg zum Wohnzimmer.

Das erste was ich erblickte war Lindsey die mit dem Rücken zu mir auf dem großen weißen Leder Sofa saß. "Komm rein Anna." Woher wusstest sie das ich es war? Doch bevor ich auch nur zu ende denken konnte, gingen schon meine Füße in Richtung Lindsey. "Sorry für den kleinen Schreck mit der Tür. Mein Vater hat ein neues Programm eingestellt für die Haustür. Nun kann man sehen wer vor ihr steht." So genau wollte ich das jetzt nicht wissen, aber ich ließ sie mal im Glauben, dass ich mich gerade sehr auf ihre Haustür interessiere. "Ich hab schon alles vorbereitet. Es fehlen noch viele Details zum dritten Architekten Gustave Eiffel und vom 4 Architekten. Ich hab vergessen wie der nochmal hieß." Sofort überschüttet mich Lindsey mit Informationen. Zum Glück hatte ich mein Laptop dabei, so konnte ich im nu die ganzen Namen der Architekten hinein schreiben. Zu dem kamen noch die ganzen anderen Bauwerke die sie erbauen ließen.

Ich hörte Stimmen, die sich dem Wohnzimmer näherten, was mein Unwohlsein stärkte. "Na Lindsey, wer ist den deine neue Freundin?" Es sprang ein Junge von der Rückenlehne hoch auf das Sofa, was mich zusammen zucken ließ. "Ow ist die kleine etwa schreckhaft." Ein Junge den ich nach nie zuvor gesehen hatte, saß von einem Augenblick auf den anderen unmittelbar neben mir und rutschte auch immer näher. "Halt die Klappe Andrei." Sagte nur Lindsey und stand auf. Als ich auf die andere Sofaseite sah stockte mir der Atem. Da saß Derry und lächelte mich leicht an. Mir wurde es in diesem Raum immer heißer und unwohler, das ich schon anfing Fluchtpläne in meinem Kopf zu erstellen.

"Und wie heißt du meine Schöne." Als der Typ namens Andrei schon versuchte einer meiner Haarsträhnen an zu fassen, kam das Gespräch von meinem Bruder wieder hoch.'Wenn dich ein Junge nur versucht dich an zu fassen, musst du auf dein Instinkt hören und der ist. Du schlägst ihn einfach so hart wie du nur kannst in seine Kronjuwelen.' Und genau das tat ich auch. Während Derry anfing zu lachen und Andrei vor Schmerz anfing zu schreien, stand ich schnellst möglich vom Sofa auf und lief paar Schritte nach hinter. "Für so ein zierliches Mädchen, hast du ein echt harten Schlag drauf." Das will ich aber mal hoffen. Die beiden Jungs standen auf Lindsey kam mit ein Tablett voller Süßigkeiten wieder rein. "Wir gehen dann mal Lindsey." Sagte Andrei und lief einen großen Bogen um mich. "Ciao Anna." Derry lächelte mich am Schluss an als er den Raum verließ. "Tut mir leid wegen Andrei. Er ist nun mal so ein Idiot, ich frage mich ernsthaft warum Derry mit so einem abhängt." Ist das ihr Bruder gewesen? Ich dachte Lindsey ist Einzelkind. Wieder auf meinem Platz reichte mir Lindsey ein Glas Wasser was ich ihr mit einem leichten Lächeln ab nahm. "Mein Vater hat wieder geheiratet und dabei ist sowas entstanden. Aber Andrei ist eigentlich auch ein ganz netter wenn er es sein möchte." Leicht lachte sie auf und legte ihr Glas beiseite. "Scheiß auf die Jungs, lass uns weiter machen." Überrascht nickte ich ihr zu und nahm wieder mein Laptop zu mir.

Nach unendlichen Stunden Zusammenfassung machten Lindsey und ich pause. Wir saßen immer noch im Wohnzimmer und Lindsey hatte den Fernseher an gemacht. Es wurde mir unangenehm weiter hier zu sitzen und nichts zu machen. Deswegen schrieb ich auf ein Zettel, das wir für heute schluss machen und morgen oder übermorgen weiter machen. Denn wir hatten ja noch fast eine ganze Woche. Lindsey war auch einverstanden und half mir komischerweise beim packen. Man hörte wie die Tür ins Schloß fiel. "Andrei bring mir mal meine Tasche von oben." "Hol sie dir selbst." Sagte Andrei und lief vom Wohnzimmer aus in die Küche.

Immer noch verfolgte ich das Gespräch der beiden Freunde und vergaß beinah mein Geschichtsbuch einzupacken. "Derry gehst du etwa?" Lindsey reichte mir freundlicherweise mein Buch, das ich schnell in meine Tasche stopfte. "Ja und wie es aussieht Anna auch." Ich nickte ihm zu und wollte gerade mein Handy raus holen um meine Mutter an zu schreiben. "Dann kann ich dich ja bei dir zu hause absetzen." In der Bewegung blieb ich rasant stehen. Mich nach hause fahren? Bei einem Fremden? Ich weiß nicht so recht. Es wäre schon gut, dann müsste meine Mutter nicht ihre Arbeit verlassen, aber bei Derry im Auto mit fahren? Ach komm schon Anna. Spring über dein Schatten. Was hat Dr. Bail gesagt? 'Versuch mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen.' Und das wärde ich tun.

Ich lächelte Derry dankbar an und wollte mich schon bei Lindsey verabschieden, bis sie mich umarmte. Geschockt ließ ich fast meine Tasche fallen doch ich schafte es noch. "Bis übermorgen Anna und ach warte habs total vergessen. Meine Nummer damit wir das nächste Treffen aus machen können." Ich sammelte mich und dankte Lindsey mit einem nicken und einem kleinen Lächeln. "Bis dann Schönheit." Als ich auf die rechte Seite sah stand dort Andrei mit einem Tetrapack Eis Tee vor der Küchen Tür. Ich nickte ihm ebenfalls zu und wollte gerade durch die Wohnzimmer Tür bis mich wieder Andrei ansprach. "Und das von vorhin werde ich mir ins Tagebuch rein schreiben." Er zwinkerte mir zu und wand sich dann sein Kumpel und umarmte ihn brüderlich.

Aus der Tür raus kam eine komische Stille zwischen Derry und mir, doch ich ließ mir nichts anmerken sondern folgte ihm einschließlich bis zu seinem Auto. Wie ich feststellen musste war sein Auto nicht irgendein Auto. Es war einfach mal ein WEBER F1. Das ist mit Abstand das schnellste Auto der Schweiz. Es sieht nicht nur elegant aus sondern ist sogar sehr schnell. Dieses Auto wollte sich mein Bruder nach seiner Studienzeit anschaffen. "Dir gefällt mein Auto also?" Ich nickte und lächelte. Mir kam es so als würde ich in letzter Zeit sehr oft Lächeln. "Das freut mich." Meinte Derry und setzte sich schon aufs Fahrersitz und das selbe machte ich auch und setzte mich aufs Beifahrersitz. Von innen sieht das Auto noch schöner aus als von außen. Alles war in einem tiefen Schwarzen Leder umhüllt. Derry schaltete den Motor an und wie es jeder normale Mensch machen würde ließ er als erstes das Motor aufjaulen. Mit schnellen Tempo fuhr er die Einfahrt der Andersons raus und ließ die Reifen auf dem Asphalt durch drehen. Ich muss sagen ich bin beeindruckt. Das Auto fuhr nicht nur geschmeidig, es ließ auch keine Geräusche von der Fahrt merken. Wenn ich das Geld hätte würde ich mir auch so ein Auto kaufen. Und jetzt weiß ich auch warum mein Bruder so vernarrt in dieses Auto war.

"Anna hast du eigentlich Geschwister?" Derry sah mich kurz an und ich nickte. Als er wieder auf die Straße sah fragte er mich noch ob es eine Schwester oder Bruder war. Ich wusste nicht wie ich beantworten sollte da er mich nicht die ganze Zeit ansehen konnte und da ließ er sich dankbareweise was einfallen. "Bei nein schnippst du einmal. Bei ja zweimal. Also hast du eine Schwester?" Ich schnippte nur einmal. Als er fragte ob ich ein Bruder habe schnippte ich wiederum zwei mal. Das gleiche machten wir bei Lieblings essen. Er fragte dutzende Sachen und ich musste hin und wieder innerlich anfangen zu lachen.

Ich wünschte mir heimlich das die Fahrt noch länger ging, damit ich weiter mit ihm dieses 'Spiel' spielen konnte. Zum Glück aber dauerte sie ja noch 3 Minuten länger, da ich meine Adresse in sein Navi eingetippt hatte und die längere Route nahm. Es gefällte mir somit zu beantworten. Mir wurden keine schweren fragen gestellt die ich ständig mit Gesten beantworten musste. So war es viel leichter und angenehmer. Doch alles was ein Anfang hat hat auch ein Ende und das bedeutet für mich, ich musste mich von Derry verabschieden. "Na dann bis dann Anna." Sagte Derry noch vom Fenster und brauste davon.

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