futureshit ~tj.

4.

Kapitel 3.
"Taddl hat übrigens vor, sich bald noch ein Tattoo stechen zu lassen", teilte mir Ardy mit, ohne dass wir davor über ein Thema, das dem hier gleich war, gesprochen hatten. "Und zwar wann?" "Eigentlich wollte er es morgen machen." "Und das bedeutet soviel wie...?" "Er wollte das wir beide wieder dabei sind. Er wollte mir ja bis jetzt auch nicht das Motiv verraten." "Wo will er es haben?" "Irgendwo zwischen Wange und Ohr. Also, so knapp vor'm Haaransatz." Ich nickte. "Also kommst du morgen mit?" "Denke schon. Spricht ja nix' dagegen." "Er muss übermorgen schon wieder weg. Der neue Angriff beginnt bald." Ardy seufzte. Eine der Gesten, die er im letzten Jahr so häufig gemacht hatte.
Am nächsten Morgen weckte Ardy mich früher als sonst. Taddl würde sich gleich sein Tattoo stechen lassen und wir mussten ja unbedingt dabei sein.
Am nächsten Tag war wieder Abschied angesagt. Dieses mal aber nur für zwei Wochen. Trotzdem zwei Wochen die wir verschwendeten. Am Vormittag lagen wir alle zusammengequetsch auf Ardy's Bett und schauten noch einen Film, der gerade im Fernsehen lief. In einer Werbepause waren wieder daily news. "Tausende von Menschen protestieren momentan vor dem Haus des Parlamentes in Amerika. Mit Schildern wollen sie wieder Gerechtigkeit herstellen und gegen den Krieg stimmen. Eine heikle Lage für die Regierung! Mehr erfahren Sie von unserem Reporter live vor Ort."
"Irgendwie fuckt mich die dritte Schicht so richtig ab. Ich meine, uns geht es nicht besser. Wir müssen zwar nicht hungern, leben aber noch näher am Krieg als diese Idioten. Ist ja nicht so, als wären die viel weiter weg. Nur weil viel mehr Geld in Waffen und sonstiges gesteckt wird als in Gemeinnütziges müssen sie sich nicht so aufspielen!", regte Taddl sich auf. "Seh' ich genauso. Natürlich, wir leben hier besser, sind dafür aber immer von Bombenangriffen bedroht", pflichtete ich ihm bei. "Sie sollten froh sein, dass sie überhaupt etwas haben"-Ardy.

Dann folgte der verhasste Abschied.

{11.3.2016}