Lost children with dirty faces today

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Als ich zu Hause ankam, war niemand da. Meine Mutter war wahrscheinlich auf irgendwelchen Party's, auf denen sie sich nochmal 'jung' fühlen konnte. Ich hatte es aufgegeben ihr das ausreden zu wollen. Nachdem ich aus dem Bad kam, zündete ich mir noch eine Zigarette an und setzte mich an mein Fenster.
Die kühle Sommerluft blies mir ins Gesicht. Was sollte ich hier? Ich hätte genauso gut schon lange unter der Erde sein können, es hätte auch keinen Unterschied gemacht. Hier zu leben machte einen kaputt. Wieso konnten wir nicht in einem Haus leben, wo es auch durchgehend Wasser gab. Hier, im letzten Viertel von Jingletown lebten nur die, die nichts auf die Reihe bekamen. So wie meine Mutter. Nachdem mein Vater uns verlassen hatte, brach alles über ihr zusammen. Es war ein Wunder, dass wir noch nicht obdachlos waren.
Wie auch immer, ich musste hier weg, sonst setzte ich mir irgendwann noch den finalen Stich.
Doch wie sollte ich es ihr erklären, dass ich weg wollte. Sie vertraute mir, ich hatte ihr versprochen,sie immer zu beschützen.
Ich mochte sie, doch auf der anderen Seite war sie mir suspekt. Ich konnte es mir selbst nicht erklären.
Da ich von einem Gedanken in den Zehnten gekommen war, merkte ich gar nicht, wie schnell die Zeit verging. Zur Zeit bestand mein Leben aus Drogen, Alkohol und ein paar Schulbesuchen, die ich aber auch nur stoned überstehen konnte. Der einzige Ort, an dem man 'willkommen' war, war der Platz unter der Brücke. Dort hatte mich Billie hingebracht.
Ich hatte ihn zwar ein paar Mal in der Schule gesehen, kannte ihn bis dahin aber nicht näher. Als ich mitbekommen hatte, dass er Gras verkauft, (und das für 2$-daher auch der Name 'Two Dollar Bill') freundete ich mich mit ihm an, er lud mich ein, mit ihm zu diesem Platz zu fahren. Ich fühlte mich sofort wohl und wurde akzeptiert. Den meisten von unseren Leuten ging es genauso wie mir.

Ich sah mich in meinem Zimmer um. Die Wände waren vollgekritzelt mit irgendwelchen Sätzen, die mich durch mein Leben begleiteten. 'I'm the son of Rage and Love', 'I don't care', 'City of the Dead'. Zudem stand groß über meinem Bett 'The Jesus of Suburbia'. So nannten mich alle.

Es war bereits 5:46 Uhr als ich endlich vom Fenster aufstand und mich in mein Bett legte.
Ich weis nicht, wie lange ich geschlafen hatte, doch ich wurde durch das Aufschließen der Tür geweckt. Ich hörte zwei Stimmen, die von meiner Mutter und die von einem Kerl. Ich wusste was jetzt kam, also schlug ich mir mein Kissen über den Kopf, in der Hoffnung, dass ich es nicht hörte. Vergebens. Ich nahm mir also meine Kopfhörer und mein MP3-Player und hörte die Musik auf voller Lautstärke.

Nachdem ich den Wecker ausgeschaltet hatte, stand ich auf und machte mich fertig für die Schule, hätte ich noch mehr Fehlstunden, würde ich wahrscheinlich rausfliegen, was mich aber auch nicht wirklich stören würde.
Dass meine Mutter heute noch aufstehen würde, konnte ich wohl vergessen, also wollte ich für mich alleine das Frühstück machen. Die Betonung lag dabei auf wollte. Es war nämlich nichts im Kühlschrank, also musste wohl eine Zigarette reichen. Ich zündete diese an, nahm meinen Rucksack und verschwand. Auf dem Weg dachte ich wieder über verschiedene Orte nach, wohin ich fahren konnte. Ein Auto hatte ich ja, also von daher konnte das wohl nicht das Problem sein.

Saint Jimmy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt