My Hell

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Wie es der Zufall wollte, wachten Whatsername und ich gemeinsam auf.
Sie sah sich um, stand wortlos auf und zog sich an.
,,Es ist rein gar nichts zwischen uns" sagte sie nach kurzer Zeit.
Ich lächelte sie nur an. Ihren Eyeliner trug sie sehr dick auf.
,,Gehst du auf mein Angebot ein?" fragte ich.
Sie sah verständnislos zu mir, schüttelte den Kopf und sagte schließlich:" Jimmy, ich bin hier Zuhause. Wir haben alle Scheiße durchleben müssen. Warum willst du weg? Nach spätestens fünf Tagen wirst du eh irgendwo tot rumliegen"
,,Weil ich diese Gleichgültigkeit nicht mehr ertragen kann. Alle leben doch nur darauf hin, bald so zu enden, wie unsere Eltern." sagte ich etwas lauter.
Sie hatte sich soweit angezogen und zündete sich nun eine Zigarette an.
,, Ich überleg' es mir" sagte Whatsername noch, bevor sie ging.

Und wieder saß ich alleine da und sah aus dem Fenster. Ein sonniger Morgen.
Ich breitete die Arme aus und ließ mich zurück in mein Bett fallen. Ich wollte nicht hinaus, dorthin, wo alle nur irgendwelche Ideale sind. Als ob sie einer Gehirnwäsche unterzogen worden sind. Es kotzte mich an, allen nur gefallen zu müssen. Irgendwelchen Lehrern, die meinen, mir sagen zu müssen, wie ich zu sein habe,um mal einen ordentlichen Beruf ausüben zu können. Als ob ich überhaupt irgendetwas erreichen könnte.
Wie die Menschen dich ansehen, wenn du mal ein bisschen innerhalb einer Großstadt bist. Sie analysieren dich genau, mustern dich von oben nach unten. Nur, um sich nach einer Minute ein Bild von deinem gesamten Leben machen zu können und dich wie Schande und Abschaum sehen.
Aus Wut zerschlug ich die Lampe, die neben mir auf einem Tisch stand. Ich sah mir die Splitter an und sagte mir wieder einmal, dass ich hier weg musste.
Ich sprang auf, kramte aus der hintersten Ecke meines Zimmers einen kleinen Reiseatlas hervor und markierte meinen jetzigen Standpunkt.
Wenn ich einfach weiter fahren würde, käme ich nach Chinatown in Oakland. Bis dorthin wäre es noch einfach. Doch erklär' mal Polizisten,die eventuell vorbei kommen könnten, dass du abgehauen bist, nur um dort neu anzufangen. Die halten mich dann bestimmt für bescheuert.
Trotzdem musste ich es irgendwie bis dorthin schaffen...
Aber wollte ich Billie,Whatsername, Andy,Frank, Adie, Gerard und die Anderen einfach so aufgeben? Vielleicht hatten sie recht und wir folgen einfach nur unserer "Bestimmung".
Aber ich konnte doch hier nicht einfach nur rumsitzen und mir bei der Nächstbesten Gelegenheit, die Nadel setzen, wenn ich nicht mehr wollte. Ich meine, falls das in Chinatown nicht klappen sollte, konnte ich immernoch von irgendeiner Brücke springen oder sowas. Wenigstens versuchen sollte ich es...

Das elendige Rufen meiner Mutter riss mich aus meinen Gedanken.
,,Jimmy, ich hab dir schon tausend Mal gesagt,dass wir kein Drogenhaushalt sind. Räum den Scheiß weg und hau ab. Ich will dich bis heute Abend nicht mehr sehen!" schrie sie.
,,Als ob ich hier einen Drogenjunkie durchfüttern würde" murmelte sie leise, während sie sich auf die Couch setzte.
,,Drogenjunkie? Im Gegensatz zu dir sehe ich normal aus. Wann hast du dich das Letzte Mal im Spiegel angesehen? Du siehst aus, als hättest du Tagelang stoned unter einer Brücke gelegen. Du sitzt andauernd auf der Couch, in der Hoffnung,dass morgen alles anders ist. Du-" weiter kam ich nicht, denn ehe ich etwas anderes hätte sagen können, spürte ich die flache Hand von ihr auf meiner Wange. Kurz war Stille.
Ich schmunzelte und rannte in mein Zimmer. Dort nahm ich meinen Rucksack und packte ein paar Sachen zusammen. Zum Beispiel Klamotten, Atlas, Kippen, Alkohol, Gras, Handy und Geld. Meine Gitarre und meine Autoschlüssel schnappte ich auch. Dann ging raus, um in mein Auto zu steigen. Meine Mutter rannte mir hinterher. Ich saß schon vor dem Lenkrad, als sie auf die Motorhaube klopfte. Ich stieg nochmal kurz aus. Sie umarmte mich und flüsterte, dass es ihr Leid tat. Ohne Emotionen drückte ich sie von mir weg,stieg wieder ein und fuhr los. Sie blieb stehen.
Mein Erster Weg führte mich zum 7-11. Es war kurz vor Ladenschluss, also waren nicht mehr so viele Menschen vor Ort. Ich ging auf die Personaltoilette, dort legte ich eine Klinge auf das Waschbecken, kurz darauf schrieb ich mit einem Stift 'Saint Jimmy' an die Wand. Dann nahm ich die Klinge und zog sie langsam über meine Hand. Es bildeten sich Blutbläschen und meine Hand wurde warm. Ich ballte diese zu einer Faust und drückte sie danach an dieselbe Wand, an der mein Name stand.
Ich wusste nicht, wie ich dazu kam, aber aufeinmal setzte alles aus und ich demolierte alles. An den Wänden stand nun 'Jesus of Suburbia, City of the Dead, Everybody lies' und vieles mehr. Ich zeichnete mir einen Kreis auf den Boden, setzte mich hinein und befand mich nun in meiner eigenen gezeichneten Hölle.

Saint Jimmy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt