Freundschaft

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Langsam wachte ich auf. Ich drehte mich zufrieden seufzend auf die andere Seite und versuchte, weiterzuschlafen. Nur plötzlich spürte einen zarten Windhauch auf meinem Gesicht. Eine dünne Haarsträhne kitzelte meine Stirn. Sofort war ich hellwach und schlug die Augen auf. Geschockt sah ich in das schlafende Gesicht des Winter Soldiers. Was zum Teufel hatte Bucky in meinem Bett verloren? Bevor ich überhaupt wusste, was ich tat, war ich schon hektisch aufgesprungen. Mit diesem blitzartigen Manöver weckte ich auch den Soldaten. Alarmiert  sprang auch er auf. Eine Sekunde lang starrten wir uns an. Dann begann ich, ihn anzuschreien. "Was sollte das?", fauchte ich wütend. "Und ich dachte, du hättest noch ein bisschen Anstand aus früheren Zeiten in dir! Aber nein, du bist wie jeder andere Mann auch!" Zu seinem Glück hatte ich keine Waffe in der Hand. "Es tut mir leid, Cynthia!" "Du verdammter Idio-...warte, was?", fragte ich verwirrt. "Es tut mir leid. Es ist nur, naja, du bist die Erste seit Jahren, die mir vertraut. Oder zumindest beginnt, mir zu vertrauen", gab er zerknirscht zu. Er sah schüchtern zu Boden. Erst jetzt sah ich, wie hart das eigentlich für ihn war. Er hatte immerhin niemanden, und das schon seit über siebzig Jahren. Immer, wenn er etwas falsch machte, wurde er bestraft. Immer, wenn er sich auch nur ansatzweise zu erinnern drohte, wurde ihm eine weitere Gehirnwäsche verpasst. Ich wurde als eiskalte Mörderin aufgezogen. Mir machte es nichts aus, zu lügen, zu kämpfen oder gar zu töten. Ihm schon. In diesem Moment wirkte er so verletzlich und schwach. Ich konnte sehen, wie ihn diese Erkenntnis von innen heraus auffraß. Langsam ging ich um das Bett auf seine Seite. Er hob den Blick und sah mich entschlossen an. Der Winter Soldier schloss die Augen und schien sich für einen harten Schlag meinerseits zu wappnen. Ich tat nichts dergleichen, sondern nahm ihn einfach wortlos in den Arm. Ich wusste nicht, ob ich etwas falsch machte, oder nicht. Immerhin hatte ich noch nie jemanden umarmt. Seine Muskeln spannten sich an und zögernd begann auch er, seine Arme um mich zu legen. Ich spürte das kalte Metall seines Armes durch den dünnen Stoff meines Fleeceshirts. Die Zeit verging, und ich hatte keine Ahnung, wie lange wir so gestanden hatten. Das plötzliche Klingeln meines Weckers ließ uns geschockt auseinanderfahren. "Tja. Die Arbeit ruft", sagte ich und deutete unentschlossen auf meine Zimmertür. Er nickte langsam und lächelte leicht. "Okay. Ich werde diese kleine Verirrung in mein Bett einfach vergessen. Nur damit das klar ist", fügte ich noch rasch hinzu. Ich duschte schnell und ging in die Küche, um Frühstück zu machen. Immerhin hatte ich mich und einen Besucher zu versorgen. "Also, was willst du? Ich habe Cornflakes, Schokolade oder Pizza im Angebot", rief ich ihm zu. "Wow. Das ist aber eine große Auswahl. Ich kann mich gar nicht entscheiden", sagte er sarkastisch und verdrehte lächelnd die Augen. Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern und drehte die Kaffeemaschine auf. Bucky setzte sich an den Tisch und ich stellte schwungvoll die Tasse vor ihm ab. "Danke", murmelte er geistesabwesend. Ich wuschelte ihm durch sein langes Haar und setzte mich neben ihn. "Wie schaffst du es, dass du trotz deines beachtlichen Alters immer noch so eine Haarpracht besitzt?", fragte ich  belustigt. "Bitte frag mich nicht", stöhnte er mit einem Grinsen. Irgendwie wirkte er ausgeglichen und ich ebenso. Vielleicht hatte ich einen Freund, dem ich vertrauen konnte, gebraucht. Vielleicht hatten wir das beide gebraucht. "Hast du Angst vor Pierce? Und sei ehrlich", fragte ich nach einer Weile des Schweigens. Bucky versteifte sich und starrte stur in seinen Kaffee. "...Ja." Ich rutschte zu ihm und legte ihm einen Arm über die Schultern. "Ich auch. Glaube mir, ich auch." Er hob den Blick und sah mir in die Augen. "Du hast Angst vor ihm? Wieso arbeitest du dann bei Hydra?" Ich hatte das Bedürfnis den Blick abzuwenden, mich vor ihm zu verschließen, aber das hatte ich schon mein ganzes Leben gemacht. Jetzt war Schluss damit. "Er ist ein Psychopath. Aber er ist genial und wir stehen für das Selbe. Hydra tut das Richtige. Deshalb arbeite ich für ihn", antwortete ich wahrheitsgemäß. Wieder Stille. "Okay. Komm, wir müssen so langsam wirklich los. Ich verspreche dir, ich werde nicht eher kooperieren, bis Pierce mir verspricht dir, nichts anzutun", schwor ich. Ich würde nicht ruhen, bis ich dieses Versprechen hatte. Entschlossen stand ich auf und ging in mein Zimmer, um mir meine Einsatzkleidung anzuziehen. Heute würde es nur Training und vielleicht den ein oder anderen Außeneinsatz geben. Das war eine willkommene Abwechslung. Nicht, dass ich meinen Job als Waffenentwicklerin nicht abgöttisch liebte, aber auf lange Zeit wurde es einfach sehr langweilig. Ich schlüpfte in meinen hautengen Lederanzug und brachte die dazugehörigen Accessoires an. Darunter eine dünne, kugelsichere Weste, in der man sich super bewegen konnte, einen Waffengürtel mit Messern und Pistolen in vielen, handlichen Größen, mehrere Munitionsbeutel, eine Maske, welche ich aber nur bei Einsätzen aufsetzte und noch viele andere, von mir entwickelte Spielsachen, mit denen man reichlich Spaß haben konnte. Während ich aus meinem Zimmer ging, trug ich einen dunkelroten Lippenstift auf. Ich hörte erstauntes Aufatmen, was ich damit verband, dass Bucky mich gesehen hatte. Grinsend sah ich mich nach ihm um. "Was ist los?", fragte ich unschuldig. "So trainierst du?", fragte er geschockt. "Ja. Wenn man schon trainiert, sollte man auch trainieren, wie man sich mit seinem Equipment bewegt", antwortete ich zwinkernd. Er musterte mich von oben bis unten. "Keine Angst! Tante Cyn hat auch ein paar Spielsachen für dich!", grinste ich. Dann ging ich an ihm vorbei und hörte wie er mir folgte.

Seit wir uns auf den Weg zum Hauptsitz von Hydra gemacht hatten, war Bucky schon angespannt. Ich wollte nicht, dass er angespannt war. Als ich die Glastür aufdrückte und den Winter Soldier eintreten ließ, lief alles wie nach Plan. Keine Agents, die mit erhobenen Waffen auf uns zu stürmten und keine Massenpanik. Nur leider hatte ich mich viel zu früh gefreut. Plötzlich tauchte eine Spezialeinheit Hydras auf. Wie aus Reflex stellte ich mich vor Bucky und ging in Angriffsstellung. Leise knurrend zog ich eine Pistole aus meinem Waffengürtel und richtete sie mit einer ausdruckslosen Miene auf die Angreifer. "Wenn ihr die Waffen nicht sofort runternehmt, schieße ich. Und ihr Vollpfosten wisst, wie gefährlich ich bin", sagte ich laut und bestimmt. Sie machten keine Anstalten, ihre Stellung aufzugeben. "Na schön, ihr habt es so gewollt", murmelte ich und entsperrte mit einem Klicken die Magnum, als plötzlich Alexander Pierce's Stimme ertönte. "Das reicht, Miss Dawn." Ohne meine Miene zu verziehen, oder meine Waffe sinken zu lassen, scannte ich den Raum nach seiner Statur. Da. "Ich werde erst aufhören, wenn Sie mir versprechen, dass Sie den Winter Soldier nicht bestrafen!", sagte ich spitz. "Woher die plötzlichen Gefühle, Nightmare?", fragte er belustigt. "Keine Gefühle, Gerechtigkeit. Er war gestern bei mir, um verschiedene Taktiken zu besprechen und um sich über diverse, auf den Nahkampf bezogene, Griffe zu erkundigen." "Ich verstehe, aber trotzdem hat er ohne Erlaubnis das Gebäude verlassen und einige unserer Agents angegri-" "Wer hat wen zuerst angegriffen? Die Agents oder der Soldat?", unterbrach ich ihn bissig. Ich sah, wie er mit sich rang, denn einerseits wusste er, dass ich seine 'Spezialeinheit' mit Leichtigkeit ausknipsen konnte, aber andererseits wollte dieser sadistische Penner Bucky verletzen. Er wollte, dass der Winter Soldier auf ihn hörte wie ein kleines Schoßhündchen. "Sie haben mein Versprechen, Miss Dawn. Aber jetzt gehen Sie sofort ans Training. Heute Abend starten wir, wenn alles gut läuft, Ihre Mission", sagte er und wandte sich ab. Die Special Agents ließen die Waffen sinken und wandten sich ebenfalls ab, um Pierce zu folgen. Auch ich nahm die Waffe runter und drehte mich zu meinem Partner. "Danke!", flüsterte er erleichtert und lächelte. Ich spürte wie sich auf meinem Gesicht ein schwaches Grinsen ausbreitete. Ein warmes Gefühl nistete sich in meiner Brust ein und ich fühlte mich zum ersten Mal seit meiner Kindheit richtig geborgen. War dies Freundschaft?


Ui*-* Die gefühlskalte Agentin entwickelt Gefühle für Bucky=D Okay, genug mit dem Blödsinn ^^ Ich wollte mich eigentlich nur mal fürs Lesen und Kommentieren bedanken! Also... DANKE, DANKE, DANKE! ;D Außerdem möchte ich dieses Kapitel meiner süßen LaylaThombson widmen<3 Ja...ähm...das war's erstmal von mir^^ Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß beim Lesen! :)    Eure KittyThombson


Verliebt in den Feind|| Eine Captain America FF / #Wattys2016✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt