By bye Hollywood Hils... forever???

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Als ich die Augen aufschlug war Samu bereits wach. Er lag auf dem Rücken mit seinem rechten Arm unter dem Kopf und starrte an die Decke.
"Hey!" Ich nahm seine Hand, die auf meiner Schulter ruhte und küsste seine Handinnenfläche.
Etwas abwesend sah er zu mir.
"Hey!"
Die Stimmung war irgendwie komisch. Es roch nach Abschied und er schien so ernst.
"Was denkst du?", fragte ich, drehte mich weiter zu ihm, vergrub meine Nase an seiner Halsbeuge und verteilte dort kleine Küsse.
"I don't know. I hate this feeling of leaving you today. Feels so strange."
Ich seufzte. Was sollte ich noch sagen? Das Thema hatten wir mehrfach duchgekaut. Wir konnten an der Situation nichts ändern. Jeder von uns hatte seine Verpflichtungen und das an komplett unterschiedlichen Orten dieses Planetens.
"You should take some holiday and come with me." meinte er, zog seinen Arm unter dem Kopf hervor, drehte sich zu mir und strich über meine Schulter.
"Just a few weeks."
Ich sah ihn an. "Samu. Ich kann nicht. Und selbst wenn. Dann komme ich 2 Wochen mit nach Finnland. Und dann? Dann muss ich zurück und du musst an deinem Album arbeiten, auf Tour gehen und durch die Weltgeschichte fliegen. Wir kommen immer wieder am selben Punkt an. Das führt zu nichts. Egal wie sehr ich es mir wünschen würde."
"Yeah. Guess you're right."
Er strich mir eine Strähne aus der Strirn hinter mein Ohr und küsste mich innig.
"You are so beautiful. So smart. So sweet. I love the way you talk and the way you think.This is so unfair. We worked so hard and fought like crazy to come to this point. Everything is so clear now. Flying home without you feels so wrong. It never feels so hard to say goodbye to someone like today."
"Sssssht. Sag das nicht. Das macht es mir noch schwerer." Ich strich über seine Wange und küsste ihn.
"Wir haben noch Zeit bis heute nachmittag. Was möchtest du machen?"
"I just wanna stay in bed with you. I don't care about anything else."
"Also wenn wir hier in diesen 4 Wänden bleiben kannst du mit Sicherheit davon ausgehen, dass du deinen Flug nicht bekommen wirst."
"Oh that sounds so great." grummelte er und zog mich dichter...

Noch mit zittrigen Beinen schleppte ich mich unter die Dusche. Samu telefonierte mit seinem Management und klärte Termine für seine Ankunft in Helsinki.
Ich summte immernoch die bekannte Melodie, die ich nicht aus dem Kopf bekam. Der Text spulte sich Zeile für Zeile weiter ab.
Ich wickelte mir ein Handtuch um, nahm mein Handy von der Ablage und sang die Melodie leise hinein, bevor sie in Vergessenheit geriet.
Ich fönte meine Haare, trug Make Up auf und kramte meine Klamotten aus der Tasche. Ich schlüpfte in den blauen Jeansrock, die karierte Bluse und verließ das Bad.
Samu stand in Boxershort im Zimmer und wühlte in seinem Koffer.
"I bought too much stuff here. I have to pack it again." meinte er deprimiert.
Ich ging zu ihm rüber, strich über seine Brust und küsste ihn erneut.
"Mach hier nicht so ein Chaos. Das Zimmermädchen denkt sonst sonstwas." lachte ich und blickte grinsend auf das zerwühlte, halb abgezogene Bett.
"Hey! I dind't do this alone." lachte er, packte mich und schubste mich zurück in die Laken.
Sofort lag er über mir, verwickelte mich in einen innigen Kuss und schob seine Hände unter meine Bluse.
"Samuuuuuu." lachte ich. "Stop! Ich kann nicht mehr."
"Oh come on. If I can, you can too." brummte er lachend und ließ sich nicht weiter von seinem Vorhaben abbringen.
"Nein!" sagte ich und zog ihn an den Haaren hoch.
"Auuuutsch! Don't be so rude!"
"Ach ich dachte du magst es ein wenig härter." grinste ich.
"You know challenging me is no good idea." Er sah mich herausfordernd an.
"Ja. Das habe ich kapiert. Du packst jetzt deine Koffer, Mister. Ich fahre nochmal n Stündchen ins Studio und wenn du fertig bist, hole ich dich ab und wir unternehmen noch was."
Schmollend schob er die Unterlippe vor.
"Okay. You win."
"Und wo wir gerade bei deiner To-Do-Liste sind." sagte ich und roch an seinem Hals. "Du brauchst eine Dusche."
"Ooooooooh, I know you love my smell." grinste er und küsste mich erneut leidenschaftlich.
Ja, vielleicht hatte er recht.

Ich fuhr den Sunset runter Richtung Downtown und spielte immer wieder meine Handyaufnahme ab. Ich wurde diese Idee einfach nicht mehr los und das Samu seinen Koffer erneut packen musste, ließ mir Zeit noch einen Abstecher ins Studio zu machen.

Ich öffnete die Tür. Alex' Sessel drehte sich um und er sah mich verwundert an.
"Was machst du hier? Wo ist Samu? Oh Gott, sag nicht, du hast wieder Quatsch gemacht."
Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange, nahm ihm seinen Becher aus der Hand und trank einen Schluck seines Tees.
"Alles in Ordnung. Er packt seine Koffer neu und ich habe kurz Leerlauf. Ist das Studio gebucht?"
"Erst morgen."
"Sehr gut. Die nachfolgende Aktion bleibt vorerst unter uns. " Ich drückte ein paar Knöpfe am Pult, während Alex mich fragend ansah. Ich betrat die Kabine, schnappte mir eine Gitarre und deutete ihm die Kopfhörer aufzusetzen.
"Was machst du da?" fragte er verwundert über die Sprechanlage.
"Halt den Mund und drück den verdammten Aufnahmeknopf."

Die nächste Stunde verbrachte ich auf den vertrauten 5 Quadratmetern der Kabine. Ich nahm erst Gitarre und Keyboards auf und sang mir dann die Seele aus dem Leib.
Alex konnte sich noch nicht entscheiden, ob er mich mit offenem Mund anstarren oder sich wie ein kleiner Junge an Weihnachten freuen sollte.

"Ripped jeans
Blue eyes
I knew right away I was in trouble that night
Tattoos
He don't shave
Makes the little girl wanna misbehave
I won't be taken him home anytime soon
It ain't a good move

I keep givin him my permission
To break me down and steal my kisses
I don't know where I went wrong
I'm sorry mama
So sorry mama
And so many ways I did not mention
He keeps pulling me in his direction
I guess you were right all along
I'm sorry mama
So sorry mama

Chrome heart
Steal chains
And nothing but you know what's on his brain
Full speed
Top down
Like Bonnie and Clyde tearing up this town
I know you raised me better than this
But how can I resist

He's got this hold on me
Just like you said it would be
I didn't listen
And now I can't walk away

Ripped Jeans
Blue eyes
I knew right away I was in trouble that night" *

Alex fiel mir um den Hals, als ich aus der Kabine trat.
"Du hast gesungen! Du! Niemand anderes. Nur du! Und es war großartig. Wo kommt dieser Song auf einmal her. I love it!"
"Nimm ihn. Mach damit was du willst und zeig es mir heute abend. Ich werde Ablenkung brauchen. "
"Ich werd mir Mühe geben. Ich denke wir haben einen Song oder?"
"Ja. Ich denke auch."
Er drückte mich nochmal überschwänglich und schon saß er wieder in seinem Sessel und stürzte sich auf meinen Song.
"Viel Spaß!" lachte ich. "Wir sehen uns später."

Ich rief Samu von unterwegs an. Er war zur Mietwagenstation gefahren und hatte seinen Wagen abgegeben, dort wollte ich ihn einsammeln.
Er stand auf dem Parkplatz und rauchte. Neben ihm seine Reisetasche und der Koffer. Jetzt wurde der Abschied noch realistischer.
Ich stieg aus und öffnete den Kofferraum. Samu küsste mich kurz und packte seine Sachen in den Wagen.
Als wir wieder im Auto saßen meinte er: "Can we drive to that spot in Griffith Park again. Where we have been that day before I went to the BBQ. You know where you...."Er grinste.
"Jaja." lachte ich. "Ich weiß was du meinst."

Ich bog auf den kleinen Sandweg ein und schaltete den Motor ab. Der Ausblick war immernoch wunderschön. Das Hollywood Sign und das Observatory glänzten in der Sonne und kein Mensch war zu sehen.
Wir stiegen aus und Samu schoss ein paar Bilder. Ich setzte mich auf die kleine Mauer am Hang und sah ihm zu.
Er fotografierte mich und knipste ein paar Fotos von uns. "I'll send you the pictures." meinte er, als er sich auf die Mauer legte und seinen Kopf auf meinem Schoß platzierte.

Den ganzen Mittag verbrachten wir dort. Saßen in der Sonne und sprachen nicht sonderlich viel. Die Stimmung blieb gedrückt. Ich sah auf die Uhr.
"Wir müssen gleich zum Flughafen." meinte ich.
"I know." seufzte Samu. "I don't wanna go."
"Ich weiß."
Er setzte sich auf und zog mich zu sich. Ich war eigentlich nur noch darauf bedacht nicht in Tränen auszubrechen. Ich war so darauf konzentriert, dass ich diese letzten Momente nicht wirklich genießen konnte.
Samu küsste mich innig und lehnte seine Stirn an meine. "Let's go."

Ich parkte den Wagen am Flughafen und stieg aus. Samu fummelte am Radio rum und stieg auch aus, um seine Sachen aus dem Kofferraum zu nehmen.
Hand in Hand gingen wir zum Terminal rüber. Samu hatte bereits gestern den Wunsch geäußert, dass ich nicht mit ihm Im Airport wartete, sondern vorher gehen sollte. Er hasste diese Momente, wo man sich durch die Glasscheibe nochmal zuwinken konnte und es gar kein Zurück mehr gab.
Wir standen also in der Abflughalle und Samu schloss mich in die Arme.
Es war Zeit. Das hier war real. Er würde jetzt zurückfliegen und das war's.
Morgen würde ich aufwachen und Samu war weg.
Ich sog seinen Duft ein und kämpfte ernsthaft mit den Tränen.
"Please don't cry. I'm loosing my mind."
"Sorry. Ich tu mich schwer damit mich noch länger zusammenzureißen." schniefte ich an seiner Schulter.
Eine Ewigkeit standen wir so da. Stumm liefen mir die Tränen übers Gesicht. Ich kraulte seinen Nacken, während er unaufhörlich über meinen Rücken strich.
"I will miss you so much. I can't find words for it. The time with you war so schön. I really hope we'll meet again. I will never forget this. Thank you so much. Danke!"
Ich konnte nichts sagen. Ich schluchzte nur, vergrub mein Gesicht an seiner Halsbeuge , schlang meine Arme um seine Taille und drückte ihn fester an mich.
"Oh please Sophia. This is killing me."
Er lockerte seinen Griff und ich blickte auf den nassen Fleck, den meine Tränen auf seinem grauen T-Shirt hinterlassen hatten.
Samu nahm mein Gesicht in beide Hände und zwang mich ihn anzusehen.
Erst jetzt bemerkte ich, dass er auch Tränen in den Augen hatte und eine gerade dabei war sich ihren Weg über seine Wange zu suchen.
Schnell wischte ich sie weg und ließ mich auf einen letzten leidenschaftlichen Kuss ein.
Wieder zog er mich in eine Umarmung. "Take care. I'll send you a message, when I'm home."
"Okay." schniefte ich.
Ich hätte gern so viel mehr gesagt, aber ich konnte einfach nicht.
"I left something in your car. You'll find it. A present for you to make sure you won't forget me." flüsterte er an meinem Ohr.
Ich hatte gar nichts für ihn. Ich stand einfach nur stumm da, heulte leise und konzentrierte mich darauf keinen Nervenzusammenbruch zu erleiden.
"I gotta go. Please take care. You'll hear from me."
Noch ein Kuss. Er sah mich ernst an. "Goodbye Miss Pretty Face."
"Bye!" sagte ich und schloss die Augen. "Danke für alles. Es war schön mit dir."
Samu drückte mich nochmal, wischte sich übers Gesicht und rollte mit seinem Gepäck Richtung Schalter.
Ich ging Richtung Ausgang und drehte mich in der Tür, entgegen meines Willens, nochmal um. Samu stand am Schalter. Auch er sah mir nach.
Ich winkte nicht. Er hasste das. Ich lächelte nur. Er auch. Dann verließ ich den Flughafen.

Ich saß im Auto und heulte Rotz und Wasser. Das war einfach so wahnsinnig ungerecht. Warum musste ich mich in einen Kerl verlieben, den ich vorher nicht mochte, der sich aber als großartiger Mensch entpuppt hatte und der meine Gefühle erwiderte. Mit dem alles so schön gewesen war und der mich wahnsinnig inspiriert hatte. Und nun flog er ans andere Ende der Welt und ließ mich zurück.
Bestimmt eine halbe Stunde brauchte ich, um mich einigermaßen in den Griff zu bekommen. Dann drehte ich den Schlüssel des Wagens und wollte losfahren. Das Radio sprang an und Samus Stimme kam aus meinen Boxen:

"Now this is not the time or the place
for a broken-hearted,
'cause this is the end of the rainbow
where no one can be too sad

No I don't wanna leave
but I must keep moving ahead
'cause my life belongs to the other side
behind the great ocean's waves

Bye bye, Hollywood Hills
I'm gonna miss you, wherever I go
I'm gonna come back to walk these streets again
Bye bye, Hollywood Hills forever

Thank you for the morning walks on the sweet sunset
And for the hot night moments
For the fantasy in my bed
I take a part of you with me now
and you won't get it back
and a part of me will stay here,
you can keep it forever, dear"... **

Ich schaltete den Motor wieder aus und heulte weiter....

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* So Sorry Mama - Whitney Duncan
** Hollywood Hills - Sunrise Avenue

Von der Muse geküsst -The truth about Hollywood Hills Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt