Wieder ein Morgen.
Wieder Sonne.
Wieder ein warmer Körper an meinem.
Wieder dieser bekannte Geruch.
Wieder dieselben Lippen auf meinen.
Wieder dieselben Hände auf meiner Haut.
Wieder derselbe Atem auf meinem Gesicht.
Wieder dieselbe Stimme an meinem Ohr.
Wieder ein Koffer auf dem Bett.
Wieder ein Abschied.
Ich lehnte, in einen von Samus Shirts, mit angezogenen Beinen, am Kopfteil des Bettes, trank Kaffee und beobachtete den verzweifelten Samu, wie er erneut versuchte seinen Koffer zu zubekommen.
Es stand barfuß und nur in einer blauen Jeanshose vor seinem Gepäck und war restlos überfordert. Er schnaufte und fuhr sich immer wieder durch die Haare. Seine Frisur war nicht mehr existent und stand wild in alle Richtungen.
Ich musste lachen und klammerte mich an meinen Kaffeebecher.
"Are you laughing at me?", lachte er selbst.
"Du und dein Koffer. Ich hätte da eine Doku drüber machen können. Jeden Tag sehe ich die kopfüber in diesem Ding hängen und wieder irgendetwas suchen und am Ende geht er wieder nicht zu."
Wieder schnaufte er und packte einige Hosen von links nach rechts.
Nochmal lachte ich auf und Samu kniete mit einem Satz vor mir.
"Do you think this is funny?" knurrte er mich gespielt ernst an, während er mir den Kaffeebecher aus der Hand nahm, selbst einen Schluck davon trank und ihn, ohne mich aus den Augen zu lassen, auf den Nachschrank stellte.
"Ja." nickte ich lachend.
"Ja?" kam er näher.
"Oh ja." Noch näher.
Schon darauf eingestellt, dass sich seine Lippen gleich auf meine legen würden, schloss ich die Augen, doch Samus Plan war ein anderer. Er packte mich an der Taille, drückte mich aufs Bett und schaffte es irgendwie mir unter Kitzeln und Zerren das Shirt über den Kopf zu ziehen.
Er kniete über mir, grinste triumphierend und zog sich das Shirt an.
"Das ist meine Shirt."
Er kletterte aus dem Bett und begab sich wieder daran das Kofferrätsel zu lösen.
Wahrscheinlich hatte er gedacht er würde mich damit aus dem Bett locken, weil ich mich anziehen müsste. Ich ließ es darauf ankommen.
Nur in Panties, legte ich mich auf die Seite, griff wieder nach meinem Becher und stütze meinen Kopf auf meiner Hand ab.
Samu war wieder in seinen Koffer abgetaucht, schielte aber beiläufig immer wieder über den Rand des Gepäckstücks.
Alex hatte mir geschrieben, dass, wenn wir es einrichten könnten, wir noch kurz am Studio halten sollten. Er hätte etwas für Samu.
Also war der Deal, dass wir zum Studio fuhren und Samu von dort mit einem Taxi allein zum Airport fuhr.
Der Deal war auch, dass er mich anrief, wenn sein Flug doch wieder nicht ging. Grinsend hatte er eingewilligt.
"Soll ich Alex absagen? Das hier scheint sich ja noch zu ziehen." grinste ich.
"No. I think es geht zu jetzt." meinte er nur semikonzentriert und musterte mich wieder.
Ich grinste nur, nahm den letzten Schluck Kaffe und stellte den Becher weg.
"Soll ich dir helfen?", fragte ich, nachdem der Koffer sich nicht mal ansatzweise schließen lassen wollte.
Samu schnaufte erneut. "I don't understand it. I didn't bought anything in the last 2 days. But no. Thank you." er grinste mich an. "I can do this on my own. Du kannst machen, what you can do best: Making me crazy."
Ich setzte mich auf, lehnte mich wieder an das Kopfteil und beobachtete den erneuten Versuch den Kampf gegen das Gepäck zu gewinnen.
Samu seufzte, stemmte die Hände in die Hüften und sah mich verzweifelt an.
"Can you just please take a shirt on?"
Ich schüttelte nur den Kopf.
"Du hast meins." grinste ich.
Er lachte, zog sein Shirt wieder über den Kopf und warf es mir zu.
Ich fing es und warf es aus dem Bett.
Provozierend sah ich ihn an und zog die Augenbrauen hoch.
"Fuck it." grummelte er und kroch zurück zu mir ins Bett...
Nachdem wir den Koffer mit vereinten Kräften wieder aufs Bett gehoben hatte und die rausgefallenen Klamotten gemeinsam verstauten, ging er auch endlich zu.
Samu hatte ein schwarzes T-Shirt und passend zu seinen Chucks, einen dunkelroten Hoodie rausgenommen und übergezogen. Danach war genug Platz entstanden, um den Reißverschluss endlich einmal rumzukriegen.
Ich schlüpfte schnell in meinen blauen Jeansrock, ein schlichtes weißes Shirt und eine schwarze Strickjacke.
Wir verstauten Samus Sachen im Wagen und fuhren Richtung Downtown.
Ein wenig traurig wurde ich trotzdem. Das war vorerst unsere letzte Fahrt.
Samu hatte bereits am Flughafen angerufen und seinen Flug bestätigen lassen. Seine Maschine sollte pünktlich gehen und ihn über Frankfurt zurück nach Helsinki fliegen.
Auch Samu war ein wenig anzumerken, dass er etwas der Abschiedsstimmung verfiel. Er war noch etwas anhänglicher als die letzten Tage. Streichelte die ganze Fahrt mein Bein, küsste mich an jeder roten Ampel und nahm sofort meine Hand, nachdem wir am Studio aus dem Auto gestiegen waren.
Alex freute sich tierisch, Samu nochmal zu sehen und das schien auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Es wurde sich freundschaftlich umarmt und es gab alle 2 Minuten ein High Five. Da hatte ich wirklich was angerichtet. Sie waren wie getrennte siamesische Zwillinge. Wäre Alex kein Kerl, hätte mich die blanke Eifersucht gepackt.
Alex erzählte, dass ich ihm Samus Song vorgespielt hatte und das Lied hätte ihn nicht mehr losgelassen.
Samu sah mich überrascht an. "Sorry. Habe ich vergessen zu erzählen. Ist dir das unangenehm? Das war eine Ausnahmesituation."
"No. Everything's fine. It's okay for me." Er küsste meine Stirn, zog mich auf seinen Schoß in meinen Sessel und hörte Alex Vortrag weiter zu, der sich neben uns ans Mischpult gesetzt hatte und anfing an den Reglern zu spielen.
"Hast du mal drüber nachgedacht den Song deinen Leuten vorzuspielen? Ich weiß, persönlich, blabla. Aber der Scheiß ist mal echt gut. Eigentlich ist es zu schade den nur für Sophia hier zu lassen. Hey! Ich besten Songs sind genau solche Nummern. Persönlich, ehrlich. Wenn die Plattenfirma dich damit vom Hof jagt, sind sie verdammte Idioten. Ich hab die Melodie nicht mehr aus dem Kopf gekriegt. Ich hab es mir rausgenommen an der Nummer etwas rumzumischen. Nimm's mir nicht übel."
"No. It's okay. Show me."
Alex grinste mich an. Ich erkannte an seinem Blick, dass er brannte. Er hatte wahrscheinlich die ganze Nacht daran gesessen und fand es ziemlich gut, was er da fabriziert hatte.
Tatsächlich sollte er Recht behalten. Alex hatte aus einer ruhigen Ballade eine doch eher laute, E-Gitarren-lastige Nummer gemacht.
Er beobachtete Samu, der konzentriert mit dem Kopf wippte und schon nach der Hälfte des Songs Alex strahlend anlachte.
Als der Song zu Ende war, folgten diverse High-Fives und Loblieder. Samu versprach darüber nachzudenken und nahm die Version auf einer CD mit. Alex wollte ihm die Datei auch als Mail schicken.
Das diese Mail auch die Demoaufnahme meines Songs beinhaltete, erfuhr ich erst viel später.
Alex hatte einen Kumpel, der nachts Gitarrist und tagsüber Taxifahrer war. Er hatte ihn angerufen, er würde Samu umsonst zum Airport fahren, da er noch was bei ihm gut hatte und wir mussten uns nicht um ein Taxi an der Straße bemühen.
Die Jungs verabschiedeten sich und ich begleitete Samu nach draußen, wo wir auf den Wagen warteten.
Er schlang seine Arm um meinen Hals und ich steckte die Hände in die hinteren Taschen seiner Jeans.
Eine ganze Weile standen wir so dort. Samu küsste mein Haar, strich über meinen Rücken und war auch der erste, der seine Sprache wiederfand, als ich längst wieder an seiner Schulter mit den Tränen kämpfte...
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Von der Muse geküsst -The truth about Hollywood Hills
FanfictionIch bin Sophia. Erfolgreich in meinem Job als Musikproduzentin und Songwriterin. Ich schreibe und produziere für nationale Projekte, aber auch für internationale Künstler und TV-Produktionen. Ich war selbst als Sängerin erfolgreich in Europa unterwe...