Part 2 - Rauch

55 4 0
                                    

Einen Moment ist mein Verstand von Panik vernebelt. Ich trete ein paar Schritte zurück in den Raum und schlage die Tür zu. Der Rauch sucht sich seinen Weg unter dem Türschlitz. Langsam ordnen sich die Gedanken und mir wird klar, dass ich hier verschwinden muss. Ich reiße also die Tür wieder auf und renne kopflos in Richtung Treppe, wo sich der Rauch allerdings dermaßen verdichtet, dass ich kaum noch meine Augen aufstemmen kann und mir die Luft knapp wird. Hecktisch blicke ich mich um. Hustenkrämpfe schütteln meinen Körper und ich verliere die Orientierung. Irgendwo neben mir bricht etwas zusammen und ich weiche heftig zurück. Ich merke wie mein Körper schwächer wird und sich auf das Ende einstellt.

 Plötzlich höre ich eine mir unbekannte Stimme, die in mir eine ungeahnte Kraft auslöst und ich folge ihr ohne nachzudenken. Nach wenigen Sekunden kristallisiert sich eine Person aus dem Nebel. Ein Junge. Er hat sich einen Schal um Mund und Nase gebunden und ruft immer wieder etwas. Ich laufe auf ihn zu. Als er mich sieht, redet er vor Angst überschlagender Stimme auf mich ein. Ich verstehe nur einzelne Wörter: weg, Feuer, Hilfe! Er braucht Hilfe! "Nein, ich brauche Hilfe!", krächze ich. Mein Atem geht stoßweise. Ihm wird klar, dass ich frische Luft brauche. "Komm mit!", brüllt er und schiebt mich zurück in meinem Klassenraum, wo der Rauch noch erträglich ist. Dort schließt er die Tür und stopft fluchend zwei Jacken, die Klassenkameraden hier gelassen haben, unter die Tür, sodass kaum mehr Rauch herein dringt.

Ich stehe immer noch mitten im Zimmer, unfähig zu realisieren in was für einer Situation ich mich befinde. Wir uns befinden. Der Junge, läuft an mir vorbei und reißt  die Fenster auf. Ich schaute ihm dabei zu. Die Fenster führen in den winzigen Schulgarten, in dem sich nie jemand befindet. Früher nicht, jetzt genauso wenig. Er schaut auf seine Hände, als ob sie nicht zu seinem Körper gehören würden, dann blickt er auf. Seine tiefen blauen Augen lassen meinen Verstand aus seiner Versenkung auftauchen. "Was tun wir jetzt?", frage ich, weil ich irgendetwas sagen muss. Er schaut mich ausdruckslos an, als hätte ich etwas absolut abwegiges gesagt. Ich blicke zu Boden, aus irgendeinem Grund verletzt mich sein Verhalten. Langsam bewege ich mich zu einem Stuhl, setzte mich hin und nehme ein paar tiefe Atemzüge.

Was tun wir jetzt?

Burning LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt