Hurt myself again-4. chapter

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Ich nehme ihn in meine Hand und betrachte ihn genauer. Die Klinge glänzt im Licht. Langsam lasse ich mich auf der Badewannenkante nieder und denke noch einmal über die ganze Situation nach. Brian, ich vermisse ihn so sehr. 18 Jahre lang war er an meiner Seite und nun muss ich mit der Gewissheit leben, dass ich ihn nie wieder sehen werde. Ich erinnere mich noch so gut an unsere gemeinsame Zeit. Wir haben gute und schlechte Sachen erlebt, doch alle zusammen überstanden. Es fühlt sich an als wäre es gestern gewesen, dass wir im Park gesessen haben und uns einfach nur unterhalten haben. Das war das gute an ihm. Wir hatten immer sehr viel Spaß wenn wir zusammen unterwegs waren, doch ich konnte auch ernste Gespräche mit ihm führen.

Flashback:

Brian und Ich sind heute wieder in den Park gegangen. Wir lieben beide die Natur, vorallem wenn die Sonne noch scheint. Heute ist ein schöner Tag, es ist Frühling und die Sonne scheint. Gemeinsam rennen wir durch den Park, verhalten uns wie kleine Kinder, doch es macht uns Spaß. Und das ist schließlich das Wichtigste. Unser Ritual war es immer ein Eis zu essen. Und so war es auch dieses Mal. An einen Baum gelehnt warte ich auf Brian, der gerade unser Eis holt. Als er bei mir ankommt, übergibt er mir meine 2 Kugeln Zitrone und lehnt sich mit seinem Schokoeis an den Baum, der gegenüber von mir steht. Wir schauen uns nachdenklich in der Gegend um und essen unser Eis.

Ich denke über mein ganzes Leben nach. Über die guten und schlechten Dinge, die passiert sind. Über meine Familie, über meine Freunde.

"Cara?" (Brian)

"Ja?" (Cara)

"Du weinst.. Was ist los?" (Brian)

Plötzlich bemerke ich die Tränen auf meiner Wange. Brian steht auf, kommt auf mich zu und nimmt mich in den Arm. Er kennt mich so gut, er weiß was ich brauche.

"Ich hab einfach nur so Angst Brian. Angst das alles hier zu verlieren, Angst dich zu verlieren, unsere Familie zu verlieren. Du weißt, dass ich das alles nicht alleine schaffen kann. Ich bin schwach und ich habe Angst noch schwächer zu werden." (Cara)

"Du wirst mich niemals verlieren Cara. Wir haben schon so viele Dinge zusammen durchgemacht. Du wirst immer in meinem Herzen bleiben. Und auch wenn ich mal nicht mehr körperlich bei dir sein kann, ich werde seelisch da sein. Ich werde immer auf dich aufpassen meine kleine Prinzessin. Hörst du? Immer. Und du bist nicht schwach. Du bist ein ganz starkes Mädchen Cara. Du hast schon so viel schlechtes erlebt und bist trotzdem noch so lebensfroh. Vielleicht kommt es dir in manchen Momenten nicht so vor, aber es ist so." (Brian)

"Du bist so ein toller Mensch weißt du das? Ich danke dir so sehr dafür, dass du da bist. Wirklich." (Cara)

Er lächelt mir zu.

"Ich hab dich lieb, kleine Schwester. Wir zwei für immer!" (Brian)

"Ich hab dich auch lieb großer Bruder. Für immer!" (Cara)

"Für immer" war unser Satz. Immer wenn es mir schlecht ging, war Brian an meiner Seite. Bei jedem dieser Gespräche hat er den Satz benutzt."Für Immer" beschreibt die Beziehung zwischen uns beiden. Ich hatte Brian "Für immer" in meinem Herzen und er ebenso. Er schafft es immer wieder mir Mut zuzusprechen. Ich werde nie aufgeben, solange er an meiner Seite ist. Doch irgendwann wird er nicht mehr da sein, das weiß ich. Wie wird es dann aussehen?

Flashback Ende

Und genau das ist jetzt passiert. Er ist weg, die Familie ist kaputt. Ich habe alles verloren. Die Tränen laufen mir die Wangen entlang. Brian hat immer gesagt ich bin stark, aber ich fühle mich schwach, sehr schwach.

Mein Blick geht erneut zu der Klinge in meiner Hand. Soll ich es tun? Befreit es mich vom Schmerz? Ich habe es einmal getan. An dem Tag an dem sich alles veränderte. Der Tag, an dem mein geliebter Bruder mich verließ. Ich konnte nicht mit dem Schmerz umgehen. Es ist alles in mir zusammengebrochen. Und so ist es am heutigen Tag wieder. Die ganze Zeit über habe ich versucht alles zu unterdrücken, doch genau in diesem Moment kommt es wieder hoch. Es sind nicht die körperlichen Schmerzen, die mich prägen, sondern die seelischen. Ich fühle mich so hilflos.

Ich flüster "Für Immer" und greife wieder zur Klinge. Ganz langsam schiebe ich meinen Ärmel hoch. Mit verschleierter Sicht setzte ich die Klinge an und ziehe sie nach unten. Voller Verzweiflung und gefangen in einem Rausch setze ich die Klinge erneut an. Das Blut läuft meinen Unterarmen entlang. Ich fühle mich leer, volkommen leer. Meine Hand zittert stark und ich lege die Klinge auf das Waschbecken. Danach betrachte ich meinen Unterarm. Ich habe mir geschworen es nie wieder zu tun, doch ich habe es getan. Ich wusste von Anfang an, dass es nicht bei einem Mal bleiben wird, doch ich habe es verdrängt.

Das fließende Blut versuche ich nun mit einem Handtuch zu stoppen. Nach einer Zeit hört mein Unterarm auf zu bluten und ich betrachte ihn erneut. Lauter kleine Schnittwunden sind dort vorhanden.

Ich entsorge das Handtuch und werfe die Klinge in den Mülleimer. Die restlichen Spuren beseitige ich ebenfalls. Danach entferne ich mein, noch teilweise vorhandenes, Make-Up. Anschließend putze ich mir die Zähne und ziehe mich um. Ich lege mich in mein Bett um zu schlafen, doch das scheint nicht zu klappen.

Also stehe ich erneut auf und nehme mir mein Songbuch. Es hilft mir sehr, meine Gedanken aufzuschreiben. Nach einiger Zeit schaue ich mir die verfassten Zeilen noch einmal genauer an.

She would not show that she was afraid.
But being and feeling alone was too much to face.
Though everyone said that she was so strong.
What they didn't know was that she could barely carry on.

But she knew that she would be okay.
So she didn't let it get in her way.
Sometimes it all gets a little too much.

But you gotta realize that soon the fog will clear up.
And you don't have to be afraid because we're all the same.
And we know that sometimes it all gets a little too much.

Es tut gut alles aufzuschreiben. Mein Kopf ist jetzt wieder etwas freier.

Ich lege das Buch wieder weg und lasse meinen Blick durch das Zimmer streifen. Er trifft auf das Foto auf meinem Schreibtisch.

Dort sind Brian und ich abgebildet. Er hat lässig einen Arm um mich gelegt und wir lächeln beide in die Kamera. Das Foto ist etwa 4 Monate alt. Wir waren gerade im Park. Einzelne Tränen tropfen auf das Bild. Ich lächel noch einmal bevor ich mich mit einem "gute Nacht Brian, für Immer" verabschiede und in mein Bett lege. Kurze Zeit später schlafe ich ein.

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Hier ist das Lied, was Cara aufgeschrieben hat, zu finden. Es heißt A little too much und ist von Shawn Mendes.




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