Memories-5. chapter

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Als ich am nächsten Tag aufwache, ist es bereits halb acht. Warum ich meine Wecker nicht gehört habe, ist eine gute Frage. Der Unterricht fängt um viertel vor acht an, also schaffe ich es auf keinen Fall mehr pünklich da zu sein. Dann kann ich ja direkt zu Hause bleiben. Papa wird wohl nichts davon mitbekommen, er ist schließlich arbeiten.

Also begebe ich mich langsam aus meinem geliebten Bett ins Badezimmer um eine Dusche zu nehmen. Nach der Dusche ziehe ich mir neue Unterwäsche, eine weiße Hose, einen rosanen Pullover und meine schwarzen Nike One an und gehe nach unten. Dort nehme ich mir wie immer einen Apfel und mache mir nebenbei noch einen Tee.

Nachdem ich mein Frühstück verspeist habe ziehe ich mir meinen olivgrünen Parker an und mache mich mit einem Regenschirm im Gepäck auf den Weg. Einen genauen Plan, wohin ich gehen möche habe ich nicht. Mal schauen wohin mich meine Füße treiben.

Nach einer Weile komme ich an einem Ort an. Ich kann es kaum glauben dass ich hier bin, bei ihm. Meine Füße tragen mich direkt zu seinem Grab. Ich knie mich hin.

"Hallo Brian. Schön dich zu sehen. Wie geht es dir? Wie gefällt es dir dort oben?" (Cara)

"Ich vermisse dich sehr. Es ist so schwierig ohne dich. Papa, er gibt mir die Schuld an deinem Tod. Jeden Tag schreit er mich an Brian, doch gestern ist was neues dazu gekommen. Stell dir vor, er hat mich geschlagen. Ich hätte nie damit gerechnet, ich war völlig perplex. Alles hat sich verändert seit dem du weg bist. Vater geht jeden Abend in die Kneipe um sich zu betrinken. Und Mama ist fast gar nicht mehr zu Hause. Sie weiß von dem allen nichts. Du fehlst mir sehr. Ich habe keine Bezugsperson mehr. Mit Taylor kann ich nicht reden. Ich hoffe dir geht es gut dort oben. Vielleicht hast du die ganze Situation ja schon mitbekommen." (Cara)

"Ich habe Angst Brian, Angst vor der Zukunft." (Cara)

Und schon wieder kann ich es nicht verhindern, zu weinen.

"Ich habe dich sehr lieb, für immer." (Cara)

Ich atme noch einmal tief duch und fange dann an zu lächeln

"Ich habe ein paar Songs geschrieben, über dich, über uns. Damit ich die ganze Sitation besser verarbeiten kann, ich hoffe das ist okay für dich. Das nächste Mal wenn wir uns sehen bringe ich mein Buch mit und ich zeig dir die Lieder okay?" (Cara)

Ich bin glücklich, diesen Weg angetreten zu haben. Um die Stimmung etwas aufzulockert denke ich an unsere gemeinsamen Momente.

"Weißt du noch damals als wir im Park waren und ich ausversehen in den Springbrunnen gefallen bin? Du hast mich ausgelacht. Das war nicht nett von dir, ganz ehrlich. Und damit nicht nur ich nass war und du aufhörst zu lachen habe ich dich einfach mit in den Brunnen gezogen. Dann haben wir beide gelacht. Ich werde nie die Reaktion unserer Eltern vergessen. Mama hat einfach nur gelacht und uns belustigt angeschaut. Und Papa hat gesagt, wir sollen ihm den teueren Boden nicht volltropfen. Da sind wir wie kleine Kinder die Treppen hochgerannt und haben geduscht.

Das war eine schöne Zeit." (Cara)

Ein kleines Lächeln bildet sich auf meinen Lippen.

"Bis bald Großer." (Cara)

Ich schaue noch einmal zum Grabstein und verlasse dann mit bedrückter Stimmung den Friedhof. Einerseits ist es toll, dass ich mit Brian lachen kann. Aber andererseits macht es mich traurig, immer wieder mit seinem Tod konfrontiert zu werden. Trotz allem werde ich ihn wieder besuchen.

Es fängt plötzlich an zu regnen und ich spanne meinen Schirm auf. Ich mache mich auf den Weg in den Hyde Park.

Dort angekommen hole ich mir als erstes ein Eis. Ich stelle mich beim Wagen an.

"Guten Tag, was darf es sein?" (Verkäufer)

"Zwei Kugeln Zitroneneis bitte." (Cara)

"Gern geschehen. Das macht 2 Pfund" (Verkäufer)

Ich gebe ihm 3 Pfund.

"Stimmt so." (Cara)

"Vielen Dank. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag." (Verkäufer)

"Danke wünsche ich Ihnen auch." (Cara)

Mit einem Lächeln verabschiede ich mich von dem Verkäufer und mache mich auf den Weg zu dem Baum, an dem Brian und Ich immer gesessen haben.

Ich habe die ganze Zeit über kein Zitroneneis mehr gegessen, weil ich zu viele negative Verbindungen hatte, doch nach dem heutigen Besuch bei ihm wurde mir klar, dass die Erinnerungen positiv sind.

Ich lehne an dem Baum und denke nach, wie früher. Das gibt mir Kraft dafür alles weiter durchzustehen. Ich schaue den Baum vor mir an. Dort sitzt niemand. Ich bin alleine hier.

Doch plötzlich fällt mir etwas an dem Baum auf. Es ist etwas hineingeritzt. Ich stehe auf und begebe mich näher an den Baum. Bei genauerem Betrachten stelle ich fest, dass dort zwei Buchstaben eingeritzt sind. B und C. B für Brian und C für Cara. Darunter steht ein kleiner Satz. Ich hab dich lieb Schwesterherz.<3

Ich kann es nicht glauben, dass er es wirklich getan hat. Mir laufen Tränen die Wangen herunter.

Früher haben wir immer darüber geredet uns in den Baum zu verewigen. Aber wir haben es nie getan, dachte ich. Doch Brian hat es getan.

Die Schrift sieht sehr kindlich aus, also muss es schon länger her sein, dass er es hineingeritzt hat. Und ich habe es nie gesehen. Wir waren so oft hier und über die ganzen Jahre hinweg, ist es mir nie aufgefallen.

Ich bin so glücklich ihn zu haben.

Ein Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. Als ich das Eis aufgegessen habe stehe ich auf und mache mich auf den Weg zum Springbrunnen. Auch dort lasse ich mir noch einmal die Geschehnisse durch den Kopf gehen.

Was wir hier alles erlebt haben, krass. Ich habe das Gefühl wir haben unser halbes Leben während der Kindheit hier verbracht. Es war immer wie ein zweites Zuhause für uns. Hier haben wir uns wohlgefühlt. Wenn es Stress mit unseren Eltern gab, sind wir hier hingegangen und haben uns abgelenkt zum Beispiel durch Verstecken spielen. Das ging sehr gut hier. Manche Menschen waren genervt von uns, doch das war uns egal.

Es macht mich glücklich eine so tolle Kindheit gehabt zu haben, zusammen mit dem tollsten Bruder der Welt.

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