Kapitel 4

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Ein Teil von mir war erleichtert als ich sah das es Carlo war der mich festhielt und nicht irgendein, wer weiß, perverser Psycho. Ein Teil von mir freute sich sogar. Der Rest war darüber besorgt was er von mir wollte.
Erst jetzt bemerkte ich das Skateboard unter seinem Arm. Fragend sah ich ihn an.
"Wir treffen uns nachher im Skatepark. Olli wird dann auch da sein. Und hiermit befehle ich dir auch zu kommen. Ich würde mich sonst langweilen." Er zwinkerte.
"Ach, würdest du das?" Ich bemühte mich meine Belustigung zu verstecken.
"Ja, würde ich. Wo wohnst du?"
Ich kniff die Augen zusammen.
"Warum willst du das wissen?"
"Damit ich sicher gehen kann das du kommst." antwortete er ohne mit der Wimper zu zucken.
"Du bist unmöglich!" rief ich aus und riss mich los.
"Und das magst du so an mir" sagte er grinsend.
Ich drehte mich um und lief los. Nach ein paar Schritten drehte ich mich noch einmal um.
"Schillerstraße 16"
Ich sah nach wie er zufrieden lächelte, bevor ich weiterging.
Zu meiner Überraschung sah ich das Auto meines Vaters vor der Schule stehen.
Meine Brüder saßen bereits auf dem Rücksitz.
Schnell rutschte ich auf den Beifahrersitz.
"Und, wie wars?" fragte mich mein Vater.
"Wie solls schon gewesen sein." sagte ich und steckte mir meine Kopfhörer ins Ohr.
"Schule ist Schule und daran wird sich nie etwas ändern." fügte ich noch hinzu bevor ich die Musik anstellte.
Ich lauschte ihr und sah stumm aus dem Fenster. Diese Stadt sah ein wenig fröhlicher aus als gestern. Aber das konnte daran liegen das ich mal etwas anderes sah als nur immer die selbe Straße.
Als wir Zuhause ankamen hatten wir kaum das Haus betreten, da kam uns schon meine Mutter entgegen gewuselt.
Sie sah aus wie dieser strahlende Smiley. Genauso fragte sie uns auch wie es in der Schule gewesen war und ob ich schon neue Freunde gefunden hatte. Als ich nicht innerhalb einer Sekunde antwortete, wertete sie es als ja und fragte mich wer sie waren. Also meine neuen Freunde. Das war der Moment in dem ich beschloss sie zu ignorieren. Bzw. ich fragte was es zum Essen geben würde und damit war das Thema Freunde gegessen.
Sie fing an von ihrer Jobsuche zu erzählen und wie viel Zeit sie im Moment hatte und dann - ja - dann hörte ich nicht mehr zu.
Ich stellte meine Tasche im Flur ab und setzte mich an den Tisch. Meine Brüder  taten es mir gleich. Ich blendete noch immer das Gebrabbel meiner Mutter aus. Auch wenn mein Vater so aussah als würde er ihr an den Lippen hängen.
Es gab Nudeln, wie ich nebenbei bemerkte.
Dann fingen meine Brüder an von sich selbst aus an von ihrem Schultag zu erzählen. Ich hörte jedoch immer noch nur ein paar Gesprächsfetzen.
"Viel interessanter als sonst"
"Der Typ hat ihn einfach mit einem Papierflieger abgeworfen!"
"Hab'n 'nen Film geguckt"
"So eine richtige Schlampe"
"Ist mega chillich drauf"
"Aber trotzdem scheiße"
Als sie schließlich schwiegen dauerte es eine ganze Weile bis ich das bemerkte. Doch dan nutzte ich das Wissen sinnvoll.
"Darf ich auf mein Zimmer gehen?"
"Ja, ja, verschwinde und lass uns allein." sagte meine Mutter mit einem Blick der vermutlich Mitleid erregen sollte.
"Danke" flötete ich zurück und war weg. "Das Essen hat übrigens gut geschmeckt." rief ich noch einmal auf der Treppe. Ich setze mich - wieder einmal - an das Fenster und sah nach draußen. Ich betrachtete das Haus gegenüber und fragte mich einen Moment lang wer da wohnte.
Danach verschwendete ich meinen Zeit damit mich zu fragen wann Carlo kommen würde. Jetzt als ich so darüber nachdachte hätte ich meiner Mutter vielleicht erzählen sollen das ein Junge nachher an unserer Haustür klingeln würde um mich abzuholen.

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