Eine überraschende Entscheidungshilfe

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Richmond, 2012

Elena's POV.

Ich war mehr als nur überrascht, auf Matt Donovan in Richmond zu stoßen. Ich wollte für eine Zeit lang raus aus Mystic Falls. Damit ich in Ruhe über die jüngsten Ereignisse nachdenken konnte.

"Hey Matt, was machst du denn hier?", fragte ich.

"Ist wegen meiner Arbeit. Der Lieferant für den Grill ist krank geworden. Und ich brauch' die Kohle, also hab ich mich bereit erklärt, für ihn einzuspringen.", erklärte er. "Und was suchst du in Richmond?"

"Persönliches Drama. Ist eine lange Geschichte.", wich ich ihm aus.

"Ich hab Zeit, bevor ich nach Mystic Falls zurück muss. Ich bin ein guter Zuhörer. Ist es ein übernatürliches Drama?", fragte er und bemühte sich sichtlich, einen lockeren Ton anzuschlagen.

Geschockt starrte ich ihn an. "D-du weißt es?!", stotterte ich entsetzt.

"Jer hat mich eingeweiht. Keine Sorge, ich verrate niemandem etwas.", versprach Matt und aus irgendeinem Grund vertraute ich ihm einfach.

Matt könnte mir vielleicht bei meiner Entscheidung helfen. Er sah das Ganze wenigstens etwas objektiver als die anderen und ergriff weder für Damon noch für Klaus Partei, da er die beiden eigentlich nicht wirklich kannte und ihnen nicht nahe stand.

Also erzählte ich ihm die ganze Geschichte ...

***

"Du sagst, dass dieser Klaus dich liebt und das du nach all der Zeit ihn auch immer noch liebst. Also, wo liegt das Problem?"

"Es ist ... Damon ... Er ... Er war für mich da, als ich niemanden hatte und ist in mein Leben getreten, als ich am Dringendsten jemanden gebraucht hatte. Durch ihn fühlte ich mich wieder lebendig und dafür kann ich ihm nicht genug danken."

"Dankbarkeit ist nicht dasselbe wie Liebe. Liebst du Damon?", fragte mich Matt geradeheraus.

"I-Ich weiß es nicht ... Bevor Klaus gekommen ist, dachte ich schon ... irgendwie ... aber jetzt ... Ich bin mir nicht sicher. Damon bedeutet mir etwas, aber ..."

"... du liebst Klaus?", vollendete er meinen angefangenen Satz.

"Du kennst meine Vergangenheit mit Klaus. Liebe allein ist manchmal nicht genug. Wie soll ich nach allem, was vorgefallen ist, mit ihm zusammen sein? Ich kann nicht, Matt. Ich kann einfach nicht ..."

"Doch du kannst, Elena. Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du, obwohl du ein Vampir bist, viel menschlicher, aufrichtiger und treuer bist als die meisten Menschen. Und diese Charakterzüge halten dich von Klaus fern.

Du stehst dir selbst im Weg. Du bist ständig darauf bedacht, auf die anderen Rücksicht zu nehmen. Doch du kannst nicht immer auf alle Rücksicht nehmen. So kommst du selbst viel zu kurz."

"Ich will Damon aber auch nicht verlieren." Er war nicht nur mein Geliebter, sondern auch mein bester Freund, der mich immer zum Lachen brachte. Ich wollte eigentlich keinen von ihnen verlieren.

"Du verlierst ihn nicht, Elena. Du gibst ihn frei.", widersprach mir Matt.

Ich wusste, dass er Recht hatte. Aber es war nicht leicht. Ich musste einen von beiden loslassen. Alles andere wäre selbstsüchtig von mir. Es wär ihm nicht fair gegenüber, wenn ich uns weiterhin etwas vormachte.

Doch ich fürchtete mich vor seiner Reaktion. Ich wollte ihm nicht wehtun, doch es musste sein.

***

In dieser Nacht träumte ich von einem Ball. Ich fühlte mich wie eine Prinzessin und trug ein traumhaftes funkelndes Kleid. Ich tanzte einmal mit Damon und einmal mit Klaus. Die Gefühle, die mich bei beiden Tänzen durchströmten, gaben mir den Rest.

Beide Tänze waren schön, doch als ich mich in Klaus' Armen befand ... fühlte ich mich wie eine Königin. Seine Königin. Unsere Blicke brannten sich ineinander und ich tanzte den Rest des Abends nur mit ihm ...

***

Meine Entscheidung war gefallen. Ich fuhr mit Matt in seinem Transporter zurück nach Mystic Falls. Ich musste ihnen nun meine Wahl mitteilen. Wie sollte ich das aber nur anstellen?

Mystic Falls, 2012

Klaus' POV.

Kaum hatte ich meine Haustür geöffnet, landete eine Faust in meinem Gesicht. Der Schlag an sich schmerzte nur ein wenig, aber es war demütigend, also packte ich ihn wutentbrannt an der Kehle und knurrte: "WAS SOLL DAS?!!"

"WO IST SIE?!", verlangte Damon Salvatore aufgebracht zu wissen.

Es dauerte nicht lange, bis es bei mir "Klick" machte und ich begriff. "Elena ist nicht hier, auch wenn ich mir etwas anderes wünschen würde." Ich ließ ihn los.

"Schwachsinn! Du kranker Psycho hast sie entführt, weil sie dich nicht wollte!", brüllte er mich an.

Hörte dieser Idiot sich eigentlich selbst reden? "Nutz mal deine Vampirsinne. Spürst du etwa, dass noch jemand anderes außer uns beiden in diesem Haus ist? ... Nein. Und außerdem würde ich Elena niemals dazu zwingen, mich ..."

"Du hast ihr doch schon mal deinen Willen aufgezwungen. Du hast sie in einen Vampir verwandelt ohne sie vorher zu fragen. Du hast ihr diese Entscheidung abgenommen ohne auf ihre Wünsche Rücksicht zu nehmen. Dich interessiert doch nur, was du willst!", warf er mir vor.

"Du hast doch keine Ahnung! Ich hab nicht groß nachgedacht und aus einem Impuls heraus gehandelt. Ich hatte Angst, sie zu verlieren. Ich hab nie gewollt, dass es so kommt! Sie hätte es nicht so erfahren dürfen!"

Langsam kehrte ein wenig gesunder Verstand in den Salvatore-Jungen. "Aber wenn du sie nicht hast, wo ist sie dann? Ich hab ganz Mystic Falls nach ihr abgesucht."

"Falls du es vergessen haben solltest ... Sie ist ein Vampir und schon ein großes Mädchen. Sie kann auf sich selbst aufpassen. Du kommst mir wie ein ziemlich kontrollsüchtiger Freund vor. Pass auf, dass du sie nicht noch damit erdrückst.", neckte ich ihn.

"Als ob du besser wärst! Du hast doch auch gern die Kontrolle über alles, oder hab ich da unrecht?", konterte er.

"Was weißt du schon über mich?", schnaubte ich verächtlich.

"Ich weiß, dass du in meine Freundin verliebt bist.", entgegnete er mit bebender Stimme.

"Verschwinde.", knurrte ich. "Ich lass dich nur am Leben, weil Elena es so will. Aber du scheinst ja wohl sterben zu wollen, denn sonst wärst du ja nicht hier ...

Du provozierst mich immer wieder. Du solltest mein unterdrücktes Temperament nicht allzu sehr weiter reizen. Es könnte sein, dass ich irgendwann die Beherrschung verliere ..."

Widerwillig ging Damon endlich. Er war wohl doch nicht so lebensmüde, wie ich geglaubt hatte. Ehrlich, was fand Elena nur an ihm? Wie hielt sie es nur mit dem da aus?

I need to remember ...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt