#14: Date?

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Die Teams sind die Selben, wie beim Fußball und ich reibe mir schon die Hände vor Vorfreude. Joana sieht ziemlich unglücklich aus, wahrscheinlich sieht sie sich schon als lebende Zielscheibe von Steffen. Ich konzentriere mich jedoch weiter auf Rune, Kopftreffer zählen zwar nicht, aber das kann aus Zufall ja mal passieren. Christian sieht mich kopfschüttelnd an. "Da schmiedet jemand Rachepläne, ich sehe das." Grinsend nicke ich und er meint noch: "Dann verstecke ich mich einfach hinter dir, ok?" "Träum weiter, ich werde die ganze Zeit in Bewegung sein." Er seufzt und stellt sich zu Steffen, der die ganze Zeit schon wilde Gesten mit Joana austauscht. In diesem Moment wirft Alfred den Schaumstoffball in die Mitte und Joshua schnappt ihn glatt vor der Nase von Fabian weg. Ohne zu zögern ballert er Niclas ab, der nicht rechtzeitig wegspringen konnte. Der Ball prallt an ihm ab und rollt in der gegnerischen Hälfte herum. Rune schnappt sich die Waffe und grinst mich an. Viel Zeit zum reagieren habe ich nicht, doch mein Abrollen auf dem Boden reicht, um ihm auszuweichen. Mit großen Augen starrt er mich an und hat sofort einen Ball in seiner unangenehmsten Zone hängen. Es war Christian, der jetzt schadenfroh grinst. "Hey, das war mein Job," rufe ich ihm lachend zu, doch die Antwort ist nur ein grinsendes Schulterzucken. Rune sieht uns gespielt beleidigt an und verspricht uns Rache. Doch bis er den Ball zu fassen bekommt, werfe ich Joana raus, Joshua knallt Marko fast die Birne weg und Steffen wirft Andi auf den Hintern. Die Stimmung ist super und Alfred am Rand bekommt sich vor Lachen kaum noch ein. Es ist eigentlich ein Spiel für Schüler, aber jetzt gerade finden wirklich alle Völkerball klasse. Doch irgendwie fliegt dann doch der Ball neben uns ins Aus und Rune grinst triumphierend. Oh nein, das kann er vergessen. Wie ein aufgescheuchtes Kaninchen laufe ich zwischen meinen Mitspielern herum, doch Rune schafft es trotzdem, den Ball in meine Richtung zu werfen. Bevor ich ihn gegen die Brust bekomme, fängt Joshua ihn mit einer Gelassenheit ab, die den Schützen fast aus dem Konzept bringt. Joshua reicht mir den Ball und lächelt sogar kurz so, dass seine Augen belustigt aufblitzen. Dann war es das aber schon mit dem glückseligen Moment, denn er dreht sich wieder weg. Auch egal, ich fixiere Fabian und treffe ihn am Knie, als er hochspringt. Resigniert geht er raus und nach geschlagenen 20 Minuten hat unser Team endlich gewonnen. Gut, das lag dann aber auch daran, dass König Domagoj keine Lust mehr hatte. Wir trinken wieder etwas und dann beendet Alfred das Spaßtraining mit den Worten: "Die Herren sollen ja auch noch ein bisschen was für unser nächstes Spiel tun." Lachend verkrümeln wir uns aus der Halle und ich verabschiede mich von joshua, der mir seine Adresse und einen Treffpunkt genannt hat. Er will mich einfach an der nächstgelegenen Bushaltestelle abholen. Joana und ich steigen in den Bus nach Hause und sie schwärmt die ganze Zeit davon, wie toll Steffen ist und was er alles mit ihr unternehmen will. Ich höre grinsend zu - sie ist wirklich auf Wolke 7. In der Wohnung angekommen statte ich der Dusche wieder einen Besuch ab und ziehe mich dann für mein "Date" an. {siehe Bild} In meiner Tasche verschwinden Geld, Handy, Ladekabel und ein frisches T-Shirt plus Unterwäsche für morgen. Ich gehe auf Nummer sicher, falls wir so lange Filme gucken, dass ich bei Joshua schlafen muss. Ich verabschiede mich von Joana, die nach dem Training noch mit Steffen ins Kino geht und warte auf den Bus. Mittlerweile läuft schon das dritte Lied über meine Kopfhörer, da fährt der Bus endlich vor und ich setze mich nach hinten. Ich schließe die Augen und lausche Stressed Out von den Twenty One Pilots. Glücklicherweise ist meine Musik nicht zu laut, ich kann klar und deutlich hören, wie meine Station angesagt wird. Schnell drücke ich den Halteknopf und stehe auf. An das Wartehäuschen gelehnt steht Joshua da und wartet. Er trägt eine Sonnenbrille und ich muss sagen, dass ihm das echt gut steht. Seine wilden Haare sind unter einer schwarzen Snapback versteckt, die er sich verkehrtherum aufgesetzt hat. Ansonsten trägt er eine einfache, blaue Shorts und ein schwarzes T-Shirt, durch das sein Körper gut zur Geltung kommt. Er sieht wahnsinnig gut aus und ich lächle tatsächlich, als er mich mit einer Umarmung begrüßt. Lächelnd geht er los und ich laufe neben ihm her. Von der Seite kann ich seine Augen ein wenig sehen, jetzt strahlen sie auf einmal fröhlich und erinnern mich mehr an Sommergras. Er sieht zu mir herunter und zieht fragend seine Augenbrauen hoch. "Habe ich was im Gesicht?" "Nein, aber du wirkst besser gelaunt, das gefällt mir." Ich lächle ihn ehrlich an und er erwidert das Lächeln. "Mir war diese große Runde vorhin etwas unangenehm, aber jetzt mit dir allein bin ich tatsächlich glücklich. Ich freue mich einfach, dass du zugesagt hast." Wow, harte Schale, weicher Kern, denke ich mir, während wir weiter durch die kleinen Gassen hier weiter außerhalb von Kiel schlendern. Schließlich kommen wir bei einem Mehrfamilienhaus an und drinnen müssen wir in den ersten Stock, bevor er die Tür zu seiner Wohnung aufschließt. Sie ist in Brauntönen gehlaten und wirkt sehr gemütlich. "Schön eingerichtet." "Danke," erwidert er lächelnd und verschwindet in die Küche, um gleich darauf mit zwei Gläsern und Cola zurückzukommen. Wir machen es uns auf der beigen Couch gemütlich und Joshua legt Tron: Legacy ein. Mein absoluter Lieblingsfilm, aber das verrate ich ihm nicht. Grinsend setzt er sich im Schneidersitz hin und meint überzeugt: "Der beste Film, der je gedreht wurde." Nachdem er den Film gestartet hat, versinke ich in der virtuellen Welt und fiebere - wie jedes Mal - mit dem Protagonisten Sam mit. Im Laufe des Films rücke ich näher zu Joshua und lege meine Beine quer über ihn. Vollkommen in die Story versunken streicht er abwesend über meine Knie und ich genieße die Zweisamkeit.

Kieler Zeit || pausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt