#5: Wetten?

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Nachdem wir ganz in Ruhe aus dem Kino geschlendert sind, stehen wir in der Sonne und lassen uns blenden. Mittlerweile ist es schon 16:45 Uhr und jetzt gehen wir wirklich noch ins Café. Joana schaut mich durch ihre Sonnenbrille an. "Irgendwie bin ich ja schon aufgeregt wegen nachher." Ich finde es immer noch lustig, dass sie jetzt selbst auch kein Kleid trägt. Ihre Shorts ist weiß und sie trägt ein weißes Croptop mit Spitze. Zwar feierlich, aber defintitiv kein Kleid. "Naja, das sind ganz normale Menschen. Du hast es doch heute morgen gesehen, die Jungs sind cool." Sie nickt zwar, aber etwas hibellig wirkt sie trotzdem. Im Café begrüßt uns wieder ein unglaublicher Duft, dieses Mal gibt es allerdings Kuchen. Ich gönne mir ein Stück Marzipantorte und eine Schokoladenschnecke, während Joana zwei Stücken Erdbeerkuchen bestellt. Der Junge hinter der Kasse lächelt Joana an, irgendwie haben heute alle nur Augen für sie. "Du warst doch heute morgen auch schon da, oder?" Sie mustert ihn kurz, lächelt dann aber zurück und antwortet: "Ja, es ist einfach zu schön hier." Er schiebt ihr einen Zettel rüber und mit einem überraschten Lächeln steckt sie ihn in ihre Gesäßtasche. Augenrollend sehe ich mich um, nachdem ich meinen Kaffee bekommen habe. An einem Tisch grinsen mir vier bekannte Gesichter entgegen. Dieses Mal ist auch Niclas Ekberg dabei und Rune winkt mich lächelnd an den Tisch. Joana hinter mir seufzt und kommt hinterher. "Ihr seid hier auch Dauerkundschaft, oder?" Lachend nicken die Jungs mir zu und Niclas stellt sich vor. "Ich glaube, die beiden kennen dich." Steffen grinst und wir setzen uns hin. Dieses Mal sitze ich zwischen Christian und Rune, Joana hat sich zwischen Niclas und Steffen mir gegenüber gesetzt. Was ein Zufall, dass ausgerechnet Steffen einen weiteren Stuhl für sie geholt hat. "Schon aufgeregt wegen nachher?", fragt Christian und lächelt mich an. Na, wenisgtens einer, der nicht nur nach Joana guckt. Irgendwie hat es mich ja schon gestört, dass nur sie bisher angeflirtet wurde. Mein Ego wurde leicht angekratzt, aber dank Rune und Christian, die mich beide aufmerksam ansehen, wird es schon besser. "Es geht so, ich bin eigentlich eher neugierig", antworte ich ehrlich und beide Jungs nicken.  "Spielst du eigentlich selbst auch?", wendet sich nun auch Niclas an mich. "Ja, ich spiele schon seit der E-Jugend." Er nickt anerkennend und fragt mich ein bisschen weiter aus. Ab und zu schmeißen auch Christian und Rune ein paar Kommentare dazu und nach einer halben Stunde kennen die drei Handballer meine komplette Laufbahn. Steffen und Joana sind in ein Gespräch über Studium und dessen Vorteile vertieft. Was nur uns und den beiden nicht auffällt, ist die Tatsache, dass Steffen seit 5 Minuten die Hand auf Joanas Knie gelegt hat. Christian und ich grinsen uns wissend an, im selben Moment fangen wir an zu singen. "Ai was seh' ich da, ein verliebtes Ehepaar!" Es hat den gewünschten Effekt, denn sofort schießen die beiden mit hochrotem Kopf auseinander. "Gott, ihr seid so kindisch!", Joana funkelt mich nur halbherzig wütend an und wir fangen alle an zu lachen. Schließlich verabschiedet sich Niclas, weil er noch einkaufen muss, sonst gibt es Stress mit Nathalie. Das wollen wir natürlich nicht verantworten und so lassen wir ihn gehen. Meine Uhr zeigt jetzt knapp 17:30 Uhr und ich wundere mich, wie schnell die Zeit heute vergangen ist. Rune bemerkt meinen Blick und schaut ebenfalls auf die Uhr. "Hey, wir haben ja noch ein wenig Zeit, lasst uns doch noch zur Halle fahren und ein bisschen spielen." Ich bin sofort begeistert und auch Joana strahlt, denn sie spielt auch schon fast 4 Jahre im Verein. Zu den Männern brauche ich nichts sagen, die springen voller Elan auf und schließen Wetten ab, wer von uns am Besten ist. "Ich wette, ich komme locker an dir vorbei," sage ich zu Christian und er grinst nur. "Die Wette gilt, der Gewinner bekommt ein Bier." Wir schlagen ein und die anderen diskutieren sofort los, wie ich das bloß machen will. Doch ich winke nur ab. "Lasst euch überraschen." Es ist kein Geheimnis, dass Christian Dissinger einer der besten deutschen Abwehrspieler ist und da ich zum einen kleiner, zum anderen schwächer als er bin, sehen die Männer keine Chance für mich. Doch dann überrascht mich Joana mit dem Satz: "Ihr werdet schon sehen, wenn sie wie ein Blitz an ihm vorbeigeht."  Wir geben uns ein High Five und Rune scheint zu überlegen, wie schnell ich wirklich sein kann. Er ist Linksaußen, er weiß also, was für eine mächtige Waffe Schnelligkeit im 1-gegen-1 ist. "Ich ändere meine Meinung und setze auf Jette." Überrascht starren Steffen und Christian ihn an, doch ich lache nur und halte ihm meine Hand hin, die er sofort abklatscht. Wir sind an der Halle angekommen und Steffen spaziert einfach rein. Scheint so, als wäre für die Spieler immer offen. Und ich habe Recht, es ist fast, wie ein Kieler Treff, denn in der Halle hört man Ballprellen und lachende Männer. Jetzt lernen wir die Spieler doch schon früher kennen, als ich dachte. Nervös binde ich mir die Haare zusammen und ziehe die Schnürsenkel fester. Jetzt werden wir ja sehen, wie gut Christian wirklich ist und ob er mich immer noch unterschätzt.

Kieler Zeit || pausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt