Kapitel 8 - Die erste Party in der neuen Stadt II.

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David Guetta ~ Would I Lie To You

Als Taylor und ich das Haus betraten, traute ich meinen Augen nicht. So viele Menschen in nur einem Haus, so etwas hatte ich noch nie erlebt.

"Ganz schön voll hier, ist das normal?" , musste ich Taylor anschreien, damit er mich überhaupt verstehen konnte, denn die Musik war so laut, dass er mich in normaler Lautstärke nicht verstanden hätte.
Taylor antwortete mit einem kurzen Nicken und Lächeln, weshalb ich bezweifelte, dass er mich verstanden hatte.

Taylor hielt meine Hand um mich in der Menge nicht zu verlieren und so folgte ich ihm ins Wohnzimmer. Dort fragte er mich, ob ich etwas trinken wolle. Ich antwortete nur kurz mit:

"Cola."

Woraufhin er anfing zu lachen. Ich schaute ihn fragend an, dann kam er näher, um mir ins Ohr zu schreien:

"Du willst die Cola bestimmt mit irgendetwas mischen, du trinkst sie doch wohl nicht pur?"

Ich verstand überhaupt nicht, was das große Problem war. Ich trank nunmal kein Alkohol, ich war Sportlerin und wusste gut genug was Alkohol anrichten konnte. Als ich Taylor genau das erklären wollte, ließ er meine Hand wieder los und deutete mir an, dass er gleich wieder kommt.

Na toll. Da stand ich nun. Vollkommen alleine gelassen unter Leuten die ich mit kleinen Ausnahmen allesamt nicht kannte. So fremd, wie ich mich hier fühlte, hatte ich mich noch nie zuvor gefühlt. Auf der anderen Seite des Raumes sah ich Alex. Sie schaute kurz rüber und lächelte, doch zu mir kam sie nicht. Sie stand dort zusammen mit Bethany, Mike und noch einigen Anderen.

Plötzlich tippte mich jemand an der Schulter an und riss mich aus meinen Gedanken. Ich drehte mich um und schaute ein Mädchen an. Sie hatte schulterlange, schwarze Haare und sah ein wenig asiatisch aus. Sie trug einen schwarzen Kaputzenpulli und auch der Rest ihres Outfits war schwarz. An ihrem Hals trug sie eine Art Hundehalsband mit silberner Schnalle.

"Stehst du hier an?"

Ich hatte ganz vergessen, dass ich noch immer mit dem Rücken an die Theke gelehnt da stand und somit die Getränkebar blockierte.

Ich schüttelte mit dem Kopf und ging einen Schritt zur Seite. Während das Mädchen sich ein Getränk in ihren Becher schüttete, fragte sie:

"Bist du neu hier?"

Ich nickte wieder nur kurz.

"Kannst du nicht sprechen oder so?"

"Doch, eh natürlich. Ja ich bin neu hier." , antwortete ich ihr.

"Ah cool, wo kommst du her? Ich bin übrigens Cassie."

"Liz, ich komme aus Salt Lake City. Bin vor ein paar Tagen hierher gezogen."

Ich war ganz froh, dass mich jemand angesprochen hatte, sodass ich nicht mehr völlig alleine da stand. Cassie hatte einen eigenwilligen Stil und lächelte kein einziges Mal während unserem Gespräch, aber trotzdem war sie mir irgendwie sympathisch.

Nach einem kurzen Gespräch fragte sie mich, ob ich mit raus zum Pool gehen wolle, woraufhin ich sagte, dass ich hier auf jemanden warte, der nur kurz jemanden begrüßen wolle. Als Cassie ging und ich auf mein Handy schaute, fiel mir allerdings auf, dass aus diesem kurz bei Taylor irgendwie ein lang geworden war, denn wir hatten bereits 21:30 Uhr und er war noch immer nicht zurück gekommen.

Als ich durch den Raum sah, um ihn zu suchen, fiel mir nur wieder der mittlerweile große Kreis mit Alex, Bethany, Mike und einigen anderen auf. Doch dann fand ich noch jemand Bekannten in diesem Kreis.

Taylor.

Ich nahm also all meinen Mut zusammen und schritt entschlossen auf den Kreis zu. Als ich mich gerade durch die Menge schlug, blieb ich scheinbar an jemandem mit einem Getränk in der Hand hängen, was darufhin auf meiner und seiner Kleidung verteilt wurde.

"Ey pass doch auf!" , schrie mich der Junge an. "Das ist echtes Kaschmir, ja?"

Ich half dem Jungen also das sehr klebrige Getränk von seinem Pullover zu entfernen, als ich plötzlich hinter mir eine bekannte Stimme war nahm.

"Ich schwör dir, die ist 100 %ig lesbisch! Guck sie dir doch mal an, so geht doch kein normales Mädchen zu einer High School Party!"

Es war Alex, deren hohe Stimme ich deutlich erkennen konnte. In ihrer Umgebung brach daraufhin ein Gelächter aus, indem ich auch Taylors Stimme vernehmen konnte.

"Vorgestern bin ich abends an ihrem Zimmer vorbei gekommen und hörte wie sie mit einem Mädchen telefonierte und ständig nur sagte, wie sehr sie sie vermisst. Garantiert war das ihre Freundin in Utah."

Als sie das sagte, verstand ich erst um wen es dort ging, nämlich um mich. Völlig verdutzt drückte ich dem Jungen seinen Becher und das Taschentuch in die Hand und drehte mich um. Genau im richtigen Moment, denn jetzt sah ich, wie sich Taylor in das Gespräch einschaltete:

"Welches normales Mädchen boxt denn bitte? Sie trinkt noch nicht einmal Alkohol, sie ist ja 'Sportlerin' hat sie gesagt. Stellt sie euch doch mal vor mit aufgeblatzter Lippe, einem blauen Auge und blutender Nase. So sieht doch kein echtes Mädchen aus."

Ich stand wie versteinert da. Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte, sollte ich weinen und wegrennen oder zu ihnen rüber gehen und am besten gleich allen eine reinhauen? Für die zweite Variente fehlte mir aber dann doch der Mut, ich fühlte mich ihnen einfach unterlegen.

Nachdem alle gelacht hatten, war es Mike, der Alex am Arm antippte und zu mir rüber deutete. Als plötzlich fast alle auf mich starrten und ihr Gelächter somit unterbrachen, sagte Bethany, die offensichtlich noch nicht mitbekommen hatte, dass ich direkt hinter ihr stand:

"Leute, ich hab sie auch vorhin mit 'Creepy Cassie' gesehen, wahrscheinlich ist das ihre neue Freundin."

Danach war Bethany die Einzige, die immernoch lachte. Der Rest starrte immernoch auf mich. Als Bethany es auch merkte, sich zu mir umdrehte und mich hinterhältig anlächelte, konnte ich mich nicht mehr zusammen reißen. Die Tränen schossen mir in die Augen, meine Haut wurde blass und meine Knie fingen an zu zittern. Ich konnte nicht mehr anders als mich umzudrehen und einfach wegzulaufen.

Ich rannte durch die Tür, durch die auch Cassie vorher nach draußen zum Pool gegangen war. Ich rannte jedoch am Pool vorbei und verließ über einen schmalen Weg das Grundstück. Ich konnte nicht anders, als nur weg von hier zu laufen.

Ich rannte so weit ich konnte in Richtung Strand. Ich wusste je näher ich am Strand bin, umso weiter bin ich von zuhause und der Party entfernt. Ich lief an vielen Supermärkten und Restaurants vorbei, bis ich irgendwann zu einem riesigen Parkplatz und einer alten Lagerhalle kam. Vor ihr sah ich einige jungen Leute die rauchten und danach in der Halle verschwanden.

Was wollten sie in dieser alten, dreckigen Lagerhalle? Sie stand doch scheinbar leer, aber irgendetwas musste doch in ihr sein, nur was?

Fight for it! - Der Kampf meines LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt