Kapitel 18 - Die Wahrheit kommt ans Licht

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Thousand Foot Krutch ~ War Of Change

Miss Steel also...

Auf der Fahrt nach Hause hatte mir Cassie ihre Reaktion erklärt. Diese junge Boxerin muss wohl das Grauen in Person sein. Sie soll wohl so breit sein wie sie groß ist und deshalb eben auch sehr stark. Sie ist eine Lokalmatadorin und hat bis jetzt jede ihrer Gegnerinnen durch K.O. besiegt...

Während mich erste Zweifel plagten, ob ich das tatsächlich schaffen könnte, betrat ich gerade das Haus und wollte mir noch schnell etwas zu Essen mit hoch nehmen, als ich bereits ein Empfangskomitee, bestehend aus meiner Mutter, Kenneth und Alex, auf unserem riesigen Ledersofa vorfand.

"Und wie war der Ballettunterricht?" , fragte mich meine Mutter ernst. Was sollte das denn jetzt?

"Ehm...gut, wieso?"

"Lüg mich nicht an Elizabeth! Alexandra hat mir alles erzählt..."

Dieses kleine Miststück...Ich dachte sie würde sich an unseren Deal halten...

"Mum, du musst mich verstehen, ich habe Talent und ich liebe diesen Sport! Ich musste doch eine Möglichkeit finden..."

"Ich hätte so etwas wirklich nicht von dir erwartet, Elizabeth," schaltete sich jetzt auch noch Kenneth ein, während Alex nur schadenfreudig grinste.

"Deine Mutter und ich sind wirklich enttäuscht von dir und wollen nicht, dass du noch einmal zu diesem Boxtraining gehst...Du musst auch nicht zum Ballett, wenn du nicht willst, aber dann eben auch nicht zum Boxen!"

Wow, wie nett von ihnen...

"Soll ich euch mal was sagen? Ich liebe diesen Sport, und Mum, wärst du wirklich eine gute Mutter dann würdest du mich unterstützen! Seit ich hier bei euch bin, gab es keinen Tag, an dem ich mir nicht meinen Dad zurück gewünscht habe...Ich hasse es hier zu leben und vor allem hasse ich euch!"

Mit diesen Worten und Tränen in den Augen lief ich schnell die Treppe hoch und direkt in mein Zimmer. Ich wusste nicht, was schlimmer war, dass meine Mutter alles rausbekommen hatte oder meine so gut wie unbesiegbare Gegnerin, die ich in zwei Wochen schlagen musste.

***

Mit dem schönen Gefühl nach diesem Tag Wochenende zu haben, wachte ich am Freitag auf. Am Donnerstag war nichts besonderes passiert. Sowohl Taylor als auch Mike hatten mich in der Schule ignoriert und ich hatte keine Möglichkeit gefunden, mit ihnen zu reden.

In der Schule traf ich mich direkt am Eingang mit Cassie, mit der ich seit gestern Pläne schmiedete, trainieren zu gehen, ohne dass meine Eltern es mitbekommen würden und außerdem brauchten wir noch einen Plan, diese Miss Steel zu besiegen.

"Du bist hart im Nehmen, das weiß ich Liz. Du musst an deiner Kondition und deiner Schnelligkeit arbeiten. Du wirst sie wahrscheinlich nicht K.O. schlagen können, aber wenn das eben nicht geht, dann musst du einfach schnell ausweichen und reagieren können, um ihre Schläge abhalten zu können. Du darfst keinen Schmerz empfinden und musst einfach weiter kämpfen!"

"Du hast Recht Cassie, ich muss einfach alles geben, egal wie, dann kann ich sie nach Punkten vielleicht besiegen."

"Anderes Thema: morgen Abend steigt eine Party bei Mel, sie ist bei mir in der Klasse und hat mich eingeladen, du kannst mitkommen. Ihre Parties sind immer der hammer. Es gibt immer ein Flaschendrehen, das ist Tradition bei ihr."

"Das hört sich ja alles toll an, aber ich bezweifle, dass meine Mum mich gehen lässt."

"Sag doch einfach du bist auf einer Geburtstagsparty von einer Freundin eingeladen, dann muss sie dich einfach lassen."

Cassie hatte recht und so würde ich auch einmal auf andere Gedanken kommen.

***

Als ich von der Schule nach Hause kam, sah ich eine blonde Frau auf unserem Sofa mit Alex sitzen. Sie sah mindestens genauso spießig aus, wie diese ganze Familie hier. Bis auf Lewis vielleicht, der war wirklich süß und eigentlich gar nicht so schlimm, wie die anderen hier.

"Hallo, du musst Elizabeth sein," erhob sich die Frau jetzt. "Ich bin Marry - Ann, Alexandra's Mutter, schön dich kennen zu lernen." , jetzt streckte sie mir ihre Hand entgegen, die ich kurz darauf auch schüttelte.

Alexandra's Mutter? Was ist mit Lewis?

Nachdem ich Alex's Mutter also begrüßt hatte, ging ich hoch in mein Zimmer, da inzwischen meine Mutter und Kenneth gekommen waren und ich keine Lust auf 'Happy Family' hatte.

Kurz nachdem ich mir meine Jogginghose angezogen hatte und mich mit meinem Laptop auf meine geliebte Fensterbank gesetzt hatte, klopfte es an der Tür.

Nachdem ich herein gesagt hatte, kam meine Mutter auch schon herein und setzte sich neben mich. Sie legte ihre Hand auf meine und sah mich mit leicht geröteten Augen an.

"Alles okay Mum?" , fragte ich also höflichkeitshalber.

"Elizabeth, was du am Mittwochabend zu Kenneth und mir gesagt hast, hat mich wirklich verletzt weißt du? Es tut mir leid, dass ich dich nicht beim Boxen unterstütze, aber das ist doch kein Grund mich zu hassen. Ich mache das alles doch nur, weil ich Angst habe, dass du dich verletzt. Diese Sportart ist gefährlich..."

Ach was, jede Sportart hat ja irgendwie ein Verletzungsrisiko, da soll sie also mal nicht so übertreiben.

"Liz, ich denke, ich habe lange genug geschwiegen, also möchte ich dir jetzt die Wahrheit erzählen...Dein Vater, ich habe ihn wirklich geliebt und ich habe ihn vor allem bewundert für seinen Mut und seinen Sport. Du glaubst zwar, ich hätte das Boxen nie gut gefunden, aber das stimmt wirklich nicht."

Ich sah wie meiner Mutter langsam ein paar Tränen die Wangen herunter liefen. So etwas hatte ich bei ihr noch nie gesehen und auch was sie sagte, so etwas habe ich wirklich noch nie von ihr gehört. Es klang alles so ernst, wie noch nie zuvor bei meiner Mutter.

"Als du drei Jahre alt warst, hatte dein Vater einen Kampf. Er hatte eine Herausforderung vom damaligen amerikanischen Meister im Schwergewicht erhalten und hat sie natürlich angenommen. Dein Vater wurde gleich in der dritten Runde zu Boden geschlagen und blieb kurz liegen, doch er schaffte es tatsächlich noch bevor der Ringrichter bis 10 gezählt hatte, wieder aufzustehen. er kämpfte weiter bis zu Runde 10, in der er dann an der Schläfe getroffen wurde und sofort bewusstlos zu Boden ging."

Jetzt kämpfte auch ich mit den Tränen. Diese Geschichte war mir wirklich neu und berührte mich zutiefst. Wieso hatte mir mein Vater das nie erzählt?

"Dein Vater wurde ins Krankenhaus gebracht und lag dort ganze 2 1/2 Monate im Koma, bis er schließlich aufwachte. Danach musste er seine Boxhandschuhe an den Nagel hängen und fing als Trainer im Club an...Mein Schatz, seit diesem Tag habe ich mir geschworen, dass ich auf dich besser aufpassen würde und dir nicht so etwas passieren würde...Es tut mir so leid, dass ich dir das erst jetzt erzähle, aber ich konnte es einfach nicht..."

Ich konnte meine Tränen jetzt nicht mehr zurückhalten. Meiner Mutter ging es genauso. Und zum ersten Mal seit acht Jahren nahm ich sie in den Arm, und es fühlte sich sogar gut an.

Plötzlich konnte ich meiner Mutter einfach gar nicht mehr böse sein für alles, was sie mir seelisch angetan hatte.

"Ich hab dich lieb Mum," wimmerte ich ganz leise, doch sie hörte mich und zog mich ein wenig fester zu sich.


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Für dieses Kapitel habe ich ganz schön lange gebraucht und es ist auch ein bisschen länger geworden als sonst, aber ich hoffe es gefällt euch.

Im nächsten Kapitel gibt es dann die Party und ein Wiedersehen mit Mike und Taylor. ;)

Fight for it! - Der Kampf meines LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt