Kapitel VII - Samstagabend

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Mittlerweile war es Samstagabend und ich war bereit um mit meiner Schwester Essen zu gehen. Sie war über das Wochenende hier und heute Abend war eben unser Abend. Ich nahm meine Jacke und verließ meine Wohnung. An meinem Auto angekommen gab ich die Adresse ins Navi ein. Eigentlich brauchte ich es nicht, aber ich hatte keine Lust erst ewig zu fahren und dann zu spät zu kommen. Ich tippte also die Adresse ein. Es war eine Pizzeria. Tja, sie kannte mich einfach.

Dort angekommen wartete sie bereits auf mich. "Du bist zu spät.", entgegnete sie mir. "Ja hallo. Schön dich auch mal wieder zu sehen." Ignorierte ich ihre Aussage. Ich wusste, dass ich zu spät war. Wir gingen rein und setzten uns an den von meiner Schwester bestellten Tisch.

"Und wie gefällt es dir in London?", fragte ich sie neugierig. Vor einigen Monaten ist sie nach London gezogen und macht dort ihr Studium.

"Sehr gut. Anfangs war es ein wenig unangenehm. Ich kannte niemanden und alle um mich rum sprachen nur englisch. Aber mit der Zeit wurde es immer einfacher."

Wir redeten noch ein wenig über ihre Rundreise nach Wales. Ich wäre zu gerne mal nach Wales gereist. Doch alleine will ich dann auch wieder nicht.

Unsere Pizzen kamen und wir verfielen in ein leises Schmatzen. Die Pizza war wirklich sehr gut. Warum kannte sie sich eigentlich besser aus als ich? Wohnt sie hier oder ich? Ein Lachen glitt mir über den Mund. Und da fiel mir plötzlich noch was ein. Der neue Nachbar. Ich musste öfter an ihn denken. Er muss sicher schrecklich über mich denken wenn ich immer so laut bin. Meine Schwester schaute mich verdutzt an.

"Was ist los Luz? Ist was nicht in Ordnung?", fragte sie mich.

"Nein. Alles in Ordnung. Ich muss nur gerade an jemanden denken."

"Ah bist du etwa verliebt?", fragte sie mit einem breiten Grinsen. Was? Wieso? Hab ich was Falsches gesagt? Ich ließ die Wörter in meinem Kopf erneut durchlaufen. Und dann fiel es mir auf.

"Nein. Doch nicht so. Es ist jemand neues in die Wohnung neben mir gezogen. Und ich gehör ja nun nicht zu den leisesten Leuten im Haus. Deswegen denk ich nur öfter daran, wie er über mich denken muss."

"Hast du ihn schon mal gesehen? Sieht er gut aus?", fragte meine kleine Schwester mit einem gewissen Nachdruck. "Stehst du auf ihn?"

"Hör auf. Ich steh nicht auf ihn. Ich hab ihn doch noch nicht einmal gesehen. Es kann doch auch so ein 40-jähriger sein."

Sie verlief in peinliche Stille. Der Rest des Abends verlief ruhig und entspannt. Wir saßen die Pizzen auf. Jeder bekam noch ein Eis und dann ging es wieder nach Hause.

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