Kapitel IX - Narben der Erinnerung

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Es sind jetzt drei Tage vergangen und an jedem Abend war es laut. Es waren entweder laute Schreie oder irgendetwas klapperte. Es war nicht laut, aber es nervte einfach. Ich musste den ganzen Tag arbeiten und wenn ich dann abends nach Hause komme, muss ich mir diese nervigen Geräusche anhören. Beim besten Willen, das war mir einfach zu viel. Morgen kommt meine Bestellung. Das war so ziemlich der einzige Lichtblick in meiner Woche.

Ich ging rüber in Bad und stieg in die Dusche. Das Wasser prasselte auf meinen Körper. Ich schaute mich selbst an. An meinen Unterarmen konnte man Narben erkennen. Nein, sie kamen nicht vom Ritzen. Sie hatten einen weitaus tragischeren Ursprung. An meinem Bein und über meinem Bauch waren auch zwei lange Narben. Sie sahen schrecklich aus. Ich wusste es. Doch niemand kannte sie. Das war auch der Grund, warum ich nie baden ging. Ich wollte nicht, dass andere Menschen das sehen. Sie stammen von einem Autounfall. Als ich mit meinem Bruder unterwegs zum See war, kamen wir wegen eines Lasters von der Spur ab und fuhren gegen einen Baum. Wir prallten mit der Vorderseite gegen den Baum und überschlugen uns. Ich wurde dabei aus meinem Sitz gerissen und aus der Seitenscheibe geschleudert. Ich riss mir meinen Bauch und mein Bein an den Splittern der Seitenscheibe auf. Meine Arme verletzte ich mir wohl auch dabei. Ich kann mich auch nicht mehr genau daran erinnern. Bis heute fällt es mir schwer mit dem Auto durch eine Allee zu fahren. Ich kam wieder zurück in die Realität. Ich stand immer noch unter der Dusche und das Wasser lief. Ich duschte mich ab und machte mich bettfertig. Für heute war das genug.

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