🌿 ICH VERLOR ALLES, AUßER ALLAH!
Heute war mein letzter Tag in Bonn. Als ich mit meinem Seminar fertig war, machte ich mich nun auf dem Weg zum Hotel. Dieser Ort hat mich geändert, denn er gab mir eine plötzliche Ruhe in meinem Herzen. Plötzlich vibrierte mein Handy, weswegen ich es aus meiner Tasche rausholte und sah, dass ich eine Nachricht von Hidaya bekam.
"Assalāmu Alaikum Liebes. Lust heute wieder in die Moschee zu gehen? Es ist die 29te Nacht, nutze sie aus. Ich mach Du'a für dich.
Deine Ukht Hidaya."Sie kannte mich kaum, aber dachte an mich, weswegen es mich erfreute. Ich freute mich schon sehr auf die letzte Nacht und den Abend in der Moschee. Sie hatte recht, dass es die letzte Nacht die Laylatul Qadr sein kann und dies müsste ich gut ausnutzen. Hier war ich frei von jeglichen anderen Meinungen und Urteile. Ich bin hier alleine. Nur für mich und das tat mir gut.
-Iftarzeit-
Ich habe mir etwas im arabischen Laden gekauft und esse nun in meinem Hotelzimmer. In genau einer Stunde würde Hidaya kommen, damit wir gemeinsam in die Moschee gehen. Nach dem Essen wollte ich langsam für die Moschee vorzubereiten, deshalb holte ich meine neue Abaya und dazu ein Kopftuch raus, währenddessen flossen mir die Tränen das Gesicht runter. Ich sah mich im Spiegel an und sah die wahre Aabidah. Die, die ich im Inneren schon lange sein wollte. Es hörte sich paradox an, aber die Aabidah die jeden Tag vor dem Spiegel stand, war für mich eine Fremde. Es war schon lange her, wo ich mich nicht mehr geschminkt hatte, meine Haare richtete oder mir stylische Klamotten mehr gekauft hatte, denn ich fühlte mich unwohl und kleidete mich deshalb immer so geschlossener wie ich nur konnte: Meine Haare fest nach oben gebunden, im Hochsommer einen Rollkragen und eine normale Hose mit Chucks.
Es klopfte an der Tür, bestimmt war es Hidaya. Ich öffnete die Tür und tatsächlich, sie war es.
Sie trug einen wunderschönen Khimar, dass mit einem Niqab verbunden war und es stand ihr so schön, Ma sha Allah, da sie sich richtig bedeckte. Ja sie hatte sich Allah hingegeben und sie war glücklich.Wir gingen in die Moschee und beteten nun das letzte Taraweeh Gebet, dass ich so voller Emotionen betete, dass ich im Gebet gezittert habe. Allahu Akbar.
Nun musste ich mich von Hidaya verabschieden und hoffte sie bald wiederzusehen. Sie drückte mich ganz doll an sich und sagte mir:
"Vertraue auf Allah. Du siehst dein Problem momentan wie einen Berg, wie der Berg von Uhud, aber wisse - sobald dein Vertrauen vollkommen auf Allah gelegt wird, ist es so klein wie ein Bonbon und du wirst stärker sein als je zuvor. Nie sah ich dich so glücklich wie heute Abend in deinem Hijab und deiner Abaya, weil dein Herz es will. Und wenn du Aufrichtig Allah bittest um diese fehlende Kraft - Allah wird dir helfen. Ganz bald."
Ich ging mit einem lachenden, sowie mit einem weinenden Auge zurück ins Hotel und dachte dabei an ihre Worte. Sie hatte recht, nur Allahs Zufriedenheit sollte mich interessieren sonst nichts und niemand. Ich beschloss die Nacht mit meinen Adiyaat zu beschmücken und nicht zu schlafen. Ich hatte so ein enormes Adrenalin in mir und solch eine Hoffnung, die ich euch nicht beschreiben kann.
Es wurde immer später und später und meine Tränen haben das ganze Zimmer bewässert. Es waren Tränen aus Angst und Tränen aus Hoffnung. Ich bereute all die versäumte Zeit und gleichzeitig bat ich Allah mir diese Angst vor einem Menschen aus meinem Herzen zu nehmen. Mir war die Dunya schon längst egal, denn ich wollte nur noch Akhirah.
Und doch hielten mich die Fesseln all die Monate und Jahre davon ab, meinem Herrn aufrichtig zu dienen.
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Es war 3:30 Uhr in der Früh und ich befand mich immer noch im Sujud. Ich wusste nicht wie lange ich dirt verweilte, ich wusste auch nicht was mit mir geschah, denn eine starke Macht drückte mich auf den Boden des Hotelzimmers und ließ meinen Körper beben. Noch nie in meinem Leben fühlte ich so etwas. Ich war schwach und konnte mich nicht bewegen. Ich bat Allah so sehr, ich ließ mich fallen wie aus einem Fenster, ich lies mich fallen mit der Sicherheit und Gewissheit, dass Allah mich auffängt.
So ging es bis in die frühen Morgenstunden, bis ich aufwachte und merkte, dass ich im Sujud wohl irgendwann eingeschlafen sei.
Ich stand auf, machte mich frisch und betete das Fajr Gebet.
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Ich ging zum Spiegel. Plötzlich lachte ich und weinte zugleich. Ich hatte immer noch mein Hijab und meine Abaya an, und hatte es nicht einmal bemerkt. Ich lachte immer mehr. Plötzlich hielt kurz inne, hörte kurz auf mein Herz und schon schossen mir die Tränen ins Gesicht. "Nein das kann nicht sein.", murmelte ich vor mich hin.
Ich rannte zum Fenster, sah den Sonnenschein und guckte zum Himmel, dabei weinte ich und sagte nur:
"Ya Allah, das kann nicht sein. Nein, Ya Allah!"
Du hast mich erhört!
Du hast mich erhört!
Wahrlich, Du hast meine Dua erhört, ya Rab!
Du hast meine Tränen erhört, mein Geschrei erhört, mein Flehen erhört!Kun fayakuun!
Kun fayakuun!Sei und es ist.
Sie war weg. Die Angst, die ich jahrelang hatte und der Gedanke was meine Mama dachte. Es war weg. Dieser Stein in meinem Magen, der mich immer so davon abhielt - ER WAR WEG!
Ich war frei. Ich fühlte mich wie ein Vogel, der frei in den Himmel hochflog.
Meine Sachen packte ich ein und ging schließlich raus zum Bahnhof. Ich war entschlossen ohne jeglichen Zweifel. Auf dem Weg zum Zug habe ich Allah oftmals erwähnt, aber wie oft, wusste ich nicht.
Aber ich wusste eins und zwar:
Ab heute war ich eine bedeckte Frau und frei von dieser trügerischen Dunya. Ab heute war ich eine Abidah, sowie mein Name heißt.
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Ich stieg in den Zug ein und schaute aus dem Fenster, während ich im Gedanken war.
"War es Laylatul Qadr?" "Was geschah letzte Nacht mit mir?" "Ich bin ein neuer Mensch."
In 3,5 Stunden würde ich wieder zurück zu Hause sein. Mein Herz raste und erst zu Hause mir wurde, dass das der Beginn einer gewaltigen Prüfung Allahs wird und ich ab jetzt noch viel mehr leiden werde, aber das war es mir wert...
#AlMusaafiruun
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• Dunya - Diesseits
• Akhirah - Jenseits
• Abidah - eine Dienerin
• Hidaya - Rechtleitung
• Laylatul Qadr - Nacht der Bestimmung
• Dua - Bittgebet
• Adiyaat - Mehrzahl von Bittgebet
• Ukht - Schwester
• Iftar - Zeit, indem man das Fasten bricht
• Niqab, Khimar - Schleier, alles bedeckt bis auf die Augen
• Taraweeh Gebet - besteht aus max. 11 Gebeteinheiten oder mehr
• Uhud - ein großer Berg in Saudi-Arabien
• Sujud - Niederwerfung
• Fajr-Gebet - Morgensgebet
• Hijab - Kopftuch
• Abaya - wie ein MantelDa viele islamische Wörter vorkam, dachte ich mir, ich übersetze sie.
In sha Allah hat euch das Kapitel gefallen. 💖 Mir persönlich hat es gefallen.
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Ich verlor alles, außer Allah!
RandomIch verlor alles, außer Allah Es handelt sich um einem Mädchen, das ihrem Weg zum Hijab findet, wie Allah sie begleitet und ihr in aussichtslosen Situationen hilft. Sie bekommt Probleme von ihrer Mutter und findet Freunde, die ihr in den schwierigen...