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🌿 ICH VERLOR ALLES, AUßER ALLAH!

Nun waren es schon 2 Wochen seitdem ich bedeckt bin. Meine Mutter kam immer noch nicht damit klar und verlangte, dass ich Hosen trage, um immer noch "Modern" und für sie "Normal" auszusehen. Alle Verwandten riefen mich an und wollten mir weiß machen, dass ich doch viel zu jung sei, dass ich einen so guten Job habe und das nicht riskieren soll, wenn ich bete würde es doch reichen. All das Gerede ging mir auf die Nerven, aber es war mir auch egal, was die erzählten. Meine Mutter weinte fast jeden Tag und wurde von Tag zu Tag deprimierter. Ich verstand sie nicht und auf meine Worte hörte sie auch nicht, sie wurde nur aggressiver, wenn ich begann ihr zu erklären, dass Allah es uns befohlen hat sich zu bedecken. Ihre Zunge bewegte sich in Kufr und somit ließ ich es lieber, bevor sie noch schlimmeres sagen würde.

Das Versteckspiel ging los. Jeden Morgen ging ich mit meinem Hijab und einer etwas weiten Hose raus. Ihr werdet es mir nicht glauben, aber ich ging immer bis zum Keller, zog meinen Rock drüber und ging dann die Haustür raus. Jedesmal mit einem Herzrasen, "Was wenn Sie aus dem Fenster guckt?" Aber es ging bis jetzt noch gut. Meine Mutter arbeitete immer bis mittags und dann ab 17 Uhr ging sie wieder auf die Arbeit bis abends, somit machte ich jeden Tag Überstunden damit ich nach 17 Uhr Zuhause bin und ihr nicht begegnen musste. Aus uns zwei wurden Fremde. Ich wollte sie nicht sehen, weil sie jedes mal schrie und beleidigte. Wenn sie um 20 uhr nach Hause kam, war ich meist in meinem Zimmer und ging immer gegen 22 Uhr schlafen. Sie kam nicht mehr mit mir klar und ich nicht mehr mit ihr.

Ich weinte oft, denn ich verstand die Welt nicht mehr, aber trotz all den Tränen und Schmerzen, empfand ich innerlich eine Zufriedenheit wie noch nie zuvor. Eine Zufriedenheit die mir kein Mensch auf der Welt mehr nehmen konnte, denn ich spürte die Zufriedenheit Allahs und somit war die Last in meinem Herzen verschwunden.

Ich wusste, dass es ist eine Prüfung meines Herrn ist und dies muss ich jetzt durchstehen denn ich wusste:

"Gewiß, mit der Erschwernis ist Erleichterung."

Am nächsten Morgen ging ich wie immer die Treppen runter mit meiner Hose, in der ich mich so hässlivh und nackt fühlte. Ich ging Richtung Keller, zog gerade meinen Rock an und da stand sie plötzlich vor mir. Meine Mutter!

Mein Herz raste und ich wusste nicht was mit mir geschah. Sie zog mich am Arm, schubste mich in die Wohnung und schrie mich an:

"Was soll das? Willst du wie eine Hexe rumlaufen? Dich hat doch der Schaytan zu dieser ekligen Bedeckung gebracht! Du bist verrückt geworden!" Sie nahm mir den Rock.. und schickte mich raus, damit ich zur Arbeit gehe.

Mir schossen die Tränen ins Gesicht und ich wusste nicht mehr was ich machen sollte. Ich konnte doch so niemals auf die Straße.

Ich fühlte mich noch nie so nackt und unwohl. Ich beschloss meine Freundin Yiliz anzurufen, um zu ihr zu fahren. Sie hatte Ferien.
Bei ihr war ich dann den ganzen Tag, auf der Arbeit meldete ich mich krank.

Oh wie schlimm die Fahrt mit der Bahn zu Yiliz war. All die Muslime die mich sahen. Ich schämte mich so sehr, denn noch nie besaß ich so eine gewaltige Scham in mir. Ich zog meine lange Bluse förmlich die Knie runter damit man keine Konturen sieht. Ich fühlte mich so nackt subhan'Allāh!

Yiliz schenkte mir eine Abaya, damit ich auf dem Nachhauseweg mit einem guten Gefühl gehen konnte. Gegen 17.30 Uhr fuhr ich nach Hause und vor lauter Angst entschied ich mich nun nach der Ubahn den Fahrstuhl nach oben zu benutzen und dort die Abaya in gefühlten 5 Sekunden auszuziehen. Ich hatte es nicht weit bis zur Haustür, und ab heute wusste ich, dass ich es nun immer so machen musste. Das Treppenhaus wurde mir nun zu gefährlich.

Ich begann zu zweifeln, als ich in meinem Zimmer hereintrat und sah, dass meine Mutter meinen Kleiderschrank durchsucht hat. All meine Abayat aus Bonn waren weg, aber Alhamdulillah Allah half mir trotzdem, denn ich hatte noch die Abaya von Yiliz. Alhamdulillah Allah lässt mich nicht im Stich. Niemals.

#AlMusaafiruun

Ich verlor alles, außer Allah!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt