Epilog

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Caroline Forbes stand mitten in der Nacht in einer verlassenen Straße in New Orleans schluchzend und mit tränennassem Gesicht. Sie wusste weder, weshalb sie hier stand, noch, wieso sie weinte. Ihre Gefühle waren ein einziges Chaos, sie fühlte sich verlassen und ihr Herz pochte so schmerzhaft, als hätte es ihr jemand gebrochen.

Allerdings war ihr schleierhaft, wie das hätte passieren können, denn seit Tyler nicht aus den Appalachen zurückgekehrt und sie aus Mystic Falls verschwunden war, hatte sie niemanden mehr an sich herangelassen und jegliche romantischen Gefühle sorgsam unter Verschluss gehalten.

Wieso also dieser Schmerz, der sie weiterhin weinen ließ?

Auf der Suche nach der Antwort blickte Caroline an sich herab. Bis auf die Tatsache, dass diese Klamotten nicht aus ihrem Kleiderschrank stammen konnten, sah sie eigentlich normal aus. Allerdings entdeckte sie zu ihren Füßen eine Plastiktüte, aus der ein Fetzen pinken Stoffes hervorblitzte. Caroline hob die Tüte auf und holte den Inhalt heraus. Sofort erkannte sie das pinke Kleid wieder - es war eines ihrer Lieblingsstücke - doch zu ihrem Entsetzen war es in einem katastrophalen Zustand. Der Stoff war zerrissen und an einigen Stellen verbrannt, außerdem stank es nach Schweiß und Moder.

Ein Bild blitzte in ihrem Kopf auf: Vollkommene Dunkelheit und dazu ein kribbelndes Gefühl am ganzen Körper. Unwillkürlich schüttelte Caroline sich und für einen Augenblick durchfuhr sie Panik. Das Bild war zwar wieder verschwunden, doch am Rande ihres Bewusstseins hatte sie die Ahnung, dass es irgendetwas Wichtiges gewesen war. Dazu dieses beklommene Gefühl der Angst und ihr immer noch unversiegter Tränenstrom...

Okay, ruhig Caroline, befahl sie sich. Erst einmal tief durchatmen.
Sie schloss die Augen und atmete ein paar Mal ruhig ein und aus, bis sie mit Weinen aufhörte und ihre Gedanken etwas klarer waren. Dann machte sie eine kurze Bestandsaufnahme. Bis auf den beharrlichen Schmerz in ihrer Brustgegend und ihrer Erinnerung schien ihr nichts zu fehlen, auch wenn das Kleid in der Tüte einen anderen Eindruck erweckte.

Angestrengt blickte sie ins Nichts und versuchte sich daran zu erinnern, was passiert war, seit sie heute Morgen aufgestanden war. Oder war sie überhaupt aufgestanden? Sie runzelte die Stirn und suchte nach der Erinnerung daran, doch nichts, in ihrem Kopf herrschte vollständige Leere. Für einen Moment stand Caroline kurz davor, wieder in Panik zu verfallen, doch plötzlich, als hätte jemand einen Schalter betätigt, stand ihr der Verlauf des Wochenendes glasklar vor Augen.

Am Samstagabend hatte sie sich mit diesem Kleid extra schick gemacht, um jemanden zu treffen... genau, ihre Freundinnen auf einer Party. Das Ganze hatte in einer alten Fabrikhalle stattgefunden und sie wusste, dass sie schon zuvor auf einer Party des Gastgebers gewesen war. Allerdings war der Abend noch nicht besonders weit fortgeschritten, als durch die alten Stromkabel ein Feuer verursacht worden war, durch das sie alle gezwungen waren, sich in die Schutzräume des Gebäudes zu retten und dort auszuharren. Das erklärte einiges, zum Beispiel den Zustand ihres Kleides und das Bild der Finsternis von vorhin. Was war danach passiert...? Genau, die Feuerwehr hatte sie schließlich in den frühen Morgenstunden aus dem Gebäude holen und in ein Krankenhaus verfrachten können.
Dort hatten sich die entkräfteten Vampirinnen gestärkt und waren anschließend zum Shopping aufgebrochen, um die Kleider durch etwas Passableres ersetzen zu können. Die anderen waren inzwischen schon wieder zuhause, Caroline konnte sich daran erinnern, ihnen gesagt zu haben, dass sie bald ebenfalls kommen würde. Doch anscheinend hatte sie erst jetzt der Schock eingeholt, denn sie konnte sich nicht vorstellen, warum sie sonst anfing, mitten auf der Straße zu weinen.
Sie schüttelte den Kopf über ihren hysterischen Anfall und wischte mit den Fingern unter ihren Augen herum, in der Hoffnung, die Spuren der verlaufenen Schminke größtenteils beseitigen zu können. Was für ein Wochenende. New Orleans war bis jetzt nicht gerade der Kracher gewesen, vielleicht war es an der Zeit weiterzureisen.

Party in New OrleansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt