Kapitel 6

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-Du nutzt es es wenn du weg willst. Im Englischen ist der Weg ein Teil.
Es bahnt sich seinen Weg durch die ganze Welt.
Vorsicht Stufe!-

Ich weiß nicht wieso ich gedacht hatte, dass ich schon an meinem Ziel angekommen wäre. Vielleicht habe ich das geglaubt weil ich psychisch am Ende war. Doch ich hatte mich entschieden ihr bis an das Ende der Welt zu folgen. Unglaublich, heute morgen war ich erst aus dem Krankenhaus ausgebrochen. Es kommt mir vor, als wäre ich schon Tage auf der Flucht.
Emilias Nachricht bereitet mir Kopfzerbrechen. Was soll das heißen "Vorsicht Stufe!" Ist das ein Hinweis oder eine Warnung. Wie kann nur in einer Sprache der Weg zu diesem Wort gehören. Vielleicht ist es eine Art falscher Freund. Doch mir fällt nichts ein. Etwas kitzelt mich am Hals. Ich will es weg wischen, aber ich merke, dass es ein Tier ist. Vorsichtig nehme ich es auf meine Hand. Eine Spinne. Eigentlich hasse ich Spinnen. Ich habe sogar Heidenangst vor ihnen. Momentan spielt meine Welt verrückt und in meiner Einsamkeit ist die Spinne mehr ein Freund. Außerdem ist sie klein nur etwa 1cm. Sie krabbelt meine Hand entlang. Aus dem Rucksack ziehe ich meine Kamera und knipse.
Al schaut mir über die Schulter und liest den Zettel:"Deine Schwester hat es echt drauf verschlüsselte Botschaften zu schreiben. Ich fahre jetzt wieder los." Irgendwie dachte ich er begleitet mich noch länger. Aber es ist besser so. "Tschüss, und danke fürs Mitnehmen.", verabschiede ich mich. "Gerne, Ciao Milly.",sagt Al und dreht sich um. Dann höre ich das aufheulen des Motors und er ist weg.
Ich stehe auf und laufe ein par Schritte. Hier ist nur eine Jugendherberge, in der ich nicht übernachten möchte. Eigentlich möchte ich in das Hotel zwei Straßen weiter. Leider kostet die Nacht dort wahrscheinlich um die 100€. Ich weiß nicht wie lange cih noch unterwegs sein werde, pleite zu gehen kommt nicht in Frage. Schon trete ich durch die Tür in das innere der Herberge. Die Spinne lasse ich in meiner Faust. Am Empfang steht eine 20jährige mit IPhone am Ohr und teurer Handtasche auf dem Tresen. Laut räuspere ich mich. "Ja, was ist?", fragt sie mich. "Ähm... Ich will hier übernachten, geht das?", antworte ich. Sie schnalst und schaut in dem Computer nach:"Ja, Such dir ein Zimmer aus. Schlüssel hängen an den Türen. Allein?" "Ja", erwiedere ich,"natürlich möchte ich allein schlafen." "Macht dann 53,45€ und Trinkgeld für mich.", sagt sie und schnalst wieder mit der Zunge. Arrogante Ziege, hält sich wohl für was besseres. Ich gebe ihr meine Kreditkarte. Es piept und ich muss meinen PIN eingeben. Sie drückt mir eine Rechnung in die Hand.
"Was is mit Geld für mich?", ruft sie mir nach, als ich gehen möchte. Ein Lächeln huscht über meine Lippen, dann lege ich meine Faust auf den Tisch. Ganz langsam öffne ich sie. Sara, so habe ich die Spinne getauft, krabbelt zwischen meinen Fingern hindurch. Die Empfangsdame lässt ihr Smartphone fallen und schreit auf. "Höfliche Worte machen die Zähne nicht stumpf. Pass auf was du sagst. Gute Nacht!", sage ich lächeld. Dann nehme ich Sara und lege sie behutsam in die Handtasche.
Ohne mich umzudrehen gehe ich in Richtung Treppe. Ich laufe bis in den dritten und letzten Stock hoch, gehe bis zum Ende des Flurs und drücke die Klinke herunter. Es stinkt. Sofort kneife ich die Augen zusammen. Ich öffne die Tür langsam. Sie quitscht. Einen Fuß vor den anderen setzend trete ich ein. Ich öffne ein Auge. Ein Stockbett. Ich schließe es wieder. Wieso bin ich nochmal in eine Jugendherberge? Dann öffne ich beide Augen. Der Raum ist klein. Sehr, sehr klein. Er ist so groß wie unsere Gästetoilette. In diesem sehr, sehr kleinen Raum stehen zwei Holzstockbetten. Gegenüber stehen vier schmale Schränke. Das Kleid, das ich gestern getragen habe, würde in einen Schrank passen, aber auch nicht mehr als noch meine Schuhe dazu. Es gibt auch ein Fenster, aber das ist nicht besser. Ich gehe zu dem Guckloch und versuche es zu öffnen. Oh nein. Es klemmt. Deswegen stinkt es hier auch nach Schweiß. Wer hat hier wohl zu letzt übernachtet.
Rückwärts verlasse ich das Zimmer und trete in das gegenüber liegende. Auch dieses ist noch frei. Doch auch Zimmer 323 sieht nicht besser aus. Trotzdem bleibe ich lieber, denn es stinkt hier nicht.
Vielleicht gibt es in der Küche noch was zu essen. Ich habe tierischen Hunger. Ich lasse meinen Rucksack fallen und verlasse das Zimmer. Von außen drehe ich den Schlüssel dreimal im Schloss. Das müsste genügen. Dann laufe ich wieder hinunter. Der Speisesaal liegt neben der Treppe. Doch er ist wie leer gefegt. In den Auslagen liegt klein Krümel mehr. Ich sehe mich nach einem Snackautomaten um. Aber auch dieser ist nicht zu finden. Unter der Küchentür schimmert ein schmaler Lichtstrahl hindurch. Wenn man die Küche als All-you-can-eat-Buffet betrachtet, könnte man sich alles nehmen. Verkockend. Ich stoße die Tür auf. In der hintersten Ecke steht ein Mädchen mit langen braunen Haaren. Sie trägt eine weiße Bluse zu einer Jeans. Auch ohne ihr Gesicht zu sehen, erkenne ich sie. "Emilia!",rufe ich. Endlich habe ich sie gefunden. Wie in Zeitlupe dreht sie sich um, läcchelt und geht zu Hintertür. Sie drückt die Klinke herunter und verlässt die Küche. Ich sprinte zur Tür und reiße sie auf. Doch niemand ist da. Nur Müllcontainer und zwei parkende Autos. Wo ist sie hin. War sie überhaupt da gewesen. Es war wie ein Traum. Endlich hatte ich sie gefunden. Ich schlinge die Arme um meinen Körper. Mir ist kalt. Inzwischen hat der Himmel sich komplett verdunkelt.
Ich gehe wieder zurück in die Küche. Ein Korb mit Brötchen steht auf dem Tisch in der Mitte. Hungrig beiße ich in eins hinein. Es schmeckt so gut. Im Kühlschrank befinden sich Bratwürstchen. Sie sind offensichtlich übrig geblieben. Ich nehme mir alle heraus und auch noch eine Flasche Mineralwasser. Ich lege alles in den Brotkorb und schleiche mich zurück zu meinem Zimmer.
Dort angekommen, schließe ich die Zimmertür auf und setze mich auf mein Bett. Ich stopfe so viel ich kann in mich hinein. Meine Gedanken kreisen um Emilia. Habe ich sie wirklich gesehen? Drehe ich durch? Ich möchte kein Psycho sein. Ich habe schon genug Therapiestunden gehabt. Ich will in keine Psychatrie. Nein! Keine Tränen mehr. Meine Augen werden feucht. Ich bin stark.
"Hey! Du hast ja viel Futter!", eine Stimme hallt durch meinen Kopf. Jetzt höre ich schon Stimmen. "Huhu, jemand da?" . Eine Hand wedelt vor meinem Gesicht. Ich sehe auf.

Hey Leuties, wollte mal fragen, was ihr von der Geschichte erwartet? Wie stellt ihr euch Evelyn vor? Wie gefällt euch die Geschichte? Was sollte besser werden? Würde gerne mal eure Meinung dazu hören! Dankeschöööööön

Until the end Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt