Kapitel 7

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Ein Mädchen, mit noch rötern Haaren als ich, steht vor mir. Ich erschrecke total. "Wie bist du hier rein gekommen?", frage ich. "Ähm... durch die Tür.", antwortet sie. Ich hatte vergessen die Tür wieder zu schließen. Was soll ich sagen? Ich halte ihr den Korb hin. Sie lächelt, nimmt sich ein Brötchen und setzt sich auf das benachbarte Bett. Ich betrachte sie. Zierlich würde ich sie nicht nennen, aber sie sieht nett aus. Ungefähr müsste sie in meinem Alter sein. Sie trägt einen gigantischen Rucksack auf dem Rücken. Wir schweigen. Ich nehme den Zettel vom Katus in die Hand und ese ihn mir durch. Dann drücke ich ihn ihr in die Hand:"Schau!" Sie mustert ihn. "Womit würdest du reisen, wenn du weg wolltest?" "Keine Ahnung. Ich würde meinen Chauffeur fragen, ob er mich mit nimmt." Das Mädchen beginnt zu lachen:"Du hast einen irren Humor!" Das war kein Witz gewesen. Wir schweigen. "Kann ich in diesem Zimmer schlafen?", fragt sie. "Ich kenne dich doch gar nicht!", erwidere ich. Sie wirkt beleidigt: "Ich bin Mercy McFadden, und du?" Ich überlege. Wie soll ich mich ihr gegenüber nennen? Ich sollte mir das genau überlegen. Leider reagiere ich in Stresssituationen komisch. "Ich bin Angelina J..Jefferson."
"Sicher und ich bin mit Brand Pitt verheiratet.", antwortet sie. Mercy nimmt ihren Rucksack ab und beginnt darin herumzukramen. Dann zieht sie ein blaues etwas heraus. "Ich mach mich fertig. Können wir dann das Licht ausmachen? Ich bin mega müde.", sie hat offenbar das Komando übernommen. Mit ihrem Waschbeutel und dem blauen Schlafanzug verschwindet sie auf dem Flur. Ich ziehe mich im Zimmer um, denn ich habe nichts mit dem ich mir die Zähne putzen könnte.
Ich liege wach im Stockbett. Mercy schnarcht im Nachbarbett vor sich hin. Immer wieder schrecke ich aus meinem Schlaf hoch. Ich bin das gewohnt. Seit neun Jahren habe ich Schlafstörungen. Zu Anfangs waren es düstere Gedanken, die mich als kleines Mädchen nicht schlafen ließen. Jetzt kann ich es nicht zuordnen. Egal wie Müde ich bin, das Einschlafen ist ein Kampf, den ich meistens verliere. Nicht das ich überhaupt nicht schlafe, ich schlafe meist leider nur sechs oder sieben Stunden. Auf Übernachtungspartys habe ich noch mehr Probleme. Allgemein, wenn ich irgendwo anders schlafe als in meinem Eigenenbett, habe ich viel mehr Schwierigkeiten. Mit sieben Stunden Schlaf kommt mein Körper klar, leider nicht mit sechs (oder weniger).
Leise stehe ich auf. Durch das Fester sieht die Straße ruhig und friedlich aus. Doch das ist sie nicht. Diese Straße ist mit einer der problematischsten. Viele Gangs tauschen sich hier aus. Aber kein normaler Mensch würde das erkennen. Es geschieht im Untergrund. Es ist die Wallstraße.
"Was mach's denn du da?", fragt Mercys verschlafene Stimme. Ich sehe raus."Ich sehe mir die verschneite Landschaft an." "Es hat geschneit! Im Mai? Cool muss ich sofort meiner Freundin schreiben. Lass mal sehen." Sie ist noch dümmer als Forrest Gump. Gestern hatte es knapp 30 Grad Celsius, danach schneit es nicht. Ich stelle mich unauffällig vor das Fenster:"Schreib das erstmal deiner Freundin. Später willst du bestimmt sofort runter gehen. Dann hast du keine Zeit und Lust mehr es ihr zu schreiben." Tatsächlich beginnt sie lächelnd eine Nachricht zu schreiben. Innerlich lache ich mich gerade tot, doch äußerlich bin ich wie ein Stein. Mercy sieht von ihrem Smartphone auf und springt von ihrem Bett. Schon will sie ein Foto machen, da bemerkt sie, dass offensichtlich keine einzige Schneeflocke zu sehen ist: "Ich sehe keinen Schnee!" "Schon klar Forrest.", pruste ich los. "Mann, du bist doof. Jetzt hab ich die Nachricht schon geschickt. Die denkt bestimmt, dass ich verrückt bin." "Echt," sage ich ironisch,"wie kommt sie denn darauf?"
Mercy nimmt ein Kissen und schlägt es mir auf den Kopf. Einen Moment sind wir wie erstarrt, dann nehme ich mir mit todernstesten Blick mein Kissen und schlage sie damit. Kurz darauf ist die größte Kissenschlacht auf vier Quadratmetern im Gange, die es je gab. Federn fliegen durch die Gegend und Mercy muss ständig niesen, weil sie eine Allergie gegen das Zeug hat. Wir fallen lachend auf den Boden. Vorhin fragte ich mich noch, wie man mit einem einfachen Leben glücklich werden kann. Jetzt habe ich die Antwort, und ich muss sagen, es gefällt mir fast besser als mein altes.
"Wieso bist du eigentlich hier? Ich meine du siehst nicht wie eine Tramperin aus und deine Ausrüstung ist auch ehr dürftig.", ein Schatten legt sie über meine Stimmung. Sofort denke ich wieder an mein Zuhause und die Flucht. Schon wieder rollt mir eine Träne über die Wange. "Was ist denn los? Sind deine Eltern tot oder sowas?"
"Nicht meine Eltern,", seufze ich,"sondern meine Schwester Emilia." Einen Augenblick lässt sie mir um den Tränen freien Lauf zu lassen. Aber ich weiß, sie wird nicht locker lassen, bevor sie nicht jedes Detail erfahren hat. Also beginne ich meine Geschichte zu erzählen. In diesem Moment muss ich ihr einfach vertrauen.
Als cih fertig bin mit erzählen zeige ich ihr meinen Rucksack. Erst jetzt beginnt sie zu sprechen:"Ich weiß wer du bist. Ich kenne deine Eltern aus dem Fernsehen. Dein Name ist Evelyn Juliette von Winterfeld. Deine Schwester ist tot, doch wie, dass wurde nicht der Öffentlichkeit preisgegeben. Viele haben vermutet, dass sie nur untergetaucht ist oder verstoßen wurde. Ich glaube das sie ncoh lebt! Und du wirst sie finden, ich werde dir Helfen." Jetzt weiß sie es also. Ich will nicht das sie mitkommt:"Du mussst nicht..." Doch", unterbricht sie mich,"ich muss. Sieh es so: wenn ich bei dir bin, kann die Polizei mich nicht verhören." Auch wieder wahr.
Ich hiefe mich auf mein Stockbett. Weinen macht mich immer furchtbar müde. Nur wenige Minuten später, schlummere ich schon vor mich hin.

Lärm weckt mich. "Etwas sehr lautes! Es soll aufhören!", murmel ich verträumt. Ich habe von einem Mädchen geträumt, das mit Emilia bei der Einschulung die Gänge des Gymnasiums entlang läuft. Komischer Traum. "'Etwas' hat die Lösung deines Rätsels gefunden!", schreit die Durchgeknallte, so nenne ich Mercy. Ich fahre hoch und sehe sie überrascht an. Wie kam wie nur darauf?:"Wie hast du das geschafft?" "Na ja, überleg mal: 'es bahnt sich seinen Weg durch die ganze Welt' das ist ein Wortspiel. Das Verb 'bahnen' und die Bahn. Verstehst du? Wenn du in den Zug einsteigst, ist dort immer eine Stufe. Weg heißt im Englischen 'Way' und eine Eisenbahn wird auch 'Railway' genannt.", sie ist ganz aufgeregt," außerdem hast du ein Zugticket für heute Abend in deinem Rucksack! Das ist doch glasklar!" Stimmt! Sie hat recht, alles passt zusammen. Wieso habe ich das nicht herausgefunden? Ich klatsche einemal in die Hände und sage dann:"Cool, du sagtest der Zug geht heute Abend? Dann kann ich ja noch weiter schlafen!"
Mercy verdreht die Augen:"Das ist dein letzter Tag in Vernstadt! Wollen wir nicht was anderes machen?..." "Nein!", unterbreche ich sie. Sie ist da anderer Meinung: "Komm ich habe auch schon eine Idee! Das wird der lustigste Tag deines Lebens!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 11, 2016 ⏰

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