3. Kapitel

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„Na, Doctorchen? Wo ist Ihr so hochgeschätzter Bester Freund? Kommt er Sie nicht retten?" Ich hatte gerade eine Tür entdeckt, als mich jemand von hinten überfallen hatte. Nun saß ich an einen Metallbolzen gefesselt und konnte mich nicht bewegen. Der Mann, der vor mir stand, war groß, muskulös und sein Gesicht wurde von einer Maske verdeckt. Mir kam die Stimme bekannt vor, doch konnte ich sie zunächst nicht zuordnen. „Wo ist Sherlock Holmes? Ich gab ihm einen Hinweis. Wenn er so brillant ist, wie er behauptet, zu sein, wird er wohl vor Ihrem Tod eintreffen!" Ich blickte dem Mann in die dunklen Augen und versuchte, herauszufinden wer er war. „Er wird sich nicht einfach von Ihrer Falle locken lassen! Er ist klüger, als Sie denken! Was wollen Sie überhaupt?", fragte ich ruhig und hielt seinem kalten Starren mit Mühe stand. Der Mann lachte. „Sie sind zu blauäugig, um das Offensichtliche zu sehen, mein lieber Doctor Watson. Von Ihnen will ich gar nichts, aber Sherlock Holmes ist das Ziel meiner Neugier, meines Verbrechens!" Meine Gedanken waren unklar und ich kam nicht dahinter, wer der Mann war und weshalb er mich entführt hatte. Er hätte Sherlock mit Sicherheit auf andere Weise aus der Reserve locken können. Wieso wählte er mich - den dummen Mitbewohner, denkleingeistigen Dr. Watson - als Druckmittel? Holmes dachte rational und warstets auf seinen Vorteil bedacht und demnach würde er mich nicht retten. Ichkonnte darauf hoffen, dass er nach Monaten der Arbeitslosigkeit so gelangweiltwar, dass er diesen Fall annahm.
Ich hatte ihn fast ein halbes Jahr kaum zuGesicht bekommen, da er sich in seinem Zimmer verkrochen hatte, wo er mitseiner Pistole die Wände durchlöcherte oder eine neue Droge an Mrs. HudsonsHund testete. Ich hatte mehrmals vergeblich versucht, ihm einen vernünftigenFall zu beschaffen, doch er hatte jeglichen Versuch sofort verwehrt und ein trockenes„Langweilig!" von sich gegeben. Danach hatte er stundenlang ein Repertoire anBeleidigungen auf jeden losgelassen, der es wagte, ihn bei seinen so genanntenStudien zu stören. Meist war es meine Wenigkeit, die sich sein Geschrei anhörendurfte, da ich ihm weiterhin neue Fälle vorschlug, die ich - zugegebenermaßen -selbst nicht besonders spektakulär fand. „Sind Sie völlig von Sinnen?Belästigen Sie mich nicht mit solch unnötigem Müll, Sie inkompetenterMilitärfuzzie!"
Nun saß ich also dort in der Halle und dachte nach, wie lange Holmes wohlbrauchen würde, bis er herausfand, wo ich mich befand. „Er soll dort suchen, woIhre Vergangenheit begraben liegt, hab ich ihm gesagt! Darauf wird er doch wohlschnell kommen, nicht wahr?", schrie der Mann und ein bösartiges Blitzentauchte in seinen Augen auf, das mir eine Gänsehaut bereitete. Dieser Mannhatte Spaß am Foltern, am Tod und an Rätseln. Genau Sherlocks Geschmack.Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: Mit meiner Vergangenheit könntenauch die Krankenhäuser gemeint sein, St. Regis oder Maryland. Mir kam derunangenehme Einfall, dass Holmes dort wahrscheinlich zuerst suchen würde undwenn er sich nicht beeilte, herauszufinden, dass ich dort nicht war, so würdeich vermutlich als Opfer an einem Tatort enden. „Er lässt sich Zeit...", murmelteder Mann nach einer endlosen Ewigkeit – dreißig Minuten können sehr langsamvergehen. „Bald ist es zu spät..."

Neuer alter Feind // johnlockWo Geschichten leben. Entdecke jetzt