Vier

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Sie fühlte sich klein. Sie war groß. Sie wollte untergehen. Alle sahen sie. Blicke wurden zu Spießen. Ihre Augen zu Wasserfällen. Ihr Körper zu einem Auslaufmodel. Wurde er doch auslaufen. Würde ihr Blut auslaufen. Würde sie sterben. Sie wäre glücklich. Sie würden den Tod küssen. Sie würde tanzen. Sie würde singen. Sie würde schreien. Sie würde weinen. Sie würde kreischen. Sie würde mit den Fäusten auf den Boden einschlagen. Sie würde den Tod verfluchen. Sie würde sich hassen. Sie lebte. Sie atmete. Sie wollte sterben.
Sie wollte allein sein. Sie war allein. Mutterseelenallein.

Es war beängstigend. Es war beruhigend. Sie schwieg. Sie wollte allein bleiben. Sie war stumm. Wäre sie doch nur stumm. Sie müsste nicht mehr reden. Sie redete kaum. Ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen. Ihre Lippen waren zugenäht. Ihr Gesicht eine Maske. Keine Luft zum Atmen. Sie wollte nicht ersticken. Warum rettete sie keiner? Waren alle blind? Sie wollte nicht gerettet werden. 

Sie schämte sich für ihre Gefühle. Es waren keine Gefühle. Gefühle waren schön. Sie waren aushaltbar. Annehmbar. Doch ihre Emotionen machten sie schwach. Verletzlich. Sie töteten sie.
Es waren keine Gefühle. Alle hatten Gefühle. Doch keiner starb. Menschen sprachen nicht von Emotionen. Immer nur Gefühle. Gefühle. Gefühle. Gefühle. Deswegen hatte sie Emotionen. Weil andere sie nicht hatten. Sie war abnormal. Ihre Gefühle waren abnormal. Sie liebte sie. Sie hasste sie. Sie wollt ihr Herz aus ihrem Körper reißen. Sie wollte es töten. Sie wollte es zerquetschen. Sie wollte mit ihm lieben. Sie wollte es lieben. Sie konnte es nur hassen. Sie konnte alles nur hassen. Sie wollte nicht alles hassen. Es tat ihr weh.
Sie wollte die Welt nicht hassen. Sie hatte keinen Grund sie zu hassen. Die Welt hatte ihr nie etwas Schlechtes getan. Es war sie, die sich das Schlechte angetan hatte. Was hatte sie getan? Sie wollte nicht sterben.

Tränen fallen so schön.

Die unendliche LeiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt