Die unendliche Leiter

Fünf

Sie fror. Ihr war kalt. Sie wollte sich in ihrem Bett verkriechen. Sie wollte sich wärmen. Sie wollte rauchen. Sie wollte trinken. Sie wollte stärkeres Rauchen. Sie wollte stärkeres Trinken. Sie wollte nur warm sein. Sie wollte schwitzen. So stark, dass sie sich die Kleidung vom Leib riss. Sie wollte rote Wangen bekommen. Sie wollte wie ein Mensch aussehen. Sie war blass wie eine Leiche. Sie war krank. Es wurde offensichtlich. Andere begannen sie zu fragen. Sie wich aus. Wollte, dass sie aufhörten zu fragten. Wollte sprechen. Hatte Angst. Hatte kein Vertrauen. Wollte aus dem Loch gezogen werden. Wollte Tageslicht erblicken. Wollte auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Wollte lachen, lieben, leben. Wollte sich verstecken. Wollte in Ruhe gelassen werden. Wollte alle Kontakte abbrechen. Wollte sich in ihrem kleinen Kämmerchen verkriechen. Wollte niemanden an sich ranlassen. Wollte nicht verletzlich sein. Wollte stark sein. Wollte kämpfen. Wollte sich hinlegen und sterben. Sie hasste das Leben.

Sie fühlte nichts mehr. Der Schmerz war eine willkommene Abwechslung. Sie zeigte keine Emotion mehr. Sie spürte keine mehr. Sie war leer. Ihr war alles egal. Sie wollte nur nicht mehr existieren. Sie wollte sich nicht umbringen. Sie wollte verschwinden. Einfach so. Nicht mehr existent sein. Zack. Weg. Tod. Sie hatte einen Traum.

Sie lebte um zu sterben. Ihr Leben hatte einen Sinn. Sie lebte um ihre Lebenszeit zu verschwenden. Sie hatte ein schlechtes Gewissen. Sie wollte sich nicht schlecht fühlen. Sie wollte wieder nichts fühlen. Es war ihr egal. War es ihr egal? War sie emotionslos? Konnte man seine Gefühle abstellen? Sie fühlte keine Gefühle. Konnte man Emotionen abstellen? Sie konnte es nicht. Sie fiel. Tief. Schnell. Ohne Doppelten Boden. Rückhaltlos. Unaufhörlich. Unerbittlich. Tödlich.

Fühlt sich so sterben an?