6. Kapitel: Alles nur ein Traum?

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14. Juni 2013

Felicitas' Perspektive:

Als ich morgens aufwachte, dachte ich zuerst, es wäre alles nur ein Traum gewesen. Aber dann spürte ich einen Stich in meinen Knie. Ich zog die Bettdecke hoch um nachzusehen, was das war. Es war die Wunde an meinem Knie, die wieder am bluten war. Diese war der Beweis dafür, dass ich nicht geträumt hatte. Ich hatte mir gestern, als ich gestolpert war, das Knie aufgeschlagen und das Pflaster darauf war über Nacht abgerissen und hatte dabei die Wunde zu einem Teil mit aufgerissen. Ich lief leise runter in die Küche und holte mir ein neues Pflaster. Danach ging ich ins Bad und zog mich an, da ich sowieso jetzt nicht mehr schlafen konnte.

Zurück in meinem Zimmer sah ich, das Francesca auch gerade wach geworden war. Ich fragte sie, ob wir schonmal Gedanken lesen üben sollte. Sie stimmte zu und so begannen wir. Ich konzentrierte mich und stellte mir vor, eine Brücke zwischen Francescas und meinem Kopf zu haben. „Guten Morgen“, sagte ich ihr. Sie antwortete mir dann nach kurzer Zeit: „Oh, krass, das geht ja voll einfach. Dir auch einen guten Morgen.“ Ich verstand ihre Worte ganz klar in meinem Kopf, obwohl sie nicht sprach. „Wollen wir rüber zu den Jungs gehen?“, fragte ich sie dann. „Klar, können wir machen. Ich muss mich nur noch schnell umziehen.“

Sie zog sich dann auch schnell um und dann gingen wir wie besprochen nach nebenan zu den Jungs. Auch sie waren schon wach, obwohl es erst kurz nach sechs Uhr war. Ich erzählte, dass​ ich erst geglaubt hatte, ich hätte die gestrigen Ereignisse nur geträumt. Die anderen stimmten mir zu. Francesca erzählte dann, dass wir die Gedankenübertragung schon ausprobiert hatten und es gar nicht so schwer war. Sie schlug vor wir könnten immer zu zweit üben. Einer bliebe dann zwar übrig, aber wir könnten uns ja abwechseln. Alle waren dafür und so übten wir in allen möglichen Zusammenstellungen.

Als ich mit Julian dran war, war ich voll nervös und merkte schon, dass die Schmetterlinge in meinem Bauch anafingen zu tanzen. Ich versuchte meine Gefühle zu ignorieren und konzentrierte mich auf die gedachte Brücke zu Julian. Dieser begann dann die Unterhaltung: „Hey, wie geht's?“ - „Ganz gut und dir?“ - „Mir auch ganz gut. Ist nur noch alles so neu und ungewohnt.“, antwortete er mir dann. Kurz sagte keiner von uns beiden etwas, aber dann fragte Julian: „Können wir heute Abend mal alleine und in Ruhe reden?

Mein Herz machte einen Sprung. Ich überlegte kurz und stimmte dann zu. Automatisch bildete sich in mir die Hoffnung, dass er sich auch in mich verliebt haben könnte. Und was hatte ich schon zu verlieren? Aus dem Weg gehen konnte ich ihm jetzt sowieso nicht mehr. Also war es besser, jetzt die Gewissheit zu haben, ob Julian meine Gefühle erwiderte. Und selbst wenn Julian keine Gefühle für mich hatte, war es besser, dies jetzt zu erfahren, statt mir vielleicht jahrelang falsche Hoffnungen zu machen

Als wir jeder mit jedem Mal geübt hatten, kam mir der Einfall, dass wir auch versuchen könnten, ob wir mit allen gleichzeitig sprechen können. So wie in einem Gruppenchat. Wir konzentrierten uns also alle und tatsächlich klappte es. Es war etwas schwieriger als der 'Einzelchat', aber es ging. Wir übten auch das noch fast eine Viertelstunde und entschlossen uns dann, dass es vorerst einmal reichte. Dann sagte Niklas: „Ich denke meine Fähigkeit ist die coolste.“ - „Meine ist aber viel nützlicher als deine.“, erwiderte Francesca. Phil machte weiter: „Dafür habe ich zwei.“

„Stopp, sofort aufhören!“, rief ich dann aber dazwischen. Alle sahen mich an. „Wir sind ein Team. Wir sollten auf keinen Fall streiten, denn das könnte unseren Tod bedeuten. Wir müssen zusammen arbeiten und uns gegenseitig unterstützen. Sonst werden wir niemals gegen das Böse ankommen.“ Julian unterstützte mich: „Sie hat Recht.“ Ich wurde rot, weil ich mich durch Julian's Worte geschmeichelt fühlte. „Stimmt, ihr habt Recht.“, stimmte Phil ihm zu. „Wir haben uns echt blöd verhalten.“ Auch die anderen zwei stimmten zu.

Während die anderen sich unterhielten, sah ich in die Runde und stellte fest, wie gut wir, trotz der kurzen Auseinandersetzung gerade, schon zusammenarbeiteten. Dabei kannten uns wir teilweise nicht richtig untereinander, denn Niklas ging nicht in unsere Klasse. Phil und ich kannten ihn zwar schon seit dem Kindergarten, aber Julian und Francesca kannten ihn kaum. Francesca hatte zwar mal eine Zeit lang für ihn geschwärmt, weil sie fand dass er mit den etwas lockigen dunkelbraunen Haaren, und seinen blaugrauen Augen total süß aussehe, aber das war auch schon zwei Jahre her und richtiger Kontakt war zwischen ihnen auch nie entstanden.

Als ich von Francesca angestupst wurde, tauchte ich wieder aus meiner Gedankenwelt auf. „Lasst uns eine Sache schwören“, schlug Niklas gerade vor. „Lasst uns schwören, dass wir uns niemals zerstreiten und dass wir immer zusammen halten.“ - „Ja, das ist eine gute Idee.“, sagte Francesca nickend. Also schworen wir, dass wir immer zusammen halten würden, egal was passieren würde. Dann kam unsere Mutter ins Zimmer: „Wenn ihr hier fertig seid, könnt ihr runter kommen und frühstücken. Danach fangen wir dann an mit üben.“ Da wir alle Hunger hatten, stürzten wir sofort runter.

Um zwischen den normalen Unterhaltungen und den gedanklichen Unterhaltungen zu unterscheiden, habe ich mich entschieden, die gedanklichen Unterhaltungen in kursiv zu schreiben.
Ich wünsche euch allen schöne Ostern und vor allem auch schöne Ferien

Eure laumau1099

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