Arya räkelte sich ein letztes Mal auf dem Strohballen, der ihr Bett war, stand auf, nahm ein karges Frühstück ein und wusch sich gründlich am Brunnen vor dem Hof.
Dann machte sie sich auf den Weg in den Palast, in dem heute der große Empfang der Sultanstochter Sienne und ihrer Familie stattfinden würde.
Die Hausmutter hatte ihr eine besondere Aufgabe für die Zeit, die Sienne im Palast verbringen würde, zugeteilt. Arya würde ihrem Hofstaat unterstellt sein und für die Prinzessin Zofe und Bedienstete sein.
Das Mädchen freute sich eigentlich auf die neue Herausforderung, gerade deshalb, weil sie so den schlimmeren Arbeiten auskommen würde.
Zudem würde sie im Palast übernachten können.Sie hatte als einziges Ziel für diese Zeit einem gewissen Adeligen mit den wunderschönsten Augen der Welt, aus dem Weg zu gehen.
Arya passierte das Tor zum Palastpark und schlug den Weg zwischen Hibiskussträuchern in Richtung der Bedienstetenunterkünfte ein.
Schon von weitem erkannte sie die Hausmutter die mit verschränkten Armen vor dem Gebäude stand.
Innerlich machte sie sich schon auf einen Anpfiff bereit, die Frau mittleren Alters packte sie jedoch an der Schulter und zog sie hinter die Unterkünfte."Mädchen! So ein junges Ding wie du sollte sich wirklich aus den Machenschaften solch großer Mächte heraushaltet!", sie seufzte. "Prinz Said ist ein begehrter Junggeselle, willst du wirklich zwischen die Fronten geraten? Du weißt, dass du mit deinem Leben spielst? Die Prinzessin kann sehr eifersüchtig werden..."
Die Frau sah sich um ob jemand sie hören konnte: "Alle reden darüber! Was ist los?"
Arya sah sie erschrocken an, den Vorfall von gestern hatte sie bereits versucht zu verdrängen...
"Ich weiß es nicht, Madame! Lediglich eine Ungeschicklichkeit. Ich werde dem Prinzen aus dem Weg gehen!"Beruhigt drehte sich die Hausmutter um und ließ Arya stehen.
Diese atmete tief durch und holte sich ihren Arbeitsplan für diesen Vormittag.
Was war nur diese knisternde Anziehung zwischen den beiden?
So etwas hatte sie noch nie erlebt.Sie schüttelte den Kopf um jegliche Gedanken an ihn zu vertreiben, dann machte sie sich an die Arbeit.
Mit einigen schweren Kisten beladen quetschte sie sich kurz darauf durch einen kleinen Durchgang, zur Kellertreppe.
Sie stellte die Kisten ab, sperrte auf, zündete die erste Fackel an und nahm die erste Kiste und machte sich daran diese in den Keller zu tragen.
Sie stellte das Stück in einem Verschlag ab und machte sich wieder an den Aufstieg.Kurz vor der Eingangstür verdunkelte sich das einfallende Licht, als eine breite Gestalt in dem Türrahmen erschien.
Der Prinz!
Er hatte nach ihr gesucht?!Sie musste hier weg!
Sie zog sich einige Treppenstufen nach unten zurück, die Fackel fest umklammernd.
"Ich kenne diesen Palast besser als jeder andere! Ich lebe hier bereits mein ganzes Leben! Lauf nicht weg vor mir!", sagte Said mit seiner weichen, dunklen Stimme.
Er kam näher an Arya hin. Sie konnte sie Augen nicht von ihm abwenden, tastete vorsichtig mit ihrer freien Hand nach der Steinwand und stieg langsam die Stufen nach unten.
Said lächelte. "Bitte! Nur einen Namen! Ich muss wissen, von wem ich seit der ersten Begegnung jede Nacht träume..."
Er hatte von ihr geträumt?
Sie musste einen klaren Kopf behalten! Arya, scholt sie sich gedanklich. Lass dich nicht von seinem Charme einwickeln! Er ist ein Schürzenjäger und macht das mit Sicherheit nicht zum ersten Mal.Eine Stufe nach der anderen wich sie zurück, bis sie am Treppenabsatz angekommen war. Umso weiter sie nach unten gingen desto mehr ließ das Schimmern des Lichts, das durch die obere Eingangstür fiel, nach.
Schon nach wenigen Schritten stand sie mit dem Rücken zur Wand und ging leicht in die Knie, spannte ihre Bauchmuskeln an und hob leicht ihre Arme, für den Fall, dass sie sich wehren müssen würde.
Im flackernden Schein der Fackel näherte sich Said vorsichtig dem Mädchen, das sich ganz offensichtlich äußerst unwohl fühlte.
Er lächelte sie an. Keiner von den beiden hatte ein Wort gesprochen seit sie sich am Treppenabsatz getroffen hatten - dass Said ihr tatsächlich gefolgt war, musste er ihr ja nicht unbedingt gleich unter die Nase reiben."Was wollen Sie?", durchbrach Aryas Stimme das Schweigen.
"Es tut mir leid, dass ich in Ihren Gemächern....", Said unterbrach sie dadurch, dass er ihr seinen schlanken Zeigefinger auf die Lippen legte. Sie blickte auf zu ihm, mit ihren riesigen, tiefen Augen und wagte es nicht sich zu bewegen.
Er konnte keine Spur von Ablehnung in ihren Augen erkennen, eher eine unbeschreibliche Spannung.
Dies nahm der junge Prinz als Anlass sich einen weiteren Schritt zu nähern. Sie standen nun so nah beieinander, dass er ihren warmen Atem an seiner Brust fühlen konnte.Er hob die andere Hand und strich ganz leicht über Aryas Unterarm, woraufhin er spürte, wie sich alle ihre Härchen am Körper aufstellten.
Arya lächelte. Sie konnte nicht anders. Ein völlig unbekanntes Gefühl von wohliger Wärme und nackter Lust durchfloss sie, ein leichtes Keuchen entwich ihren Lippen und unwillkürlich packte sie Saids Arm und zog ihn näher an sich.
Kurz war sie erschrocken von dem wilden Blick den er ihr zuwarf, sie spürte den starken muskulösen Arm, wie er ihn um ihre schmale Taille schlang und die andere Hand an ihre Wange legte.
Er neigte seinen Kopf und presste seine Lippen auf die ihren.
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Perlen der Leidenschaft
AdventureOrient 1750 Die 18-jährige Arya lebt im Palast des Kalifen und arbeitet hier als Zofe bis der gutaussehende Sohn des Kalifen aufmerksam wird auf sie und die beiden damit in größte Gefahr bringt... Eine Geschichte über Liebe, Verzweiflung und Sekunde...