Arya

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Die Frühlingssonne kitzelte sanft an Aryas Wange und das Mädchen räkelte sich auf den Heuballen, auf denen sie ihr bescheidenes Nachtquartier aufgeschlagen hatte.

Sie fuhr sich mit den Händen über ihr Gesicht und versuchte ohne Erfolg einige Strohhalme aus ihrem langen und vollen Haar zu ziehen, das sie zu einem Zopf gebunden hatte.

Arya gähnte und machte sich daran, ihre Kleidungsstücke aufzusammeln.

Gestern Abend war sie viel zu lange auf gewesen und hatte keine Kraft mehr gehabt, sie ordentlich aufzuhängen.

Einerseits die Arbeit im Palast und wenn das erledigt war, die Stunden bei Joan, ihrem heimlichen Lehrer in der Kunst des Fechtens. Die Stunden mit Arya waren ihm verboten worden.

Wofür sollte denn auch eine Zofe die Kriegsführung erlernen? Doch Joan sah keinen Sinn darin, seiner begabtesten Schülerin den Unterricht zu verwehren.

So trafen sich die beiden täglich bei Sonnenuntergang auf dem Dach des Palastes und Arya konnte beeindruckende Fortschritte verzeichnen. Schon lange musste sie keine Angst mehr in den nächtlichen Straßen Ohans, der Hauptstadt des Kalifats, haben, welche für ein junges, schönes Mädchen zahlreiche Gefahren bargen.

Arya warf sich das einfache Leinenkleid über, das sie tagsüber bei der Arbeit im Palastes trug, fuhr sich durch die nun offenen schwarzen Haare, bevor sie diese unter einem Tuch verstecken musste.

Die Damen des Hofes sahen es nicht gerne, wenn eine Zofe auf ihre Männer mehr Eindruck machte, als sie selbst.

Arya trat aus dem Heulager, das etwas außerhalb der Stadt lag, und grüßte den großzügigen Bauern, welcher ihr schon seit zwei Wochen, die sie in Ohan war, eine trockene Unterkunft bot.

Auf dem Weg in die Stadt, kaufte sie sich ein trockenes Fladenbrot mit einigen Oliven, das einzige, was sie sich von ihrem mageren Lohn leisten konnte.

Trotzdem war Arya zum ersten mal in ihrem 18-jahrigen Leben unabhängig und diese Unabhängigkeit genoss sie.

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