"Kind, du bist heute in den königlichen Gemächern eingeteilt. Sara ist krank und sie wäre eigentlich zuständig. Es widerstrebt mir ein so unerfahrenes Ding in die Zimmer des Prinzen zu schicken, aber du machst deine Sache gut. Verhalte dich unauffällig und fass nichts an, was dich nichts angeht", die Hausmutter grinste. "Und richte ihm das Bett schön! Da verbringt er die meiste Zeit mit seinen Gespielinnen..."
Arya verdrehte die Augen und drückte die schweren, hölzernen Flügeltüren auf, die zu den verwinkelten Gemächern des Prinzen führten.
Ihre großen, grünen Augen weiteten sich, als sie die kostspielige Einrichtung und die goldenen Verzierungen an den Wänden erblickte. Sie blieb einen Moment stehen und eine Gänsehaut lief über ihren Körper.
Allein die Vorstellung daran, hier wohnen zu können. Dass die kunstvoll geschnitzten Decken aus Stuck das erste waren, was sie morgens sah.
Für Arya, die in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen war, ein unerreichbarer Traum.
Das Mädchen verscheuchte ihre Gedanken an die Vergangenheit und machte sich daran ihre Arbeit zu erledigen. Sie begann damit den offenen Kamin von Asche zu befreien und ein neues Feuer zu schüren.
Der Fußboden wurde gereinigt und gewischt und beim riesigen geschnitzten Bett aus dunklem Holz gab sich Arya die größte Mühe die Laken zu ordnen.
Sie öffnete die Tür zum anschließenden Raum und ihr Atem stockte für einen Moment.
Der Saal war bis zur Decke gefüllt mit Bücherregalen, in denen sich dicke, alte Wälzer, wie beschriebene Pergamentrollen dicht an dicht drängten.
Hingerissen von den Kostbarkeiten, die dieser Raum enthielt, strich Arya mit den Fingerspitzen über einige Buchrücken.
Sie zog schweres Buch über die Astrologie von einem Regalbrett und vertiefte sich in den Lehren über das Universum.
Über den alten, staubigen Seiten verlor sie völlig ihr Zeitgefühl.
Von dem Geräusch einer schweren Türe, die geöffnet und wieder zugeschlagen wurde, wurde Arya aus ihrer Konzentration gerissen.
Sie blickte auf und hörte schwere Schritte im Nebenraum. "So ein Mist...", zischte sie leise und ließ das Buch zurück an seinen Platz gleiten.
Leise schlich sie sich an die Tür, die zurück in die Gemächer führte und versuchte einen Blick auf den unerwarteten Besucher zu erhaschen.
Arya zog scharf die Luft zwischen ihren Zähnen ein, als sie seine Majestät, Prinz Said, neben dem Kamin stehen sah.
Nachdenklich blickte er in die Flammen und strich sich sein verwuscheltes Haar hinter die Ohren.
In Gedanken verfluchte sich Arya selbst. Wie lange war sie in dem Sessel gesessen und hatte gelesen? Sie hätte schon lange aus den Räumen verschwinden sollen! Wenn die Hausmutter dahinter kam, wäre sie ihre Arbeitsstelle los.
Sie erschrak, als der Prinz mit der Faust gegen das Kaminsims schlug und dann seine ledernen Stiefel von den Füßen streifte und diese wütend neben sein Bett warf.
Arya blieb der Mund offen stehen, als Said anfing, das weiße, pludrige Hemd aufzuknöpfen und seinen braun gebrannten, muskulösen Oberfläche zu entblößen.
Der feine Schwung seiner ausgeprägten Schultern erweckte ein warmes Gefühl in Aryas Brust und ein seltsames Bedürfnis über seinen trainierten Rücken zu streichen und mit den Fingern durch die dichten Haare zu fahren überkam sie. Seine Hose aus marineblauer Seide saß locker auf seiner schmalen Hüfte und um seinen dicken Oberarm schlängelte sich eine tätowierte Schlange, die so echt wirkte, als wäre sie lebendig.
Ein völlig unbekanntes Gefühl machte sich in Aryas Unterleib breit und sie merkte, dass sie ihn noch immer anstarrte.
Noch nie hatte sie der bloße Anblick eines Mannes dermaßen gefesselt, doch der Prinz wirkte unglaublich männlich und aristokratisch.Er durfte sie unter keinen Umständen hier entdecken!
Arya wandte den Blick ab und atmete tief durch, um ihren schnellen Puls zu beruhigen.
Prinz Said bewegte sich vom Kamin weg und verschwand in einem Raum, in dem das Mädchen sein Ankleidezimmer vermutete. Jetzt oder nie!
Arya schlich sich langsam an der Fensterseite des Raums entlang und war schon beinahe bei der Türe, als sie bemerkte, dass sie den Besen in der Bibliothek stehen gelassen hatte.Sie drehte sich um, lief auf Zehenspitzen zurück, packte den Besen aus Holz, drehte sich auf der Türschwelle um, um den anderen Raum zu betreten und prallte in der selben Bewegung gegen eine riesige, harte Wand aus warmen Fleisch.
Eine kräftige Hand packte sie am Oberarm und bewahrte sie so davor, nach hinten umzufallen, ließ sie aber nicht los, als sie sich in einer aufrechten Position befand.
Als Arya den Kopf hob, blickte sie in tiefblaue, leuchtende Augen, umrahmt von dunklen und dichten Wimpern, die sie belustigt anblickten.
DU LIEST GERADE
Perlen der Leidenschaft
AdventureOrient 1750 Die 18-jährige Arya lebt im Palast des Kalifen und arbeitet hier als Zofe bis der gutaussehende Sohn des Kalifen aufmerksam wird auf sie und die beiden damit in größte Gefahr bringt... Eine Geschichte über Liebe, Verzweiflung und Sekunde...