5. Mein Leben verändert sich

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Warum musste ich morgens immer scheiße aussehen?
Jeden Morgen, wenn ich in den Spiegel schaute, dachte ich mir das.
Und leider hatte mein Spiegelbild noch nie etwas anderes getan, als mich sauer anzustarren.

Da blickte ich auf mein Handy und als ich erkannte, dass es schon viel zu spät für eine morgendliche Dusche war, klatschte ich mir nur missgelaunt ein bisschen Concealer ins Gesicht, um Jessie nicht noch mehr Gründe zu geben, über mich zu lästern.

Als ich Mandy begegnete, schlug mein Magen Saltos.
Wahrscheinlich war er einfach nicht daran gewöhnt, trockenes Toastbrot und kalten Kakao, auf dem sich schon Haut gebildet hatte, zu bekommen.

Mandy redete ununterbrochen von einem Jungen und war dabei so fest entschlossen, ihn um ein Date zu bitten, dass ich es nicht übers Herz brachte, ihr zu sagen, dass der Junge sich sowieso nicht für eine Außenseiterin, wie sie interessieren würde.

In der Schule angekommen schmiss ich meinen Rucksack einfach nur an meinen Platz und ging dann gleich wieder zu Mandy, die unglücklicherweise am Tag der Sitzordnung krank gewesen war und nun in der ersten Reihe sitzen musste.

Auf ihrem Platz vor dem Lehrerpult erstellte sie gerade eine Liste mit Dingen, die sie bei einem Date beachten musste und da ich nett war, steuerte ich noch ein paar Punkte mehr hinzu.

Ich war gerade mitten in einer Diskussion mit ihr, ob ein heraushängendes Hemd einen Jungen eher beeindruckte oder anwiderte, als sie plötzlich den Mund zuklappte und ich auch schon einen Zeigefinger am Rücken spürte, der sich wie ein Gewehrlauf anfühlte.

Mrs Brown.
Sie stand vor mir und stemmte die Hände in die Hüften.

In der hintersten Reihe kicherten ein paar Mädchen hysterisch, aber ob das daran lag, dass ich jetzt Nachsitzen bekommen würde oder einfach, dass unsere Englischlehrerin aussah wie ein wütender Stier, wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass ich jetzt einen Riesenärger bekommen würde.

Nachdem sie mich 10 Minuten angeschrien hatte, wobei sich Jessie sichtlich amüsiert hatte, durfte ich endlich auf meinen Platz gehen.
Zum Glück saß ich an einem Einzeltisch.

Mrs Brown würde mich nicht so hassen, wenn nicht vor ein paar Tagen meine letzte Englischarbeit verschwunden wäre.
Ich hatte ihr oft erklärt, dass ich sie nicht gestohlen hatte (ich hatte eine 1- geschrieben, also bitte!?), aber sie ließ mich nie ausreden. Obwohl alle aus dem Jahrgang wussten, dass Jessie sie hatte.

"Ist hier noch frei?", riss mich eine raue Stimme aus den Gedanken. Ein Junge meines Alters stand neben mir und musterte mich.
Er trug Jeans, einen hell blauen Rollkragen-Pulli und hatte nussbraune Augen. Sein Haar war sandfarben.

"Ähm...ja...ich", stammelte ich mit größter Mühe und der Junge setzte sich.

Abends lag ich in meinem Bett und dachte, wie so oft, nach.
Ich hatte nicht mitbekommen, wie es Mandy mit ihrem Date ergangen war, weil ich die ganze Zeit an den neuen Schüler denken musste.

Sein Lächeln...
Und ich kannte noch nicht mal seinen Namen!

Love ends with deadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt