9. forever alone

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Diabetes?! (Auch bekannt als Zuckerkrankheit!) Warum hatte ich das nicht gewusst? Mandy und ich sind doch schon seit Jahren befreundet! Ich hatte sie gefragt, warum sie mir diese Information vorenthalten hatte, aber sie meinte nur, dass sie es nicht sonderlich wichtig fand. Aber ich fand es wichtig, denn sie hatte mir erklärt, dass eine Überdosis der Tabletten ihren Tod bedeuten würde!

Ich lag in meinem Bett und starrte die grau-blaue Tapete an der Decke an. Trotzdem war ich nicht müde. Es war erst 10 Uhr abends. Unten hörte ich meine Eltern, die Fernsehen schauten. Nachrichten, mich interessierten Nachrichten nicht besonders. Die Welt war sowieso immer voller Terror, Krieg, Tod und Mobbing... Das erinnerte mich an Jessie. Sie war zu 100 Prozent in Alex verknallt! Und was war mit mir? Ich war auch in ihn verliebt! "Jolien? ", fragte eine Stimme an der Tür. "Jolien!" Ich versuchte mich aufzusetzen, doch ich verlor das Gleichgewicht und kippte zur Seite weg. Mein Mund war wie ausgetrocknet. "Wasser", versuchte ich zu krächzen, aber es kam nur "wsr" raus. Doch die Gestalt in der Tür schien trotzdem zu wissen,  was ich wollte! Und schon spürte ich, wie jemand mir das Glas vom Nachttisch an die Lippen setzte.  Ich trank in gierigen Zügen, doch da ich noch immer schräg auf meinem Bett lag, plemperte ich den Bezug und mein Oberteil voll.

Dann erst wurde mir bewusst, dass meine Mum vor mir stand.
Sie lächelte mich liebevoll an und sagte:"Dein Vater und ich, wir müssen für zwei Tage nach Brüssel fahren. Der Flieger fliegt schon morgen um 5 Uhr. Leider wussten auch wir es nicht eher, weil unser Chef es uns gerade erst mitgeteilt hat! Ich hoffe du findest das nicht schlimm?" Natürlich fand ich das schlimm! Meine Eltern würden spontan zwei Tage lang nicht da sein! Und dabei wollte ich mit ihnen noch über die Mandy-Sache reden! Von Alex ganz zu schweigen. Aber ich musste auch an ihre Arbeit denken. Mit der Schule und meinem Ferienjob würde ich genug zu tun haben und Kochen konnte ich ja auch selbst...

Ich ging einen hellerleuchteten Gang entlang. Alleine. Überall roch es nach Desinfektionsmittel und Infusionsschläuchen. Und überall war es still. Keine Stimmen, kein Geklapper, gar nichts! Doch plötzlich ging mir auf, wo ich war: in einem Krankenhaus! Sofort öffnete ich die erste Tür, die mir in den Sinn kam - und blieb wie angewurzelt stehen. Im Zimmer vor mir standen zwei Betten und in diesen beiden Betten lagen Mum und Dad. Leise rief ich ihre Namen und sie öffneten ihre Augen. "Wir haben dich so lieb", sagte meine Mutter. Und mein Vater sagte: "Wir sind ja nicht für immer weg!" Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Hinter mir stand eine Krankenschwester.  "Sie müssen jetzt gehen, die Patienten brauchen Ruhe! Morgen können sie wiederkommen, Miss!" Was? Ich wollte bei meinen Eltern bleiben! Doch als ich zu ihnen gehen wollte, umfasste die Krankenschwester meine Taille und zog mich nach hinten. Doch ich wehrte mich mit aller Kraft. Ich musste zu Mum und Dad gelangen und sie fragen, was mit ihnen passiert war und warum sie hier lagen! Als ich mich umdrehte und die Frau mit aller Kraft wegsehen, spürte ich, dass sich etwas verändert hatte! Und als ich mich wieder dem Bett meines Vaters zuwandte und einen Schritt in seine Richtung machte, sah ich es. Oder ich spürte es: ein schwarzes Loch, in das ich stürzte... Und meine Eltern waren nicht mehr bei mir...

Schweißgebadet erwachte ich. Ich hatte einen furchtbaren Durst, doch mein erster Gedanke war: meine Eltern! Wo waren sie? Als ich in ihrem Schlafzimmer stand, sah ich, dass die Betten ordentlich gemacht waren und auch die Blumen auf der Komode wie immer blühten. Und erst als ich unten in der Küche stand und einen Zettel von Mum und Dad fand, fiel es mir siedend heiß wieder ein: Sie waren auf der Geschäftsreise! Und ich hatte verschlafen und sie verpasst!

Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so alleine gefühlt! Nicht, nachdem Jessie auf während der Klassenfahrt grün getönt hatte (natürlich gegen meinen Willen) und auch nicht, als ich im Kindergarten von den anderen Kindern in den Waschraum gesperrt worden war. Damals war Alles um mich herum dunkel gewesen und ich hatte eine riesengroße Panik wegen der laufenden Waschmaschine gehabt. Erst am Abend fand mich eine der Erzieherinnen... Jetzt hör doch endlich auf, Trübsal zu blasen, Jolien! Ein neuer Schultag steht dir bevor... Ein Tag mit Schule... Ein Tag mit Alex...

Love ends with deadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt