Prolog

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Erebos Faust reisst ein gewaltiges Loch in die Wand. Schwer atmend starrt er wütend auf den zerbrochenen Stein. Langsam zieht er seine Hand aus dem Loch in der Wand. Blut klebt an seiner Hand, doch es ist nicht sein eigenes. Schliesslich ist er ein Gott und könnte mit blossen Händen den ganzen Palast auseinander nehmen ohne einen Kratzer abzubekommen.

„Das wird sie mir büssen", knurrt er und setzt sich wieder auf seinen Thron. Der Thron steht am Kopfende eines Saals. Der Saal ist riesig und sowohl die Wände als auch der Boden bestehen aus schwarzem Gestein. Der Thron besteht aus dunklen Holz. Die Lehne und die Sitzfläche sind mit blutroter Seide gepolstert.

Der gewaltige Saal ist leer. Nur die Leiche eines Dämons liegt zwei Meter vor seinem Thron. Sein Herz hat Erebros in irgendeine Ecke geworfen. Er hatte es gewagt nach der Rückkehr seines Herrn Fragen zu stellen. Er hatte es verdient. Schlecht gelaunt macht er es sich auf dem Thron bequem. Seine Tante hatte es gewagt ihn aufzuhalten und wegzuschicken wie einen kleinen Jungen. Und er hatte sich nicht einmal dagegen wehren können. Sie hatte ihn zurück auf seinen Thorn geschickt und verhindert, dass er das Panthermädchen tötete.

Die Wut kochte in ihm wieder hoch, als er sich daran erinnert, wie nahe er doch bei der Erfüllung seines Vorhabens gestanden hatte. Sie hatte ihre Kraft im Kampf gegen Lope gebraucht und war noch unerfahren. Ein leichtes Ziel für einen Gott wie ihn. Dann hätte er die Prophezeiung verhindern können. Ohne sie würde sich die Prophezeiung niemals erfüllen. Ohne sie könnte er problemlos die Macht an sich reissen. Ohne sie wären auch die anderen Gestaltwandler keine Bedrohung. Denn sie ist diejenige, die aus den Begabten eine Einheit machen wird. Im Moment hat er es nur mit einigen Einzelkämpfern zu tun. Sie waren stark, aber nicht so stark, dass sie als einzelne eine Bedrohung für ihn darstellen würden. Aber wenn sie ihre Kräfte vereinen, werden sie für ihn zu einer ernstzunehmenden Bedrohung.

Sein wütendes Knurren hallt im ganzen Saal wieder. Die Gestalt in der Ecke versucht sich noch kleiner zu machen. Wäre sie nicht zusammengezuckt, hätte er ihre Anwesenheit ganz vergessen. Doch nun richten sich seine grünen Augen auf die Gestalt in der Ecke neben dem Eingang. Ihre dunkelblauen Augen sind rotgerändert. Sie hatte geweint. Es dauert ein paar Minuten, bis ihm wieder der Grund dafür einfällt. Sein Oberstbefehlshaber war ihr Vater. Er war ein guter Krieger und sein treuer Untergebender. Schade, dass er ihm das Herz heraus gerissen hat. Aber er hätte nun Mal keine Fragen stellen sollen.

„Hol mir Wein", befiehlt er dem Dämonenmädchen. Sie zuckt bei seinen Worten zusammen, eilt dann aber sofort los um seinen Wunsch zu erfüllten. Ihre blonde Mähne verschwindet in einer Seitentür. Nun ist er alleine. Seine Wut ist immer noch nicht verraucht. Er stand so kurz davor sie zu töten.

Dann stiehlt sich ein boshaftes Lächeln auf seine Lippen. Wenigstens war er nicht der Einzige, der im Moment leidet. Sie würde sicher schon herausgefunden haben, dass nichts auf der Welt ihren Freund retten kann. Sein Lächeln wird breiter, als er sich vorstellt, wie es ihr wohl das Herz zerreisst, wenn sie erfährt, dass nichts die Wunden heilen kann, die er dem Tiger zugefügt hat. Die Seitentür öffnet sich wieder und das Dämonenmädchen eilt mit einer Weinkaraffe und einem Glas auf ihn zu. Nach einem Schluck würde es ihm sicher besser gehen und dann könnte er sich voll und ganz darauf konzentrieren, das Mädchen zu töten. Dies hellte seine Laune noch mehr auf. Er würde die Begabten töten, bevor sie für ihn zu einer Bedrohung werden konnten.


Schwarzer Mond - Die Bande des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt