Schwarzer Mond - Die Bande des Schicksals

8. Unerwartetes

Zoë

Ich weiche Dianas Schlag aus und versuche sie meinerseits mit einem Schlag zu treffen, doch sie weicht mir aus. Es kommt mir vor, als würden wir schon seit Stunden hier sein und versuchen uns gegenseitig K.o zu Schlagen. Wir schleichen um einander herum und suchen nach der Schwachstelle der andern oder warten darauf, dass eine von uns einen Fehler macht. Doch bis jetzt konnte keine über die Andere triumphieren. Jodok, Cato und Fio stehen an der Wand und beobachten uns. Fio beobachtet uns ängstlich, während Jodok und Cato aufmerksam jede unserer Bewegungen studieren. Irgendwo hinter mir kann ich Marius und Arwed mit einander kämpfen hören.

 Doch ich wage es nicht Diana aus den Augen zu lassen. Sie ist gut. Ein paar Mal hätte sie mich fast geschlagen. Aber so leicht gebe ich nicht auf. Wieder greift Diana wie aus dem Nichts an. Für einen Moment stand sie noch ganz ruhig mir gegenüber, doch im nächsten Augenblick rast sie schon auf mich zu. Ich bleibe stehen und warte auf ihren Angriff. Sie lässt mich nicht lange warten und im nächsten Moment schiessen ihre Fäuste schon auf mich zu. Ich blocke ihre linke Faust kurz vor meinem Gesicht, kann aber nicht mehr verhindern, dass sie mich mit ihrer rechten in die Seite trifft. Ich ziehe scharf die Luft ein und mache einen Satz nach hinten um Zeit zu schinden.

Doch sie folgt mir sofort und lässt mir keine Zeit mich von ihrem Schlag zu erholen. Aber es reicht um mich für den erneuten Angriff zu fassen. Ich weiche ihr aus und gehe ebenfalls zum Angriff über. Immer und immer wieder das gleiche. Angriff, Block, Angriff, Ausweichen, wieder Angreifen. Diana macht plötzlich einen Satz nach vorne. Ihre Augen glitzern gefährlich und ich kann sie nicht mehr Aufhalten.

Mit einem gut gezielten Tritt lässt sie meine Beine unter mir zusammen brechen. Mit einem Stöhnen lande ich auf dem Boden und im nächsten Moment steht sie bereits über mir und ihre Hände legen sich um meine Kehle. Doch sie drückt nicht zu. Stattdessen grinst sie mich siegessicher an.

„Du hast verloren", sagt sie. Ich knurre frustriert.

„Geh von mir runter", murre ich. Diana lacht und steht auf. Dann streckt sie mir ihre Hand entgegen. Immer noch murrend lasse ich mir von ihr auf die Beine helfen. Nur ihr schweres Atmen entlockt mir ein lächeln. Sie ist wohl genau so kaputt wie ich. Dann schwirrt mit einem Mal etwas auf meinen Kopf zu. Ich wirble herum und fange die Flasche auf.

„Gute Reflexe", meint Jodok grinsend. Ich knurre.

„Ich würde dir im Moment liebend gerne den Kopf abreissen", meine ich und schraube die Flasche auf. Gierig trinke ich und versuche Jodoks Gelächter zu ignorieren.

„Ihr habt ewig gebraucht um den Kampf zu entscheiden", meint Jodok, „Am liebsten hätte ich mich eingemischt, damit mir nicht mehr so langweilig ist."

„Zoë war nicht so leicht zu besiegen", meint Diana, „Auch wenn ich es am Ende doch geschafft habe." Ich seufze.

„Musst du mir das noch unter die Nase reiben?", frage ich und nehme noch einen Schluck Wasser. Wie gut es doch tut! Im selben Moment ertönt ein lautes Krachen von der anderen Seite des Hofes. Ich wirble herum. Arwed steht mit einem fiesen Grinsen über Marius, der sich am Boden zusammen krümmt.

„Marius!", schreit Fio und rennt los bevor ich reagieren kann. Die anderen und ich folgen ihr. Schlitternd hält sie neben Marius an und kniet sich neben ihm auf den Boden. Sie spricht beruhigend auf ihn ein und untersucht ihn schnell auf Verletzungen. Sein ganzer linker Arm verfärbt sich bereits schon und Morgen wird er aussehen wie ein einzelner grosser blauer Fleck.

„Ist halb so schlimm Fio", nuschelt Marius während er sich vorsichtig aufrichtet. Blut sickert aus einer kleinen Platzwunde an seiner Stirn.

„Du blutest und dein Arm sieht schlimm aus", schimpft Fio und legt ihre Hand an seine Wange. Sofort beginnt sich die Schnittwunde zu schliessen. Marius zuckt zusammen. Für einen Moment sitzt Fio mit geschlossenen Augen neben Marius bevor sie sich aufrichtet. Marius steht ebenfalls auf, doch er schaut immer noch zu Boden.