1. Ivy

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Nervös zupfte Ivy an ihren blonden Locken herum. "Doktor Ivana Potter?" Sie drehte sich um. Ein älterer Herr im dunkelblauen Zweireiher begrüßte sie freundlich. Er lächelte sie mehr als freundlich an. Die junge Frau stand auf und reichte ihm selbstbewusst die Hand. "Guten Tag, ich bin Wolfgang Niersbach!" "Ivana Potter aber alle nennen mich Ivy! Der letzte der Ivana zu mir gesagt hat, ist mein Großvater!" "Kommen sie doch mit mir!" Ivy folgte dem Herren in sein Büro. "Nehmen sie doch Platz!" Sie öffnete ihr Jackett ehe sie ihren Hosenanzug glatt strich und nahm an der langen Tafel platz. "Sie sprechen sehr gut Deutsch!" "Ich war in Salem im Internat. Ich spreche noch ein paar andere Sprachen!" "Sie meinen das Eliteinternat?" Ivy nickte. "Ich habe dort die Mittelstufe besucht! Oberstufe war ich in Eton!" "Sie haben eine ausgezeichnete Schulbildung?" "Nach Salem und Eton habe ich meinen Uniabschluss in Oxford abgelegt! Dort habe ich auch promoviert!" "Waren sie gut?" "Ich war Jahrgangsbeste!" Lächelte Ivy selbstsicher. "Sie haben ihren Doktor in welchem Bereich abgelegt?" Fragte er sie. "Kommunikationswissenschaften und Kunstgeschichte. Wobei ich Kunstgeschichte nur aus eigenem Interesse absolviert habe." "Also haben sie einen zweifachen Doktortitel?" Sie nickte ruhig. Eine der Sekretärinnen kam zu ihnen ihnen ins Büro. "Wollen sie Kaffee oder Wasser?" "Ich nehme einen Kaffee!" Sagte der Mann ruhig. "Da schließe ich mich an!" Gab sie lächelnd zurück. "Man hat mir ihre Doktorarbeit zugespielt. Ich habe sie mit Interesse gelesen." Ivy verstand nun die Einladung. Die junge Frau war sehr überrascht gewesen, als sie eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch für den deutschen Fußballbund bekommen hatte. "Eigentlich hatte ich mich für eine Stelle bei Mercedes beworben." "Warum?" "Mich interessieren Dinge mit denen ich mich nicht auskenne! In meiner Doktorarbeit schreibe ich über die Position des Troublemakers! Mich reizt etwas das ich nicht verstehe." "Verstehen sie etwas von Fußball?" Sie schüttelte den Kopf. "Nein!" "Sehen sie und ich habe mich mit meinen Kollegen beratschlagt. Ich würde ihnen gerne die Möglichkeit bieten ihr Konzept des Troublemakers im Nationalteam auszuprobieren. Der DFB ist stets an Erneuerungen interessiert!" Ivy hörte nun aufmerksam zu. "Sie würden alle Freiheiten bekommen, sie könnten das Konzept zusammen mit dem Bundestrainer erarbeiten. Wir haben ihnen bereits eine Wohnung hier in Frankfurt besorgt." "Das heißt sie wollen das ich für sie arbeite?" "Mercedes will sie auch, ich habe um den Vortritt gebeten, weil ich ihr Konzept bahnbrechend finde!" Die Sekretärin brachte ihnen den Kaffee. "Die Europameisterschaft steht an. Sie hätten noch etwa Sechs-Monate bis zum Start des Turniers in Frankreich." "Was wären meine Aufgaben?" "Sie sagen in ihrer Doktorarbeit das sie mit bestimmten Techniken den Zusammenhalt und damit die Leistung steigern können, in dem sie über Statistiken die Schwächsten Aussieben können." "Es ist rein auf Produktionsabläufe bezogen. In meiner Doktorarbeit habe ich ein Start-up Unternehmen begleitet." "Die im ersten Jahr ein Reingewinn von 47 Millionen Pfund ablieferten!" Sie blickte ihn an. "Es wird nicht jedem Gefallen, was ich tue!" "Das muss es nicht, es muss mir Gefallen!" Ivy lächelte ihn an. "Sie sind sehr überzeugt von mir?" "Ich schätze Innovation und sie sind mehr als innovativ und das weiß ich ohne das ich lange mit ihnen geredet habe." Sie redeten noch eine Weile, ehe sie sich nach einer Stunde verabschiedete. Sie hatte den Job. Zwar hatte sie um Bedenkzeit gebeten, doch reizte sie die Aufgabe.

2. Marco's Sicht

Marco saß im Wagen und fuhr Richtung Frankfurt. Er war so unglaublich erleichtert das er endlich den Führerschein wieder hatte oder überhaupt hatte. Aber das Thema war ein ganz eigenes und er verdrängte es immer noch am liebsten. Ilkay schlief neben ihm. Er fragte sich allerdings wie sein Fußballkollege einfach neben ihm schlafen konnte, bei der Musiklautstärke. Die Strecke von Dortmund nach Frankfurt war nicht sonderlich weit, aber der Verkehr war zähflüssig und ging nur langsam voran. Er freute sich richtig auf das Training mit der Nationalmannschaft. Ilkay schnaubte neben ihm und er zuckte zusammen. Schließlich machte er ein Foto seines Freundes, um ihn zu ärgern. Jetzt standen sie auch noch im Stau. Gelangweilt sah er aus dem Fenster seines Audis. Im Nachbarwagen sah er zwei junge Frauen, die ihm schließlich zu winkten und kicherten. Frauen! Manchmal waren sie wirklich mehr als seltsam. Im Rudel waren sie fast unausstehlich. Er konzentrierte sich wieder aufs Fahren. Wieder ging es ein Stück vorwärts. Nach einer gefühlten Ewigkeit und einem schnarchenden Ilkay neben sich, kam er in Frankfurt an. Es war herrliches Wetter in der Mainmetropole. Bereits auf dem Parkplatz traf er seinen Freund Mario Götze. Mario war gut drauf. Die beiden umarmten sich. "Na ihr Haudegen, alles klar?" "Hast du kein Zuhause?" Lachte Marco und klopfte seinem Freund auf die Schulter. Für die Nationalmannschaft zu Spielen war immer wie nachhause kommen. Es war Spaß, Spaß am Sport, Spaß am Fußball. Er packte seine Trainingstasche aus dem Wagen. Gleich würden sie schon das erste Mal zusammen auf dem Platz stehen. Gemeinsam liefen sie das Trainingsgelände entlang. Trafen auf Toni Kross und Bastian Schweinsteiger, die sich angeregt unterhielten. "Alles gut?" Begrüßte Bastian ihn freundlich. "Ich habe Lust auf Fußball!" Gab er zu. "Deswegen sind wir hier!" Grinste er gut gelaunt. "Guten Morgen, die Herren!" Der Bundestrainer war gekommen, Joachim Löw war in Begleitung einer jungen Frau. Marco konnte nicht anders, er blickte zuerst die zierliche Blondine an. Jogi reichte jedem die Hand, doch um einiges Interessanter fand er die Blondine. Sie war keine einssechzig groß, hatte langes blondes Haar das ihr weit über den Rücken reichte. Sie hatte volle, sinnliche Lippen, ihre Augen versteckte sie hinter einer Sonnenbrille. "Marco wie geht es?" Fragte Jogi ihn. "Danke gut!" Murmelte der junge Mann ein wenig schüchtern. "Können wir?" Fragte er und die Jungens folgten dem Trainer und der jungen Frau. "Wer ist das?" Fragte Mario ihn. "Keine Ahnung?" "Netter Hintern!" Flüsterte sein Freund. Marco konnte nicht anders, als der jungen Frau auf den hübsch gerundeten Po zu sehen. Sie hatte eine weiche graue Tuchhose an, die ihr besonders schmeichelte. Sie liefen hinüber zum Sammelpunkt. Marco grinste Mario an. "Du bist unmöglich!" "Ich habe aber Recht! Sage das ich recht habe!" Grinste er und stupste seinen Freund an. Vor dem Gebäude mit den Umkleiden blieben sie stehen. Auch die Restlichen Spieler des Kaders warteten dort. Die junge Frau redete mit Oliver Bierhoff und Thomas Schneider. "Jungens, es ist schön, das ihr alle da und so pünktlich seit!" Marco blickte in die Runde. Karim Bellarabi verzog das Gesicht zu einer Fratze und Marco unterdrückte das Kichern. "Ich möchte euch jemand neues aus dem Team vorstellen. Dr. Ivy Potter aus England. Ivy ist freigestellt in unserem Team als Kommunikationswissenschaftlerin. Sie ist spezialisiert auf Leistungssteigerung. Herr Niersbach hat sie eingestellt. Ivy hat alle Freiheiten Verbesserungen betreffend der Leistung jedes Einzelnen und im Team durchzuführen!" Marco versuchte zu folgen, blickte sie aber schließlich nur neugierig an. ‚Gott sie ist heiß' Schoß es ihm durch den Kopf. Ivy nahm die Brille ab. "Hallo Zusammen vielen Dank, Joachim." Begann sie. "Zuerst entschuldige ich mich jetzt schon für meinen gräßlichen Akzent. Den kriege ich in der kurzen Zeit einfach nicht weg." Die Jungens lachten. Tatsächlich hatte sie einen leichthörbaren Akzent. "Ich bin hier um die Leistung eurer Mannschaft zu steigern. Ich bin hier um das Maximum jedes einzelnen Spieler herauszuholen. Nur wenn jeder einzelne Alles gibt, ist die Mannschaft stark. Seit ihr Stark. Ich hoffe das ich euch bei dem Weg eine Einheit zu werden unterstützen kann!" Marco blickte sie an. Scheinbar war sie durchaus eine starke Persönlichkeit. "Alles aus dem einzelnen Rausholen!" Kicherte Mario. Marco bestrafte ihn mit einem bitterbösen Blick. "Herr Niersbach gibt mir freie Hand. Daher hoffe ich das Persönliche Eitelkeiten hier keinen Platz haben. Bei Fragen stehe ich  gerne zur Verfügung. Im Laufe der nächsten Wochen werdet ihr mein Konzept weit aus besser verstehen, als jetzt mit den paar Worten." Marco klatschte wie die anderen. "Umziehen, wir treffen uns in einer Viertelstunde auf dem Platz!" Rief der Trainer ihnen zu. Marco folgte den Jungens zu den Kabinen. "Sie hat Haare auf den Zähnen!" "Sie ist Doktor!" Grinste Bastian ihn freundlich an. "Bei mir kann sie auch mal Doktor spielen!" Grinste Christoph Kramer vielsagend. "Ihr seit unmöglich!" Murmelte Marco. "Warum? Sie müsste doch genau dein Typ sein!" Lachte Mario. Am liebsten hätte er seinem Freund eine Kopfnuss verpasst. Das schlimme daran war das er recht hatte. Sie war genau sein Typ.

EM und andere Katastrophen / Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt