Kapitel 9

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„Da seid ihr ja!"

Der Professor schien gar nicht erstaunt, dass Amelie Aidan mitgebracht hatte. Es schien sogar so, dass er Aidan erwartet hätte.

Amelie nahm Aidan bei der Hand. Irgendwie fühlte sie sich sicherer.

Aidan drückte sie kurz, dann straffte er sich.

„Sie haben mich wohl erwartet?"

Joel zögerte etwas.

„Ich hatte es gehofft." Er wandte sich an Amelie. „Dein Vater hat mir erzählt, dass Schwefeldämonen dich angegriffen haben. Es gibt nur ein wirkvolles Mittel, das du anwenden kannst, um dich zu wehren. Er kann es dir aber nicht beibringen, damit um zu gehen!"

Amelie wusste, von was er sprach.

„Die heiligen Gegenstände!"

Joel nickte.

„Wederdein Vater, noch deine Mutter können diese Gegenstände berühren. Auch deine Geschwister können nichts mit ihnen anfangen, weil sie sofort Verbrennungen und Verätzungen bekommen würden. Aber er..." er nickte Aidan zu. „...er kann dir helfen!"

Aidan schüttelte den Kopf.

„Ich bin kein heiliges Wesen. Sie Wissen nicht, was ich schon alles..."

Joel hob die Hand.

„Wir halten und jetzt bestimmt nicht mit Haarspalterei auf."

Er führte sie wieder in das Kellergewölbe und in den Raum, den Amelie schon kannte. Da sie immer noch Aidans Hand hielt, bemerkte sie sein Zögern. Sie versuchte mit ihm mental zu reden.

Warum zögerst du?

Er sah sie ernst an.

Es ist eine verdammt schlechte Idee. Ich bin kein heiliges Wesen!

Amelie drückte aufmunternd seine Hand.

Du bist ein Halbengel, du hast mich gerettet! Wenn du kein heiliges Wesen bist, fresse ich einen Besen!

Er lachte leise, aber spöttisch in ihrem Kopf. Sie mochte das Gefühl, dass er ihr so nahe war wie sonst niemand. Nun konnte sie ihre Mutter verstehen die das stundenlang mit ihren Vater machen konnte.

Du hast keine Ahnung, was ich in der Vergangenheit schon alles getan habe! Du würdest mich bestimmt nicht mehr als heiliges Wesen sehen!

Sie schnaubte leicht, was ihr ein fragender Blick von Joel einbrachte. Sie schüttelte lächelnd den Kopf. Joel grinste. Amelie hatte irgendwie das Gefühl, dass er genau wusste, dass Aidan und sie sich unterhielten. Schließlich war er Sonnenjäger gewesen und hatte solche Unterhaltungen bestimmt auch bei ihren Eltern mitbekommen, als er Asyl bei ihnen bekommen hatte.

Sie hob den Blick zu Aidan, der immer noch den Kiefer zusammenpresste. Daran erkannte sie, wie angespannt er wirklich war. Sie kannte ihn zwar noch nicht so lange, wie er sie, aber sie wusste jetzt schon, dass ihr seine Anspannung nicht gefiel!

Mich interessiert deine Vergangenheit nicht. Und wenn es notwendig war, was du tun musstest, sollte es dich auch nicht interessieren! Jetzt lass uns erst einmal abwarten, ob du die Sachen anfassen kannst. Ansonsten lassen wir uns etwas Neues einfallen!

Er holte tief Atem, doch dann senkte er seinen Blick zu ihr und lächelte.

Wahrscheinlich hast du Recht!

Ganz sicher habe ich Recht!

Sie lachten beide laut auf, was ihnen wieder ein Blick von Joel einbrachte.

Sie waren angekommen und Joel öffnete die Tür mit einer Schlüsselkarte. Amelie erinnerte sich, dass er damals einen alten Schlüssel benutzt hatte.

„Sie haben den Raum sichern lassen?"

Der Professor grinste.

„Nicht nur das! Ich habe ihn auch etwas erweitern und modernisieren lassen!"

Er zog die Schlüsselkarte durch ein kleines Gerät und die Tür schob sich automatisch zur Seite! Amelie pfiff anerkennend durch die Zähne, als sie den Raum betrat.

Das Lichtging automatisch an. Als sie noch vor ein paar Wochen hier war, hatte man den Raum las dunkles Loch bezeichnen können. Nun war er hell erleuchtet. Die Wände waren alle verputzt worden und statt Glasvitrinen standen nun Tresore an der Wand. Nur der Metalltisch stand noch in der Mitte des Raumes.

Joel ging an einen der Tresore und holte ein Schwert heraus, das er auf den Tisch legte.

Er nickte Aidan zu und zeigte auf das Schwert.

„Berühre es!", forderte ihn auf.

Aidan ging fast zögerlich auf den Tisch zu. Immer noch hielt er Amelies Hand. Sie merkte, dass er leicht zitterte. Sie hatte ja gesehen, was allein eine kleine Berührung bei Vampiren anstellen konnte. Deswegen konnte sie Aidans Angst verstehen!

„Dem Himmel sei Dank, dass ein Medizinprofessor anwesend ist. Wenn mir etwas passiert, kannst du gleich reagieren!" Aidan versuchte ein klägliches Lächeln in Richtung des Professors, der nur mit den Schultern zuckte.

Dann streckte er den Finger aus und berührte kurz die Klinge.

Schnell zog er den Finger wieder zurück und betrachtete ihn eingehend.

Es war nichts geschehen!

Joel lachte spöttisch.

„Ich habe dir gesagt, dass dir nichts geschehen wird! Nun nimm es n die Hand und versuche, ob es dir gut in der Hand liegt! Und lass Amelie endlich los! Sie kann dir auch nicht helfen!"

Nur widerwillig ließ Aidan sie los und nahm das Schwert in die Hand. Er ließ es ein paar Mal durch die Luft schwingen, bevor er es wieder auf den Tisch legte.

„Zu leicht! Es ist eher für eine Frau geeignet!"

Der Professor nickte und ging wieder an den Tresor. Diesmal kam er mit einem Bihänder wieder. Ein großes Schwert, dass früher die Schotten benutzt hatten und das man mit beiden Händen führen musste.

„Das dürfte dir besser behagen. Allerdings ist es eher unhandlich. Wenn du dich dafür entscheidest, solltest du dir von Jason beibringen lassen, wie man einen Schein über Gegenstände legt!"

Aidan nickte und nahm den Bihänder in beide Hände. Er prüfte es auch dieses Mal und nach einer Weile führte er es nur mit einer Hand, als ob er ein Brotmesser in der Hand halten würde.

„Das ist besser! Wenn ich wählen dürfte, dann wäre das meine erste Wahl. Es liegt mir gut in der Hand."

Joel lachte leise.

„Dann lerne! Und zwar schnell. Du wirst es ab morgen immer bei dir tragen."

Er ging wieder an den Tresor und kam mit mehreren Messern zurück.

„Da ich weiß, dass du als Mensch länger für das Erlenen des Scheines brauchst, wirst du dich erst einmal mit Messer begnügen müssen, Amelie! Aber auch du solltest deinen Vater um Unterricht bitten."

Er kramte zwei weitere Schlüsselkarten hervor und gab jedem eine davon.

„Es gibt nur vier Schlüsselkarten. Eine habe ich, zwei habt ihr."

Er ging an die hintere Wand und steckte die Karte wieder in einen Schlitz. Die Wand bewegte sich und ein Trainingsraum erschien.

„Hier könnt ihr ungestört trainieren."

Sein Handy klingelte und Amelie starrte erstaunt zu Aidan.

Man hatte hier Handyempfang?

Joel entfernt sich etwas und hörte dem Anrufer zu. Dann legte er auf und sah die beiden ernst an.

„Ihr solltet zurück in die Katakomben fahren. Sofort!"

Aidan runzelte die Stirn.

„Was ist passiert?", fragte er.

Joel rieb sich die Stirn und sah zu Amelie.

„Deine Schwester Lydia! Sie ist verschwunden! Es hat begonnen!"

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Kinder der HalbgötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt