Kapitel 2

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Der Tag war gekommen, an dem ich meine Anmeldung abgeben durfte. Mit Freuden zog ich ein sauberes Kleid an (das Kleid oben) und schminkte mich mit Schminke meiner Schwester, die einen Fünfer vor zwei Jahren heiratete und seitdem sang und als Hintergrundmusik auftrat. Meine Mutter wartete sich schon unten hibbelig, denn sie wollte unbedingt los. Also tat ich ihr den Gefallen und ging mit ihr zum Rathaus. An diesem war schon eine riesige Schlange, an die ich mich anstellte. Hinter mir waren zwei aus meiner Klasse, vor mir auch. Alle Zweier bis Fünfer gingen zur Schule, in eine Klasse. Viele in meiner Klasse waren Zweier, und die weiblichen davon hatten sich ordentlich aufgetakelt, mit einem falschen Lächeln auf dem Gesicht. Hingegen ich strahlte, denn ich wollte unbedingt gewinnen. Also, ins Casting kommen. Die Schlange wurde immer kürzer, bis ich endlich an der Reihe war. Im Raum gab ich meine Anmeldung ab. Jemand machte von meinem strahlenden Gesicht ein Foto. Es war später Nachmittag, als wir in unser Haus zurück kehrten. Mein Vater schlief schon. Genau genommen schlief er dauernd. Zu schlapp fühlte er sich nach seiner Zeit als Soldat gegen New Asia. Aber der König war korrupter als so mancher dachte, immer auf Gewinn aus. Hoffentlich machte das der Prinz besser.

Nach diesem Samstag vergingen sechs Tage, bis die Veröffentlichung der Teilnehmerrinnen des Castings verkündet wurden. Es war ein Freitag und ich saß gespannt vor dem Fernseher der Familie Rosemarin, einer Dreier Familie. Wir konnten uns keinen Fernseher leisten. Die Melodie von Illéa erklang und zum ersten Mal in meinem Leben sah ich den Prinzen. Er hatte goldblonde Haare, schokoladenbraune Augen und war groß, so wie ich. Seine königliche Hoheit wirkte gelassen und freundlich, als der Moderator die Themen der Woche vorlas. Erst im letzten Viertel der Sendung wurde über das Casting gesprochen.
"Hoheit, wie finden sie das Casting?"
"Eine gute Idee. Vielleicht finde ich ja dort meine große Liebe."
Schmachtend schaute der Prinz in die Kamera und die Tochter der Familie, Mary-Ann, fing an zu schreien.
"Nachdem wir eure Meinung gehört haben, Prinz Maximilian, wenden wir uns nun den Teilnehmerinnen zu." Der Moderator verkündete dies, als sei es keine große Sache. Pah. Über den Bildschirm flimmerten Anmeldungen, Bilder, und wieder der Prinz. Unser Bundesland war das letzte, welches gezeigt wurde.
Und ich war die Nummer 35 im Casting.

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