Kapitel 8

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In mir bildet sich ein Kloss im Hals. Sollte ich meine Vergangenheit ihm gegenüber verschweigen oder ihm vertrauen. Die Zeit scheint still zu stehen und während ich meinen Blick gesenkt halte, räuspert sich Luan bereits. "Hör mal, ich verurteile dich nicht.. Ich bin hier weil ich dich mag. Du bedeutest mir etwas und in dieser Art habe ich keine andere gemocht. Gib mir die Chance dich kennenzulernen." Durch seine aufrichtigen Worte wird mir warm ums Herz und egal ob ich es später bereuen werde, will ich mich ihm gegenüber öffnen. "Mhm.. Ich weiss nicht wo ich anfangen soll.. Ich weiss nicht wer meine Eltern sind. Ich wurde nach meiner Geburt bereits abgegeben. Ich habe keine Ahnung woher ich aus Kosovo komme. Das einzige was ich über meine Herkunft weiss, ist dass ich aus Kosovo bin. Deshalb habe ich eine Sprachschule besucht.. Mehr weiss ich nicht und es ist auch unmöglich mehr zu erfahren, meine Eltern haben sich nie mehr bei den Behörden gemeldet.."

Man sieht ihm an, dass es ihm die Sprache verschlagen hat. Selbst mir geht die Luft aus. "Morena, das ist nichts wofür du dich schämen musst.. Ich dachte, dass du Scheisse gebaut hast und deshalb hier sitzt. Aber selbst bei diesem Gedanken wusste ich, dass es nicht möglich ist. Sie haben dich in Stich gelassen, es ist nicht deine Schuld hörst du?! Bitte lass dich davon nicht runter kriegen, wenn sie sehen würden, was aus dir geworden ist, wären sie so stolz auf dich. Ohne Eltern, du hattest keinen, der dir zusprach was richtig und falsch ist und hast es von alleine gelernt.." Meine Tränen kann ich nicht mehr zurück halten, er hat das gesagt, was mich all die Jahre belastet hat. All das was ich mir selbst versucht habe, beizubringen, kam aus seinem Mund. Und ich glaube es ihm. "Danke", murmle ich vor mich hin. Er lächelt mich an und nimmt mich in den Arm. Es tut gut mich auszuweinen und ich schäme mich nicht mal, denn ich weiss er ist da. "Also jetzt hört mein Engel auf zu weinen. Ich möchte dich nie mehr weinen sehen. Ich bin da.", mit diesen Worten gibt er mir einen Kuss auf die Stirn. In mir herrscht ein Feuer, ein Gefühl macht sich in mir breit, das ich bis anhin nicht kannte.

Den ganzen Abend blieb Luan bei mir. Wir haben über vieles gesprochen und auch er hat keine einfache Kindheit hinter sich. Sein Vater griff imme zum Alkohol und daran musste die ganze Familie glauben. Immer wieder hat er sich gegen seinen Vater gestellt, um seine Mutter vor Schlägen zu schützen. Heute sind sie geschieden und Luan hat kaum Kontakt zu ihm. Wir haben uns noch Pizza bestellt bevor er gegangen ist. Aus der Arbeit ist wohl nichts geworden, aber durch unser vertrautes Gespräch bin ich mir sicher, dass wir uns öfters treffen werden.

Zufrieden lege ich mich hin, aber nach einschlafen ist mir gar nicht zumute. Meine Gedanken kreisen um unser Gespräch. Immer wieder kommt mir seine Frage in den Sinn. "Wieso hast du dich nicht bei den Behörden gemeldet und den Kontakt gesucht?"

Ein Licht am anderen EndeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt