36. Regretting

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Als ich endlich wieder in Sydney landete hatte ich ausgesprochen wenig Lust zu meiner Mutter ins Auto zu steigen, weil es natürlich klar war das sie Fragen stellen würde und versuchen würde mich zu trösten, aber ich wollte einfach nur allein sein. So wie ich es Cal gesagt hatte um einfach einen klaren Kopf zu bekommen. Im Moment schwirrten da so viele Dinge rum die da einfach nicht sein sollten, wie zum Beispiel dieses Bild wie Calum ein anderes Mädchen küsst und auch das wie er im Zimmer stand und mich mit seinen traurigen Teddyaugen angesehen hatte. Es gab nichts was mich so sehr traf wie diese Augen... Es war zwar schmerzhaft das er jemand anderen geküsst hatte, aber zu sehen wie sehr er es bereut und wie sehr er sich deswegen fertig machte tat mir noch viel mehr weh.

Ich ließ mich auf den Beifahrersitz fallen, schnallte mich an und würdigte meine Mom keines Blickes. Ich spürte wie sie mich von der Seite aus musterte, aber es dauerte nicht lange bis sie erahnen konnte was los war und mir ihre Hand tröstend auf die Schulter legte. Das war einer der vielen Talente meiner Mom, das sie einfach bei einem Blick schon wusste was Sache ist und manchmal auch schon wusste was los war bevor man es selbst richtig wusste. Als sie verstand das ich absolut keine Lust auf Gesellschaft hatte, startete sie den Motor und wir rollten vom Parkplatz dierekt auf den Highway. Ich sah aus dem Fenster und beobachtete wie die Landschaft an uns vorbei zog und stellte mir die ganze Zeit nur eine Frage: Wie konnten wir hier enden? Es war mir ein Rätsel.
Wir fuhren noch eine ganze Weile bis wir endlich in unserer Einfahrt hielten, ich meine Tasche aus dem Kofferraum holte und schließlich die Tür aufschloss. Ich lief die Treppen nach oben in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Ich ließ meine Tasche einfach auf den Boden fallen und starrte für eine gefühlte Ewigkeit wie gebannt auf mein Bett. Erst in diesem Moment wurde mir bewusst was ich überhaupt getan hatte... Ich hatte eine Entscheidung getroffen die total nachvollziehbar war und ich auch absolut für die richtige gehalten hatte aber wieso fühlte ich mich dann so unglücklich dabei? Langsam begann ich mich zu fragen ob ich diese Entscheidung getroffen hatte weil ich dachte das es das Beste für uns ist oder weil es doch eigentlich so sein musste. Ich meine man kennt es ja so aus Serien und Filmen... Die beste Entscheidung ist doch grundsätzlich erstmal auf Abstand zu gehen. Aber vielleicht wollte ich das garnicht. Vielleicht war alles was ich wollte bei Cal zu sein und es mit ihm zu klären. Mir nochmal ganz genau erklären lassen wieso, weshalb, warum und es dann zusammen durchstehen. Denn wie zur Hölle sollen wir bitte so eine Beziehung wie vorher führen wenn diese Sache ungeklärt auf alle Ewigkeit zwischen uns steht? Es war einfach nicht richtig. Ich hatte mir etwas vorgemacht, ich hatte Calum etwas vorgemacht, ich... ich hatte jedem etwas vorgemacht. Es stimmte einfach nicht das es das beste war, selbst wenn ich fest davon ausgegangen bin. Ich war erst ein paar Stunden von ihm entfernt und ich hatte das Gefühl wenn ich nicht in den nächsten Paar Minuten etwas von ihm hörte, das ich sofort die Tasche wieder nehmen würde und einfach wieder zurück fliegen würde.

Irgendwann wannte ich meinen Blick ab und wischte mir die Tränen von den Wangen. Es war einfach alles totale Zeitverschwändung... Das was wir jetzt gerade taten, das was wir bisher getan hatten. So zu tun als wäre mein Leben hier in Sydney und als würde ich sehr wohl auch ohne ihn klarkommen aber das war einfach nicht so. Die Frage war bloß wieso mir das erst jetzt auffiel. Gott, es war so offensichtlich. Seit dem ersten Moment als ich ihn sah war klar das ich zu ihm gehörte und das egal wo, wie oder wann. Immer. Einfach für immer und ich konnte rein garnichts dagegen tun.
Ich setzte mich auf die Bettkante und Stütze das Gesicht in meine Hände. Ich war einfach so dumm zu glauben das es hier in Sydney alles besser machen würde. Als wäre hier ein Wunder für mich übrig was alles einfach so wieder in Ordung bringen würde. Das gab es nicht und das hatte ich auch nie gedacht. Ich schätze was ich gedacht habe war einfach... Aus den Augen aus dem Sinn oder so ähnlich. Wobei selbst wenn ich das gedachte hätte wäre es eine weitere Sache die man auf die ,, Ich-hab-mir-selbst-was-vorgemacht" Liste setzten hätte können. Ich hätte einfach wissen müssen das egal wie weit wir voneinander entfernt waren, das er immer in meinen Gedanken war, immer. Keine Minute lang nicht...
Plötzlich riss mich mein Telefon aus den Gedanken. Gott sei Dank wenn man bedenkt was ich mir sonst noch hätte für Vorwürfe machen können. Ich warf einen Blick aufs Display und mein Herz machte einen Sprung vor Erleichterung.

Scars | FF Calum HoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt