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Die Zeit mit Klaas verging viel zu schnell. Ich vermisste ihn jetzt schon, obwohl er gerade mal zwei Stunden weg war. Immerhin würde ich ihn in anderthalb Wochen auf Jokos Geburtstag sehen. Klaas hatte es für nötig befunden Jan zu fragen, ob dieser mich mitnehmen würde, da er auch eingeladen war. Wahrscheinlich dachte er ich würde nicht kommen. Vielleicht hätte ich es mir wirklich kurzfristig anders überlegt. Irgendwie hatte Klaas ein Gespür dafür und traf entsprechende Vorkehrungen. Aber ich hatte Joko zugesagt. Ich galt zwar nicht als die zuverlässigste Person, aber ich versuchte zumindest gegenüber meinen Freunden meine Versprechen zu halten. Und außerdem wollte ich Joko wiedersehen, auch wenn ich dabei Klaas Freundin kennenlernen würde. Aber das war ich ihm auch irgendwie schuldig und Klaas schien wirklich über beide Ohren verliebt zu sein. Und ich war die letzte Person, die ihm das nicht gönnen würde.

Ich hatte diesen Jan nicht nochmal getroffen, außer das eine Mal, als er in meiner Wohnung war. Ich hätte es bevorzugt mit der deutschen Bahn nach Berlin zu fahren, anstatt mit einem fast Fremden. Aber diese Entscheidung hatte Klaas ja schon für mich getroffen. Meine Proteste dagegen halfen nichts, er hätte es ja schon so mit Jan abgemacht. Ich glaubte zwar, dass Jan nicht sonderlich erfreut davon war mich mitnehmen zu müssen, aber egal. Er hatte irgendwie einen unsympathischen ersten Eindruck hinterlassen.

"Komme dich morgen um 10 abholen. Jan" erreichte mich die Sms eine unbekannten Nummer. Hätte Klaas mir auch mal sagen können, dass er Jan meine Nummer gegeben hatte. Es fehlte uns zur Zeit irgendwie an Kommunikation. Seit er weg war hatten wir kein einziges mal telefoniert, nur ein paar Sms geschrieben, aber das war nicht vergleichbar mit unserem normalen Pensum an Kontakt. Dabei hatten wir keinen Stress oder sowas. Irgendwie traf es mich, dass Klaas sich nicht um Kontakt bemühte, wenn ich es mal nicht tat.

Um fünf vor zehn stand ich bereits draußen und wartete darauf, dass Jan kam. Um punkt zehn parkte dann ein grauer Nissan auf der gegenüberliegenden Straßenseite, aus welchem Jan ausstieg. Irgendwie hatte ich damit gerechnet, dass er einen Mercedes fuhr. Aber irren war menschlich. Und vielleicht hatte er einfach nicht das Geld für einen Mercedes, auch wenn ich der Meinung war, dass es das passende Auto für ihn wäre. Aber egal. Er übequerte die Straße und hob die Hand zum Gruß. "Morgen" kam von ihm, sobald er in Hörweite war. "Dir auch." erwiderte ich und griff nach meinem Koffer. "Lass, ich mach das schon." meinte Jan da plötzlich. Er wollte meinen Koffer tragen? Vielleicht war er doch nicht so unsympathisch. Der erste Eindruck kann ja täuschen. Ich übergab ihm also meinen Koffer und er trug ihn zum Auto und verstaute ihn im Kofferraum. "Na dann, steig ein!" forderte Jan mich auf." Ich nahm also auf dem Beifahrersitz Platz. Jan war heute anders als beim letzten Mal. Vielleicht hatte Klaas recht und er hatte einfach nur schlechte Laune gehabt. Zumindest war Jan heute besser gelaunt und vor allem auch freundlicher, womit ich davon ausging, dass die nächsten Stunden doch nicht so schlimm werden würden wie vermutet.

Die Fahrt verlief relativ schweigsam. Jan hatte das Radio angeschaltet und wir hatten nur ein paar Worte gewechselt. Aber irgendwie war das auch angenehm, da ich eh noch ziemlich müde war, weil ich in der vorherigen Nacht nicht viel Schlaf bekommen hatte. Und heute würde ich gar nicht schlafen können, da wir in Jokos Geburtstag reinfeiern würden. So merkte ich gar nicht wie ich wegnickte. Dass ich geschlafen hatte, bemerkte ich erst als ich aufwachte. Das Auto war mehr am fahren und Jan saß auch nicht mehr neben mir.

Nur Sekunden später ging die Fahrertür auf und der bekannte Geruch von Kaffee stieg mir in die Nase. "Na, auch mal wach?" fragte Jan mich nachdem er sich hingesetzt hatte. Er hielt mir einen Kaffeebecher hin. Durch einen Blick aus seinem Fenster stellte ich fest, dass wir uns an einer Tankstelle befanden. "Ehm ja, sieht so aus, ne. Und ehh, danke."Jan schloss die Tür. "Bitte, willst du Milch oder Zucker?" Er hielt eine Dose Milch und ein Päckchen Zucker hoch. "Ne danke, schwarz." antwortete ich ihm. Mir war es nie verständlich wieso man Zucker in seinen Kaffee tat. Dann war doch der Geschmack weg und man könnte direkt 'n Energiedrink trinken. Milch konnte ich ja noch verstehen, Zucker nicht. Genauso wie wenn man Tee mit Zucker trank. Es ergab für mich einfach keinen Sinn.
"Na dann, einen schwarzen Kaffee für die Dame." damit reichte Jan mir den Kaffeebecher und schmiss Milch und Zucker in ein Fach seines Autos. Er schien seinen Kaffee also auch schwarz zu trinken. Sympathisch.

"Wie lange fahren wir denn noch?" fragte ich Jan als wir wieder auf der Autobahn waren. "Noch etwa zwei Stunden." antwortete mir Jan ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Logisch bei einem Tempo von 120 kmh. "Oh, dann hab ich echt lang geschlafen, oder?" Ich sah Jan schmunzeln. "Wenn drei Stunden lang sind." Mir war es irgendwie peinlich eingeschlafen zu sein. Passierte ja zum Glück nicht jeden Tag, dass man im Auto von einem fast Fremden einschlief.
"Was machst du eigentlich beruflich?" Wollte Jan jetzt Smalltalk führen? "Ich studiere und arbeite in 'ner Bar und du? " Nicht gerade der beste Job, aber irgendwie musste ich mich ja finanzieren. "Hab 'ne Radiosendung mit Klaas und moderiere die Lateline. Was studierst du denn?" Irgendwie war fast mein gesamtes Umfeld in den Medien tätig. "Ach ja das mit der Radiosendung hatte Klaas mal erwähnt und ich studiere Journalismus." antwortete ich ihm. So langsam fand ich Jan echt nett. "Und hörst du uns?" wollte er wissen. "Ich hab' kein Radio zu Hause, ist 'ne Studentenwohnung." - "Na dann ist mein Auto ja besser ausgestattet als deine Wohnung." Nach diesen Worten schaltete er das Radio ein. "Was schenkst du eigentlich Joko?" fragte ich Jan. Irgendwie interessierte mich das. "Ein Douglasgutschein, mir ist nichts eingefallen. Was schenkst du ihm denn?" Er stellte das Radio etwas leiser. "Karten für das Ärzte Konzert in Köln. Das gleiche schenk' ich dann auch Klaas, ist nämlich erst im November."

Joko, Klaas, Olli & Jan FF (Arbeitstitel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt