„Beruhig dich. Ich bin's nur." Als die Person sich wieder aufrecht hinstellte, erkannte ich das mir bekannte Gesicht und seufzte erleichtert. Es war Nessim gewesen, welcher sich über mich gelehnt hatte. Nervös wandte ich meinen Blick von ihm ab, um nicht in Versuchung zu geraten, ihm in seine leeren und angsteinflößenden Augen zu schauen. Schon bei unserer ersten und definitiv unangenehmen Begegnung, konnte ich meine Augen nicht von seinen abwenden. „Kann ich mich setzen?" fragte er und ich nickte nur und betrachtete einen der Rosenbüsche am kleinen Gewächshaus. Nessim setzte sich neben mich auf die Bank und verschränkte seine Hände hinter seinem Kopf, als er sich an die Banklehne lehnte. „Ich wollte mich nochmal für mein Verhalten im Treppenhaus entschuldigen." Sagte er und blickte hinauf in den Himmel. Als ich mich diesmal traute, ihm in seine Augen zu sehen, fingen diese das Sonnenlicht auf und strahlten so in einem warmen Licht. Fasziniert, jedoch auch mit ein wenig Furcht, schaute ich in seine Augen. „Alle starren." Flüsterte er und schloss seine Augen. Dadurch erwachte ich aus meiner Trance und schaute gepeinigt zu den Rosenbüschen erneut herüber. „Tut mir leid." Sagte ich, er jedoch schüttelte den Kopf, sagte: „Ist schon ok." Und öffnete erneut seine Augen. „Wioher der Sinneswandel?" fragte ich ihn und blickte ihm in die Augen ohne noch einmal mit der Wimper zu zucken. Langsam fuhren meine Hände hinab zu dem Saum meines Oberteils und zupften leicht nervös daran. „Naja", sagte er und kratzte sich am Hinterkopf, „Wie gesagt, ich muss mich für mein Verhalten entschuldigen, meine Schwester hatte mich zur Weißglut getrieben.", „Darf ich fragen, um was es ging?" Als ich die Frage ausgesprochen habe, sah ich die Antwort schon in seinem Blick. Es war eine private Angelegenheit, ermahnte ich mich, sei nicht immer so neugierig. „Ist schon gut." Murmelte ich und mein Blick wanderte in Richtung Akademie, als ich Brenda auf uns zu stöckeln sah. Wie konnte sie nur jeden Tag Pumps tragen? „Hallo Leute!" trällerte sie fröhlich und warf ihr Haar zurück. Man könnte meinen, sie verhielt sich wie eine Mutter, die mit ihren Kindern befreundet war, wenn sie mit Schülern sprach. Eher weniger verhielt sie sich als eine Schuldirektorin. „Hey Brenda." Sagte Nessim lächelnd und umarmte sie flüchtig. „Hey." Sagte ich etwas verhalten. Seit wann umarmt man seine Schuldirektorin? „Na, dann habt ihr euch ja schon gefunden? Wie wunderbar!" sagte Brenda freudig und klatschte wie ein glückliches Kind in die Hände. Verwundert trafen sich Nessims und mein Blick. „Sie ist das Mädchen, das ich trainieren soll? Ich habe mit jemand Jüngerem gerechnet, als du von der ersten Trainingsstufe geredet hast." Nessim sollte mich trainieren? Der kleine Schock in meinen Gliedern ließ mich in meiner Bewegung erstarren, als ich eine Strähne hinter mein Ohr klemmen wollte. Konnte er das überhaupt, fragte ich mich. Schließlich wurde er doch speziell als Luftbändiger ausgebildet, wenn ich mich recht entsinne. „Tut mir leid, dass ich euch so wenig Infos gegeben hatte. Aber ich war mir sehr sicher, dass ihr zurechtkommt. Nessim, ich vertraue auf deine exzellenten Fähigkeiten als Tutor. Mach aus ihr eine von uns! Viel Glück!" Sprachlos ließ sie mich, uns, stehen. Was hatte sie gerade gesagt? 'Mach aus ihr eine von uns'? Was sollte das bedeuten? Ein unangenehmes Schweigen legte sich über mich und Nessim. Wow, das war seltsam. „Und du bist wirklich aus der ersten Trainingsstufe?" fragte er verwundert und betrachtete mich einmal von oben bis unten. „Du siehst definitv nicht aus wie 14." Sagte er leise und wandte seinen Blick von mir ab. „Ich bin 17.", erwiderte ich etwas verlegen, „Ich bin in der ersten Trainingsstufe, weil ich keine Ahnung von alldem habe.", „Das werden wir ändern." Sagte er und lächelte leicht. Bei diesen Worten stand er auf und zog mich mit sich. „Wir haben eine Menge vor uns, aber heute lassen wir es erstmal langsam angehen." Seine Art mit dieser Situation umzugehen beruhigte mich ungemein, als ich ihm folgte. Vielleicht würde das alles gar nicht so schlimm werden, wie ich gedacht hatte. Vielleicht würde ich es mit seiner Hilfe sogar schaffen, meine Fähigkeiten zu entdecken. „Womit fangen wir denn an?" fragte ich ihn und ließ mich von ihm leiten. „Wir gehen an einen ganz besonderen Ort, an dem wir unsere Ruhe haben." Sagte er und warf mir einen Blick über seine Schulter hinweg zu.
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Der Ruf der Eulen
ParanormalAlexandra Heathrow weiß, dass es Leute gab, die nach ihrem Leben trachteten. Nach dem Tod ihrer Eltern eröffnete sich ihr das Geheimnis, welches ihr Leben bestimmte und fand sich mitten in einem Krieg um Stärke und Macht wieder, in dem sie der Schlü...