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„Ich bin nur das Hausmädchen!", log ich und versuchte mich dumm zu stellen, „Außerdem bin ich keine Eule. Oder habe ich etwa Flügel?!" Es kostete mich alle Überwindung diese Worte auszusprechen, jedoch waren sie wahre Worte. Ich wusste nicht, was ich war, ob Krähe, Eule oder Mensch, jedoch wusste ich, dass ich etwas mit dieser ganzen Sache zu tun hatte. Die Frau schien ihren Griff in meinen Haaren etwas zu lockern und ich nutzte sofort die Gelegenheit. Ich ergriff die Autotür, die ich zuvor schon geöffnet hatte und schlug sie gegen ihr Bein. Erschrocken taumelte sie nach hinten. Mit zitternden Fingern zog ich mich in mein Auto und verriegelte die Türen von innen. Etwas zu hektisch versuchte ich den Schlüssel in das Zündschloss zu stecken und das Auto zum Laufen zu bringen, denn es dauerte ewig bis ich es geschafft hatte. In dem Moment, in dem ich Gas geben wollte, schlug sie das Fahrerfenster mit ihrem Ellenbogen auf und ergriff meine Hand. Ich versuchte mich vor den Splittern zu schützen, aber sie verteilten sich überall in meinem Auto und auf meinem Körper. Die Wucht war sogar so stark gewesen, dass ich in meiner Wange einen Splitter spürte, welcher höllisch begann zu schmerzen. Wie war das überhaupt möglich? Wieder bekam meine Angreiferin meine Haare zu fassen und drückte mein Gesicht in die Splitter, die noch im Fenster befestigt waren. Mit einem Schrei ließ ich den Schmerzen freien Lauf. Mein ganzer Körper war wie gelähmt. Ich versuchte mich aus ihren Griff und von den Splittern zu befreien, aber sie hatten sich tief in mein Gesicht gebohrt. Während ich versuchte, weinend mein Gesicht aus den Splittern zu befreien, schien die Frau zu versuchen meine Tür zu entriegeln. Als ich mich endlich befreien konnte, tastete ich nach meiner Wange, sie blutete ohne Ende. Mit meiner unversehrten Hand drückte ich den Arm meiner Gegnerin in die Splitter. Sie fluchte laut und entriss sich aus meinem Griff. Sie wollte ausholen, aber zuvor schlug ich ihr auf die Nase. Ihr ganzes Gesicht war mit meinem Blut bedeckt. Als sie ihre Augen öffnete, sahen mir zwei schwarze Augäpfel entgegen. Erschrocken trat ich auf Gaspedal, ehe sie wieder nach mir greifen konnte. Was war das gerade?!

Aufgebracht versuchte ich mich zu beruhigen, versuchte nicht zu weinen, aber das was gerade passiert war, lähmte mich so stark das ich den Tränen freien Lauf ließ und kaum noch etwas sah. Ein Gemisch aus meinen Tränen und dem Blut welches mein Gesicht herunterrinn, vernebelte meine Sicht. Um keinen Unfall zu bauen, parkte ich an einer Tankstelle und lehnte meinen Kopf an das Lenkrad. Wieso hatte sie mir das angetan? Ich konnte immer noch die Scherben in meinem Gesicht spüren, wie sie sich in mein Fleisch gebohrt haben. Angewidert schüttelte ich meinen Kopf, in der Hoffnung die Panik und die Erinnerungen an diesen widerwärtigen Moment würden vergehen. Als ich mich wieder etwas im Griff hatte, zog ich die Visitenkarte heraus und tippte die Telefonnummer ein, welche unter ihrem Namen verzeichnet wurde. Mein Vater hatte auf diese Visitenkarte ‚Hilfe' geschrieben, welche ich jetzt bitter nötig hatte.

„Hallo, hier Brenda McFitz, wie kann ich ihnen helfen?" fragte eine lebhafte und ziemlich fröhliche Stimme am anderen Ende der Leitung. „Gott sei Dank, dass ich sie erreiche!", sagte ich erleichtert. Ich wollte mich jemanden anvertrauen und da Dad ihr vertraute, tat ich es ebenso. „Sie kennen meinen Vater James Heathrow und dann war da dieser Mann letzten Monat, gestern wieder und gerade eben diese Frau und mein Vater wollte, dass ich mich bei ihnen melde, wenn ich Hilfe bräuchte.", „Nicht so schnell, Kleine." Sagte sie, diesmal etwas ernster. „Was ist denn passiert?" fragte sie mich und ich begann ihr von dem Vorfall letzten Monat und von den Hinweisen, die mein Vater für mich aufbewahrt hatte, zu erzählen. Ich erzählte ihr alles, auch was ich durch sie schon alles herausgefunden hatte und sie unterbrach mich kein einziges Mal. Ebenfalls berichtete ich ihr bis ins kleinste Detail von der Frau, wie sie mich angegriffen hatte, wie ich fliehen konnte und wie ich nun hier in meinem Auto saß und nicht genau wusste, wohin ich sollte. „Nun gut, wo bist du gerade...", „Alexandra, Alexandra Heathrow.", „Ok, wo bist du gerade, Alexandra?, „Ich bin in Bruff. Ich weiß nicht, ob sie das kennen, aber das ist eine wirklich kleine Kleinstadt in Irland.", „Doch, doch ich kenne es zu gut. Nun gut, es ist zwar nur ungefähr 1 ½ Stunden von Killarney entfernt, aber ich möchte, dass du in Kanturk auf ein paar Leute von mir wartest, ja? Ich schicke dir die Adresse zu und meine Leute sind so schnell wie möglich bei dir." Am Ende der Leitung rauschte es und kurz danach hörte ich wieder ihre Stimme, doch sie redete mit jemand anderem. „Hunter! Bitte, es ist wirklich wichtig.", „Ja, er geht auch.", „Ok" hörte ich und dann hatte sie wieder den Hörer in der Hand. „Die Adresse ist auf dein Handy gesendet, bitte versuch keine Pausen zu machen. Sie könnten dir noch auf der Spur zu sein." Kurz verabschiedete ich mich noch von ihr, tippte die neue Adresse ein und reihte mich in den Verkehr ein.

Der Ruf der EulenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt