Es waren Schreie zu hören. Drei verschiedene, dazu noch das Wimmern und widerliche Keuchen des Mannes, der vor mir floh. Ich setzte ihm nach, schneller als ich sonst war. Tief in meinem Inneren wunderte es mich, dass sich mein Körper so stark verbessert hatte - von der Fitness bis hin zu meinen Sinnen.
Die Jagd setzte sich bis auf die Straße draußen fort. Es gab noch einige Untote, die dort ihr Unwesen trieben, jedoch waren diese vorerst zu weit weg, um uns jetzt gefährlich zu werden. Oder besser gesgat, um ihm gefährlich zu werden. Er lief immer weiter raus, versuchte mich abzuschütteln, doch seine Kräfte ließen irgendwann nach, sodass er gezwungen war erst langsamer zu werden, um dann schließlich ganz aufzugeben. Ich war ihm die ganze Zeit dicht auf den Fersen, jetzt griff ich nach ihm und zog ihn nach oben. In seinem Gesicht zeichnete sich die pure Panik ab. Er hob so weit es ging als Beruhigungsgeste beide Hände und sah mich flehend an. "Bitte..Tabitha.. Ich bin es doch!". Seine Stimme drang in mein Bewusstsein ein. Henry. Ich schüttelte wütend den Kopf und festigte den Griff um seinen Arm. Er stieß einen leisen Schmerzeslaut aus und versuchte zurückzuweichen, als ich ihn zu mir zog. Mein Kopf senkte sich von automatisch, sodass meine Lippen fast an seiner Schulter lagen. "Bitte..", sagte er noch ein Mal. Ich knurrte bloß zur Antwort und atmete dann tief durch die Nase ein. Wir waren nicht mehr allein. Die Untoten hatten uns bemerkt und waren jetzt in unsere Richtung gekommen. Ich stieß den Mann von mir, durch den Schwung viel er auf die von Schnee bedeckte Erde. Ich zählte die verschiedenen Stimmen der Zombies, die jetzt fast hier waren. 13, ein paar andere waren noch unterwegs, jedoch würden sie nicht mehr rechtzeitig ankommen. "Du hast andere Menschen umgebracht, habe ich Recht?", fuhr ich ihn an. Er sah mit aufgerissenen Augen zu mir hoch: "Woher-?". Ich ging einen Schritt auf ihn zu, er verstummte sofort.
Als die ersten in Reichweite waren, richtete ich mich etwas auf und fauchte dann "Halt.". Erstaunlicherweise blieben sie sogar stehen und sahen mich an. Man konnte ihnen ihr ewiges Verlangen nach lebendigem Fleisch aber noch deutlich ansehen. Als sich einer in Bewegung setzte folgten auch die anderen. "Ich sagte, ihr sollt stehen bleiben!", knurrte ich jetzt lauter. "Keine Befehle..von dir..", antwortete einer und ging jetzt direkt auf Henry zu, der bis zu diesem Zeitpunkt völlig perplex auf dem Boden gelegen hatte, nun aber anfing nach hinten zu krabbeln. Ich lief zu dem Zombie, der gerade geantwortet hatte und schubste ihn ebenfalls in den Schnee. Er hatte jedoch wesentlich mehr Probleme damit wieder aufzustehen, als ein normaler Mensch. "Töten.", stöhnte er. "Gute Idee.", antwortet ich einfach nur und trat so fest es ging auf seinen Kopf. Ich hätte nicht gedacht, dass es wirklich so gut funktionierte, doch anscheinend war er schon etwas länger in seiner toten Gestalt, sodass die Knochen seines Kopfes leicht zu zerbrechen waren. Das Blut verteilte sich zusammen mit der fast schon verschimmelten Masse des verbliebenen Hirns auf dem Boden, der Körper sackte in sich zusammen. Die verliebenen Zombies sahen mich erwartungsvoll an. Ich wandte den Blick von ihnen ab zu Henry. Er zitterte, ob vor Kälte oder nur der Angst, wusste ich nicht. "Jetzt.", gab ich den Befehl und die kleine Masse setzte sich in Bewegung. Ich hingegen machte mich wieder auf den Weg zurück zum Haus. Hinter mir rief Henry meinen Namen, jedoch achtete ich nicht darauf.
Als ich fast an meinem Ziel angekommen war, kam mir jemand entgegen. Ich hatte mich weitesgehend beruhigt, sodass ich jetzt fast wieder ich selbst war. Meine Beine blieben von selbst stehen, als wären meine Füße plötzlich festgewachsen. Wieso war sie allein? "Tabitha?", fragte sie vorsichtig. "Mariko..", flüsterte ich. Sie kam auf mich, blieb aber einige Meter vor mir stehen. "Du..", begann sie, doch sagte nicht viel mehr, vermutlich, weil sie einfach keine Wort fand, für das, was passiert war. Mir stiegen Tränen in die Augen, währnd ich versuchte irgendwie stark zu bleiben. als sie das sah, war sie schnell bei mir und zog mich in eine Umarmung. "Ich..ich bin ein Monster!", schluchzte ich: "Was ist nur mit mir passiert? Ich hätte lieber richtig tot sein sollen. Wieso habt ihr mich nicht einfach umgebracht?!". "Sag doch sowas nicht!", ihre Stimme klang fast noch gebrochener als meine, jedoch widersprach sie mir nicht. Ich drückte sie von mir und sah sie kurz an: "Komm.", dann zog ich sie mit mir. Wir liefen schweigend bis zum Haus zurück, sie fragte nicht ein Mal, was mit Henry geschehen war.
Im Wohnzimmer hatte sich Tiny auf den Boden fallen gelassen und fuhr sich mit einer Hand über die Augen. Chris lag auf den Couch und rührte sich nicht. als wir den Raum betraten zuckte Quentin zusammen und presste sich gegen die Wand, Chris seufzte bloß. "Ich-", begann ich, doch brach ab, weil ich sowieso nicht wusste, was ich sagen sollte. "So geht das nicht weiter..", stellte mein bester Freund trocken fest. Ich ließ den Kopf sinken: "Ich weiß, nur-". "Nein, nichts weißt du.", jetzt richtete er sich auf und massierte sich mit je zwei Fingern die Schläfen: "Wenn du das nicht unter Kontrolle bekommst, wirst du irgendwann einen von uns angreifen und dann... Was hast du mit Henry gemacht?". Ich hob den Blick: "Er ist draußen. Ich weiß nicht, was jetzt mit ihm ist.". Mariko ging zu Chris: "War er schneller als du?". Ich schüttelte mit dem Kopf: "Ich hab..ihn zurückgelassen..bei den Zombies..sie.. vielleicht hat er es geschafft.". "WIE KANNST DU SO ETWAS TUN?", fuhr Chris mich an und stand auf. "ICH WEIß ES NICHT!", brüllte ich zurück. Er kam weiter auf mich zu: "Du weißt es nicht? WIE KANNST DU DAS NICHT WISSEN! HERRGOTT NOCHMAL, TABITHA! WIE SOLL DAS JETZT WEITER GEHEN? JEDEN TAG ZWEI MENSCHEN UMBRINGEN, BLOß WEIL DU DICH NICHT UNTER KONTROLLE HAST?". Meine Hände fingen an zu zittern: "Du hast Recht.". "Was?", er zog die Augenbrauen zusammen. Ich zuckte mit den Schultern: "Ich habe gesagt, du hast Recht. So kann es nicht weiter gehen.". Nach kurzem Umsehen hatte ich mein Katana gefunden und es in der nächsten Sekunde auch schon in der Hand.
"Was-", begann Tiny, doch ich hob eine Hand und brachte ihn damit zum Schweigen. "Ich gehe.". "Wie - du gehst?", fragte Mariko. "Ich bin eine Gefahr für euch. Eine sehr große sogar, für euch alle. Ich habe wahrscheinlich zwei Menschen umgebracht. Dafür.. zumindest für einen von ihnen.. gibt es keine Entschuldigung. Ich habe einfach die Beherrschung verloren. Ich.. ihr solltet unter keinen Umständen verletzt werden. Dafür kann ich aber nicht garantieren, wenn ich bleibe.". Mariko stellte sich jetzt neben Chris: "Du kannst nicht einfach so abhauen! Wir haben dich doch schon Mal verloren.. Du... Wir sind in viel größerer Gefahr ohne dich!". Dann sah sie nach unten und hob ihre linke Hand an ihren Bauch: "Wie soll ich das bitte ohne dich schaffen.". Chris sah mich verzweifelt an, er hatte das, was Mariko gerade getan hatte, überhaupt nicht mitbekommen. Ich spürte wieder Tränen über meine Wange liefen: "Ihr schafft das schon. Das habt ihr schon einige Monate, bevor wir uns wieder getroffen haben, also werdet ihr das auch dieses Mal.". Sie schluchzte: "Aber jetzt ist es anders!". Ich lächelte traurig: "Nein, ist es nicht. Ihr habt Vorräte, Medikamente, einen Kamin, ein Dach über dem Kopf und eine verschließbare Tür. Es wird alles gut.". Ich glaubte mir selbst nicht, doch ich ging zu ihr und drückte sie an mich. Das Katana ließ ich dabei fast fallen, weil ich sie nicht verletzen wollte: "Es tut mir leid.". Dann sah ich Chris an, er schien völlig abwesend, dennoch umarmte ich auch ihn. Als ich mit den beiden fertig war, warf ich Tiny nur einen sanften Blick zu: "Ich habe dich am Leben gelassen, weil ich glaube, du hast es verdient. Enttäusch mich nicht.". Dann drehte ich mich um und verließ den Raum. Als ich unten angekommen war, hörte ich, wie sich oben alles in Bewegung setzte, wie Mariko meinen Namen rief und sich Schritte in meine Richtung in Gang setzten. Ich rannte fast schon nach draußen und den gleichen Weg, wie heute Morgen entlang. Ich war schon etwas gelaufen, als ich stehe blieb und mich noch ein Mal umdrehte. Drei Gestalten waren vor dem Haus von hier aus zu sehen. Sie machten keine Anstalten mir nachzulaufen und dafür war ich ihnen mehr als nur dankbar. Zum letzten Mal wandte ich mich ab und setzte meinen Weg fort. Irgendwo hin, weg von allem, was mir noch geblieben war.
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Hallo ihr Menschen!
Nach längerem auch Mal wieder ein Kapitel - irgendwie wird das mit dem Schreibe nichts, wenn ich keine Deadline dafür habe^^
Naja, vielleicht wird es ja jetzt langsam besser, wenn sich die Schulzeit dem Ende zuneigt. Wir werden sehen.
Bis irgendwann (:
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Doch die Erde dreht sich weiter
HorrorWenn man gebissen wurde und gestorben ist, wird man zum Zombie. Eigentlich. Aber was, wenn man sich an sein früheres Leben erinnern kann und dann auf seine Freunde trifft? Wie soll es nur weiter gehen, wenn man selbst als Untoter in der Mitte von L...