Kapitel 11

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Ich schloss die Klappe vom Kofferraum und sah mich dann in der Garage um. So weit hatten wir alles eingepackt, was noch zu gebrauchen war. "Hast du die Decke?", rief Chia von irgendwo her. Ich lachte leise und schüttelte den Kopf: "Ja! Liegt auf dem Beifahrersitz!". Ein paar Sekunden später stand sie vor mir, die Haare zerzaust, ein gestresster Ausdruck ins Gesicht geschrieben: "Ich dachte, wir hätten geklärt, dass ich fahre.". "Nein, ganz bestimmt nicht.", ich ging auf sie zu uns versuchte vergeblich ihre Frisur wieder herzustellen. Sie schmollte: "Aber du hast jetzt seit knapp zwei Nächten nicht geschlafen.". Ich zuckte mit den Schultern: "Das Thema hatten wir doch schon öfter. Ich brauche keinen Schlaf. Zumindest nicht so viel wie jeder andere.". Sie verdrehte die Augen und schlug sanft meine Hände weg: "Trotzdem. Du musst dich mal ausruhen.". "Habe ich doch!", verteidigte ich mich und lehnte mich mit dem Rücken gegen das große Auto: "Dass ich nicht geschlafen habe, heißt nicht, dass ich die ganze Zeit am herumtoben war.". Ich grinste sie herausfordernd an: "Ich bin schließlich nicht du.". Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen: "Pass bloß auf, Fräulein. Du hast mich die nächsten sieben Stunden ununterbrochen bei dir.". Ich schnaubte: "Ich habe dich seit knapp drei Monaten ununterbrochen bei mir. So what? Als würdest du mich dann jetzt plötzlich nerven.". "Ja, lass es einfach gut sein.", sie hob eine Hand und wandte sich gespielt beleidigt von mir ab. "Ich hole noch die Kiste aus der Küche, dann können wir fahren.", bot ich ihr jetzt in einem versöhnlicheren Ton an. Sie lächelte und nickte dann leicht: "Okay.".

Keine zehn Minuten später saßen wir im Auto und befanden uns auf dem Weg nach Süden. "Warum eigentlich genau dahin?", fragte sie und legte das Buch, was sie schon seit einigen Tagen las, auf ihren Schoß. "Also 1. möchte ich sehen, ob man über die Grenzen kommt. 2. Ist es wichtig zu wissen, ob die anderen Länder auch betroffen sind und 3. ist dort unten um einiges schöner und sicherer als hier.", antwortete ich und bog auf die Autobahn ab. Sie sah mich von der Seite an: "Wie kannst du das wissen? Es könnte dort doch auch noch schlimmer sein als hier.". Ich schaubte und warf ihr dann einen kurzen Blick zu: "Mal ganz ehrlich, wie könnte es dort schlimmer sein?". Sie blinzelte und drehte den Kopf dann wieder zur Straße: "Keine Ahnung.. alles voll mit Herden oder.. das Virus - oder was es auch immer ist - ist mutiert und die können jetzt alle rennen? So 28-days-later-mäßig?". Ich wog die Idee kurz im Kopf ab: "Dann würden die aber auch früher oder später verhungern.". Sie seufzte: "Wenn es genauso wäre, ja. Sie könnten aber auch alle so sein wie du!". Ich zuckte zusammen: "Und? Dann wären sie doch fast wieder richtige Menschen.". Chia blieb eine Weile lang stumm, dann räusperte sie sich irgendwann: "Erinnerst du dich an das eine Mal, als du in den Supermarkt gegangen bist?". Ich dachte kurz nach. Das war Ende Januar.

"Kann ich nicht einfach mitkommen?", maulte sie, als ich schon fast aus der Tür gegangen war. Ich seufzte: "Es ist besser, wenn ich alleine gehe.". "Wirklich?", sie sah fast schon verletzt aus. Chia hatte mir nie wirklich erzählt, warum sie mit mir gekommen war, allerdings hatte ich mittlerweile so etwas wie eine Theorie. Etwas, das auch erklären würde, warum sie fast die ganze Zeit bei mir war und mich kaum allein ließ. Ich umarmte sie kurz: "Ich bin bald wieder da Versprochen.". Sie nickte und schlang kurz die Arme um mich, bevor ich sie losließ und mich so schnell wie möglich auf den Weg machte.

Das ganze Dorf beherbergte nur ein paar Untote, allerdings kamen immer öfter größere Gruppen hindurch gehumpelt. Ich wollte eigentlich so bald es ging weg von hier, am Besten in die Berge. Irgendwohin, wo es nicht so viele gab. Wo man vielleicht wieder nach einem Sinn im Existieren suchen konnte.

Der Weg, den ich eingeschlagen hatte, war von einigen Autos zugestellt, allerdings kam man einigermaßen einfach hindurch. Die Scheiben waren zu sehr zugeschneit, um etwas dahinter zu erkennen, allerdings konnte ich ein paar Zombies hören, wenn ich stehen blieb und darauf achtete. Auch wenn die Menschlichkeit wieder Stück für Stück zu mir zurück kam, die Untote Seite mit ihren scharfen Sinnen blieb, auch wenn ich bis jetzt nicht mehr die Kontrolle verloren hatte. Es gab jedoch auch keinen Grund dafür.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 15, 2016 ⏰

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